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Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Geh Ich Auf Meine Hochzeit

Titel: Geh Ich Auf Meine Hochzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Kelly
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der Beerdigung - das schien eine Katastrophe heraufzubeschwören. Doch zu meiner großen Überraschung haben alle drei würdevoll geschwiegen. Er war ein toller Typ.«
    »War er so etwas wie dein Stiefvater?«, fragte Cara, die sehr gerne mehr über diese recht ungewöhnliche Familienkonstellation erfahren wollte.
    »Nein, eine richtige Vaterfigur hatte ich eigentlich nie«, meinte Ewan und schien nicht sonderlich betrübt darüber zu sein. »Meine Mutter hatte ihren Spaß. Und Stan, der Mann, der jetzt gestorben ist, war immer mal wieder mit von der Partie. Aber eigentlich gab es meistens nur meine Mutter und mich. Meinen richtigen Vater habe ich nie kennen gelernt. Er hat uns verlassen, als ich noch ein Baby war. Offenbar litt er an einem ziemlichen Freiheitsdrang. Er ist nach Australien gegangen und nie mehr zurückgekehrt.«
    »Und ich dachte immer, meine Familie sei verrückt«, meinte Cara und nahm einen kräftigen Schluck von ihrem Bier.
    »Was ist denn verrückt an ihnen?«
    »Verglichen mit deiner überhaupt nichts«, scherzte sie. »Meine Mutter starb, als ich ungefähr sieben Jahre alt war, und mein Vater hat bisher nicht wieder geheiratet. Aber jetzt kennt er eine amerikanische Witwe, und am Freitag geht die Post ab.«
    »Glück gehabt!«
    »Schon«, unterbrach Cara ihn. »Das Problem ist nur, dass meine ältere Schwester eine Art Elektra-Komplex meinem Vater gegenüber hat. Ihr steht bereits der Schaum vorm Mund, wenn sie an die Hochzeit auch nur denkt. Sie hegt obendrein ein paar Verschwörungstheorien über seine Verlobte, alles in Richtung Schwarze Witwe.«
    »Verstehe!« Ewan lehnte sich zurück und lockerte seine Krawatte. »Dein Vater ist glücklich wie ein Schwein im Mist, und zwei Monate später wacht er nicht mehr aus dem Schlaf auf - deine neue Stiefmutter macht sich derweilen mit dem Millionenvermögen der Familie aus dem Staub?«
    Cara lachte. Es amüsierte sie, wie akkurat er den Finger auf die Wunde gelegt hatte. »Der Haken an der Sache ist aber der, dass ein Millionenvermögen leider nicht existiert.« Sie fingerte an dem ausgefransten Saum ihres Second Hand Leinenjacketts. »Sonst würde ich mich wohl kaum so kleiden.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher.« Ewan musterte sie von den wirren Locken und den geröteten, hohen Wangenknochen bis zu den verblichenen engen Jeans, die sie am Morgen nur deswegen angezogen hatte, weil sich alles andere in der Wäsche befand. »Meiner Ansicht nach siehst du ziemlich gut aus. Dieser Second-Hand-Schick steht dir.«
    Cara blinzelte. Sie hatte keine Ahnung, was als Nächstes kommen würde.
    »Ich kann mir dich kaum in einem Twinset mit Perlenkette um den Hals vorstellen, selbst wenn es von Armani sein sollte«, fuhr er fort. Er leerte sein Bier. »Deine Runde, Frau Reich-und-gut-Betucht!«
    Wieder lachte sie. Was als Kompliment angefangen hatte, hatte sich mühelos in einen Scherz verwandelt. Es war zwar ein schmeichelnder Scherz über ihr Aussehen, aber ein Scherz nichtsdestotrotz. Jetzt kam also sie an die Reihe, wie Ewan sie aufgefordert hatte. Cara mochte es, wenn Männer sie als eine der ihren betrachteten, als einen der Jungs.
    Sich tapfer zu schlagen und genauso hart im Nehmen zu sein wie sie, dabei fühlte sie sich sicher. Es gab keine zweideutigen Signale, wenn sie im Fluchen mit jedem Mann mithalten konnte, größere Doc-Martens‘-Schuhe trug als sie sie hatte Größe einundvierzig - und den meisten von ihnen auf den Kopf spuckte... im übertragenen Sinne.
    Sie saßen und redeten zwei Stunden lang. Warum nur hatte sie sich noch nie mit Ewan unterhalten, wo sie doch so viel Spaß daran hatte? Vielleicht lag es daran, dass er sehr attraktiv war und eine gewisse Hol-mich-der-Teufel-Aura ausstrahlte, von der sie sich grundsätzlich fernhielt.
    Männer, über die die Frauen in den Toiletten klatschten, betrachtete sie argwöhnisch. Cara mischte niemals mit, wenn die weiblichen Angestellten die Frage diskutierten, mit welchem Mann im Büro sie am liebsten ins Bett gehen würden.
    »Spielverderber«, hatte Zoë gemeint.
    »Alte Schlampe«, hatte Cara scherzhaft pariert.
    Ewan bezahlte für die nächste Runde. Sie quatschten, lachten, klatschten und fanden es herrlich. Um halb zehn meinte Ewan, er müsse jetzt gehen. »Morgen Nachmittag spiele ich Fußball. Der Coach bringt mich um, wenn ich mit einem Kater dort auftauche.«
    »An einem Sonntag?«, hakte sie nach, denn sie war etwas verstört darüber, dass ihr gemütlicher Abend so abrupt enden

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