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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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zischte er. »Ich beeile mich...«
    Er riss die Tür auf, und Cara konnte sehen, wie er den Flur in Richtung Direktion hinunterstürzte. Das war die Gelegenheit, auf die sie gewartet hatte. Jetzt kam es nicht in Frage, auf den Boden zu sinken und in Tränen auszubrechen. Sie schnappte sich ihren Mantel und die Handtasche, dann taumelte sie vorwärts und zog sich während des Rennens den Rock hinunter. Ihr Mantel schleifte ihr hinterher, der eine Ärmel war umgedreht, doch sie achtete nicht darauf. Sie musste nur hier raus!
    Ihr Blut raste wie die Niagarafälle durch ihre Adern. Fast wäre sie auf dem Treppenabsatz über die eine lose Kachel gestolpert, die sie jeden Tag zwanzig Mal passierte.
    Doch sie konnte ihr Gleichgewicht wiedererlangen und ihre Flucht fortsetzen. Cara hetzte an den Unterrichtsräumen entlang; voller Wut würde er ihre Abwesenheit entdecken und sich an ihre Fersen heften. Sie rannte an den Schrankräumen vorbei, öffnete den schweren Ausgang und stand kurz darauf auf der Straße. Die wunderbar sichere Straße.
    Cara hielt in ihrem Lauf nicht an, bis sie die Endhaltestelle der Buslinie auftauchen sah. Ihr Herz schlug immer noch stürmisch, und ihr Atem rasselte in ihrer Brust. Sie rannte wie von Sinnen, als ob die Dämonen aller Horrorfilme, die sie jemals angeschaut hatte, ihr gleichzeitig auf den Fersen wären.
    Gott sei Dank stand ein Bus bereits wartend da. Seine Beleuchtung war eingeschaltet und er wartete noch einige Minuten, um dann pünktlich um elf Uhr abzufahren. Cara kletterte hinein und warf dem Fahrer einen Blick zu, als ob dieser sie persönlich aus den Armen Owen Theals befreit hätte.
    »Sie haben es aber eilig«, sagte er im Hinblick auf ihr gerötetes Gesicht und ihren rasselnden Atem.
    »Ja.« Zaghaft lächelte sie und zeigte ihm ihre Monatskarte. Dann ging sie bis zur letzten Bank und ließ sich auf einen der Sitze fallen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie nach draußen, wo er jederzeit aus der Dunkelheit springen konnte. Er wusste, wo sie wohnte, wusste, welchen Bus sie nahm, denn sie hatte ihm alles erzählt. Er würde sie verfolgen, dessen war sie sich sicher. Bitte, bitte, lass ihn meine Spur verlieren, betete sie inständig und konnte vor Angst die Augen nicht schließen. Wenn sie es täte, würde er wie ein Dämon vor ihr erscheinen - also hielt sie weiterhin panisch nach ihm Ausschau. Zehn nicht enden wollende Minuten verstrichen, zehn Minuten, während der Cara befürchtete, gleich würde ihr Herz stehen bleiben.
    Letzteres hörte erst zu rasen auf, als der Fahrer die Türen schloss und der Bus anfuhr. Endlich fühlte sie sich gerettet. Owen würde sie nun nicht mehr so leicht finden.
    Sie lehnte sich zurück und starrte in die Nacht hinaus. Da sie noch viel zu sehr unter Schock stand, konnte sie gar nicht weinen. Was hatte sie getan? O mein Gott, wie war es nur dazu gekommen?
    Als Cara zitternd vor Kälte und nach Scotch riechend daheim eintraf, hatte Evie bereits im Bett gelegen. Irgendwo auf dem Nachhauseweg hatte sie ihren leuchtend roten Schal aus Chenillewolle mit der dazu passenden Mütze verloren, die ihre Schwester ihr einmal geschenkt hatte. Nein, nicht irgendwo, sondern in seinem Büro! Auf dem Boden, wo er alles hingeworfen hatte. Sie hatte viel zu viel Angst gehabt, sich danach zu bücken, als sie von panischem Entsetzen getrieben aus der Tür gestürmt war.
    »Was erlaubst du dir eigentlich, so spät nach Hause zu kommen?«, hatte ihre Schwester sie mit versteinerter, missbilligender Miene angefahren. »Es ist kurz vor zwölf und du bist...« Sie hielt inne und schnupperte ungläubig. »Betrunken! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!«
    Cara hatte in der Tür gestanden und in das Zimmer geblickt, das ganz Evies Stempel trug: überall waren Blumenmuster in warmen Farben, weiche Kissen, Kiefernmöbel mit Spitzendeckchen, überall Familienfotos und die winzigen Porzellanelefanten, die ihre Schwester sammelte. Der Jüngeren war plötzlich zum Weinen zumute. Sie hätte sich so gerne auf das Bett geschmissen, Evie ihr Herz ausgeschüttet und sich von ihr die Haare streicheln lassen, wie sie es vor Jahren immer getan hatte. Sie hätte ihr von Owen und von seiner Verführung erzählen wollen. Welche Gefühle er in ihr ausgelöst hatte: sie hatte sich gefangen, verängstigt und ganz und gar ausgeliefert gefühlt. Darüber, wie schrecklich es gewesen war, als er ihr die Kleider vom Leib gerissen und ihr »Nein« einfach ignoriert hatte.
    Doch Cara

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