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Geh nicht einsam in die Nacht

Geh nicht einsam in die Nacht

Titel: Geh nicht einsam in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Westoe
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Wohnung zu investieren. So niedrig wie in den letzten Jahren würde der Quadratmeterpreis nie wieder sein, meinte der Makler. Ich schluckte meinen Ärger hinunter, ging ins Kaufhaus Stockmann und kaufte eine CD der schwedischen Countryband Rednex sowie Bonbons. Anschließend ging ich zur Hauptpost, kaufte eine Karte, schrieb einen Gruß und schickte das Ganze an Nadia, die gerade nach Ängelholm im südschwedischen Schonen gezogen war.
    An Manners Geburtstag wurde Nadia neun, aber bis dahin waren es noch ein paar Tage. Manner feierte im Voraus, denn der Innenausschuss sollte nach Brüssel reisen, so dass er an seinem Geburtstag nicht im Lande sein würde. Sein Empfang begann bereits am Nachmittag und zog sich bis tief in die Nacht hinein. Es war ein gigantisches Ereignis, ein Menschengewimmel, selbst der Balkon war trotz der Kälte ununterbrochen voller Menschen. Alle politischen Parteien hatten wichtige Vertreter entsandt, entweder den Vorsitzenden oder einen Minister oder wichtigen Abgeordneten. Die Wirtschaft war zahlreich vertreten, nur zwei der legendärsten Konzernchefs fehlten. Der sozialdemokratische Premierminister Lipponen schaute vorbei, aber es blieb bei einem kurzen und formellen Besuch, Manner war ein Abtrünniger, und er und Lipponen hatten sich niemals nahegestanden. Ich wusste, dass Manner gehofft hatte, Präsident Ahtisaari würde den Empfang mit seiner Anwesenheit beehren, aber der Präsident zeigte sich nicht.
    Suvi und die anderen Töchter waren natürlich auch da. Ab und zu sah ich Suvi flüchtig im Gewimmel, sie war immer noch hager, sah aber gesünder aus als in jener Nacht und unterhielt sich lebhaft. Als sich unsere Blicke das erste Mal begegneten, nickten wir uns kurz zu und vermieden es anschließend, in die Richtung des anderen zu schauen.
    Von Manners Exfrauen war nur Carita gekommen, Tuulikki Vennola dagegen nicht. Sirpa Manner hielt sich den ganzen Abend auffällig zurück, verschmolz fast mit der Tapete. Vielleicht wollte sie das Freundschafts-Netzwerk ihres Mannes reibungslos arbeiten lassen, aber ich hegte eher den Verdacht, dass es noch um etwas anderes ging.
    Manners Bruder Oskari, der Polizeikommissar, ließ sich ebenfalls blicken, aber sein Besuch fiel fast so kurz aus wie der des Premiers. Als ich sah, wie sich die beiden Brüder linkisch voneinander verabschiedeten, dachte ich, dass es für sie wahrscheinlich zu spät war, um noch Freunde zu werden. Kurz vor Weihnachten hatten sie ihre Mutter beerdigt, doch nicht einmal das schien sie einander nähergebracht zu haben.
    Zu meiner großen Überraschung erschien auch Pete Everi bei der Feier. Er bildete die eine Hälfte der zweiköpfigen Delegation des Journalistenverbands, und ich nahm an, dass man ihm diese Verpflichtung aufgezwungen hatte: Er schwitzte stark, trank zu schnell zu viele Drinks und schien sich in dem luxuriösen Ambiente unwohl zu fühlen. Zu Anfang des Abends meinte ich zu ihm, er solle es etwas ruhiger angehen lassen, aber er hörte nicht auf mich und war ziemlich betrunken, als sein Kollege und er sich in ein Taxi setzten. Zum Ende hin sah ich mit all der Schärfe, die mir mein nüchterner Zustand verlieh, wie sehr Pete Jouni Manner verabscheute. Er hatte so viel getrunken, dass seine soziale Fassade eingestürzt war, und wenn er Manner ansah, war sein Blick voller Misstrauen.
    Ich hatte mich bereits an diesen klaren Blick gewöhnt. Seit ich nicht mehr betrunken war, erinnerte ich mich wieder an alles, was die Menschen mir sagten, und hatte das Gefühl, einen Röntgenblick zu haben, der alles und jeden durchschaute.
    An jenem Abend folgten meine Augen natürlich Jouni Manner.
    Ich wusste, dass er den ganzen Winter über betrübt gewesen war, der Tod seiner Mutter am ersten Adventssonntag hatte ihn tief erschüttert. Die Tatsache, dass Elina lange krank gewesen und ihr Tod nicht unerwartet gekommen war, hatte den Schlag kaum abgefedert, Manner hatte zu sehr an ihr gehangen, um unberührt zu bleiben. Nun aber merkte man ihm nichts an. Ich sah, wie er sich von Raum zu Raum bewegte und mit Industriemagnaten und linken Politikern unterhielt. Ich hörte ihn mal über Steuersenkungen sprechen, mal darüber, wie wichtig es war, das soziale Netz an den Stellen zu flicken, an denen es unter dem Druck der Rezession nachgegeben hatte. Ich hörte ihn mit den älteren über Rentenfragen und mit jungen Leuten über internationale Studienprogramme reden, ich sah ihn in Gesellschaft der jüngeren Frauen galant und zusammen mit

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