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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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diese Szene bei der Bedienung entschuldigte, wurde Evie aktiv. Sie räumte Sybils Sachen zusammen und half ihr in den nach Mottenkugeln riechenden Pelzmantel.
    Als Rosie Sybil mit der wadenlangen Nerzpracht am Morgen hatte ankommen sehen, hatte sie geschmunzelt.
    »Du bist ganz schön mutig, so etwas zu tragen«, hatte sie gemeint. »Manch ein Tierschützer würde dich mit roter Farbe besprühen.«
    »Dann sprühe ich zurück«, hatte Sybil erwidert.
    »Ihr wäre das zuzutrauen«, hatte Evie gemurmelt.
    Glücklicherweise jedoch waren die Leute in der Grafton Street viel zu sehr mit ihren Regenschirmen und dem Platzregen beschäftigt, als dass sie sich um eine weißhaarige, nach Alkohol riechende Sechzigjährige kümmern würden, deren Mantel nach vierzig Jahren eher an Ratte als an Nerz denken ließ. Schließlich saßen sie zu dritt im Bewley beim Kaffee, und Evie fragte sich zum wiederholten Mal, weswegen sie sich hatte breitschlagen lassen von Olivia, deren Mutter auf diese Einkaufsexpedition zu begleiten.
    Sie wusste warum. Olivia hatte sie darum angefleht.
    »Bitte, bitte komm doch mit, Evie! Ich schaffe es alleine einfach nicht, das weißt du doch.«
    Evie spürte, wie deprimiert Olivia ohnehin schon war und dass sie die gehässigen Bemerkungen ihrer Mutter nicht stundenlang würde ertragen können. Und erst recht würde sie es nicht ertragen, wenn Sybil bereits fünf Minuten nach zwölf ihr Mittagessen mit einer reichlich bemessenen Portion Rotwein bestellen würde. Also hatte Evie zugesagt. Das wiederum bedeutete, dass sie den letzten Samstag vor der Hochzeit ihres Vaters damit verbrachte, etwas für die verdammte Sybil de Vere zum Anziehen zu suchen, wo sie doch selbst auch noch nichts hatte.
    Zuerst wollte sie ihr bestes Stück anziehen, einen schwarzroten Anzug, den sie vor zwei Jahren im Ausverkauf erstanden hatte. Doch alle kannten diesen Zweiteiler bereits, und ihr Vater sollte nicht annehmen, sie habe sich keine Mühe gegeben. Wo sie sich nun einmal entschieden hatte, an der Festivität teilzunehmen, wollte sie sich von ihrer besten Seite zeigen.
    Evie lehnte die Hochzeit zwar immer noch ab, doch sollte niemand von ihr behaupten können, sie sei eine kindische, eigensüchtige Ziege, die es einfach nicht ertrug, wenn jemand anders ihren Platz einnahm. Das dürfte ihr nie wieder jemand unterstellen. Bereits beim ersten Mal war es schmerzhaft genug gewesen, als Cara sie dessen beschuldigt hatte. Einen Anlass dazu würde sie ihrer Schwester kein zweites Mal bieten.
    Auf der Hochzeit ihres Vaters würde Evie also tanzen, am Champagner nippen und für die Fotografen lächeln, ganz gleich, welcher Art ihre eigenen Ressentiments auch sein mochten. Wenn sie sich jetzt etwas Neues zulegte, würde sie es auf ihrer eigenen Hochzeitsreise im September noch tragen können.
    »Diese Farbe hasse ich an dir«, meinte Sybil und starrte Olivia an, die in ihrer safrangelben Satinbluse makellos und wunderschön aussah. Die Bluse passte farblich zu ihrem goldenen Haar, und sie wirkte wie eine frisch vom Friseur gekommene Meerjungfrau. »Damit siehst du so fahl aus.«
    Olivia, die ihr ganzes Leben derart bissige Kommentare hatte ertragen müssen, nippte schweigend an ihrem Kaffee.
    Ganz gleich wie schlimm Vida auch sein mochte, dachte Evie, war sie doch nichts im Vergleich zu dem Albtraum von Mutter, mit dem Olivia geschlagen war. Wenn man sich nur vorstellte, in der Nähe einer solchen Person aufgewachsen zu sein!
    »Stephen gefällt es auch nicht. Das hat er mir gegenüber erwähnt. Er meinte, das Teil macht dich fast grau«, fügte Sybil noch triumphierend hinzu. »Gelb ist außerdem ordinär.«
    Himmel, was war sie doch für eine Hexe, dachte Evie.
    »Ich finde, du siehst wunderschön aus«, wandte sie sich an Olivia.
    Ihre Freundin lächelte dankbar.
    Danach erstarb die Unterhaltung, und sie saßen noch einige Minuten schweigend am Tisch. Evie grübelte darüber nach, ob sie weiter einkaufen sollten oder aber die ganze Sache abbrechen und Sybil in einem ihrer charakteristischen, nach Katzenklo und Mottenkugeln duftenden Säcke auf die Hochzeit schicken sollten.
    Sybils Geruchssinn hatte sich nach dem jahrelangen Rauchen verflüchtigt. Ihr war es offenbar gar nicht bewusst, dass sie viel eher tierisch als nach Eau de Cologne roch.
    »Verstehe wirklich nicht, warum wir nicht auf ein Gläschen in eine Bar einkehren können«, brummte sie, nachdem sie ihren mit Whisky angereicherten Kaffee ausgetrunken hatte. »Das Einkaufen

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