Geh nicht einsam in die Nacht
verstehe ich schon von Blumen? J. ruft manchmal an, kein anderer tut das Vorgestern gingen wir durch den Park alles war scharf fast funkelnd. Ich erzählte nicht, dass ich S getroffen habe und J stellte keine Fragen. Wir sprachen lange über A. und dass ein Abdruck in der Haut bleibt bei dem der zurückbleibt wenn andere reisen übers Wasser ziehen auf einer Insel stranden
Wie sich in kleinen Dörfern Autos bedrohlich langsamer bewegen wenn ihr Fahrer einen Fremden gesehen hat
Die Opfer lagen immer auf dem Rücken und sahen alle Treppenstufen und den Nachthimmel und den Pfarrer und das Messer
Wenn ich mit ihnen schlief, betrachtete ich manchmal meine Beine und Füße und Arme und die Arme waren sommersprossig und hässlich
(Juli 73) Heute Nacht sah ich die Toten über dem Wasser auf dem Heimweg zur Insel Die Erinnerung des Menschen ist Schweres Metall
- - - Die Bohnenranke des Todes Die Lange Rechnung sind 5000 Jahre ein Schrei in den Weltraum ein Schrei der Schreie aber da draußen ist es vollkommen still Tausend Jahre wird es still sein Alles ist Rauch aber dann erwache ich es ist klar und hell Stehe am Fenster höre Leises Reden auf der Straße Aber das ist Traum auf Traum denn dann wird der Horizont über dem Meer Schwarz erst nur ein kleiner Rand aber dann kommt die Wolke und ich sage Bescheid aber nur bitte Addi was ist mir dir
Menschen kennen unzählige Wege Dinge nicht zu wissen die sie schon wissen
Tischgebet im Esszimmer
Ich war eine seltsame Uschi
Kein Kind kam aus meiner Muschi
Wohin soll ich mich denn noch wenden
Geht eh alles zu Bruch in meinen Händen
Seit gestern bin ich wieder hier Wie viele Jahre
Was die Toten betrifft fragen wir immer Wo an welchem Ufer auf welchem Eiland Dabei sollten wir fragen wann und dann würden wir
Ich zerfalle in den Nächten
als wäre ich schon Verwest
(Cahuitl) Draußen auf dem Land sind Die Autos älter Die Blicke schief der Schulhof still und im Asphalt der Schatten eines Schülers der ein Rektor wurde der zu Staub wurde Die Fabriken am Samstagabend Das Echo von Geklapper das es nicht mehr gibt Die Sonne über allem und wir die wir immer hoffen und dann plötzlich sind wir verbrannt und weit fort
(Aspholm nach dem Gewitter, wenn man den Pfad geht und es
D ANACH
Oh, we’re sinking like stones,
All that we fought for,
All those places we’ve gone,
All of us are done for.
(Coldplay)
1
EIN KNAPPES JAHR vor Jouni Manners Fall erschien ein hastig zusammengeschustertes Buch über sein Leben. Manner war zu diesem Zeitpunkt 1996 und 1999 ins Europaparlament gewählt worden und hatte kürzlich verlautbaren lassen, dass er ein drittes Mal kandidieren wolle. Bei der zweiten Wahl hatte er fast 7 000 Stimmen mehr bekommen als bei der ersten und war prominenter denn je. Außerdem hatte er sich in Brüssel und Straßburg nicht blamiert, sondern alle mit seinen Sprachkenntnissen und seiner Fähigkeit, Kontakte zu knüpfen, beeindruckt. Seine Wiederwahl galt als sicher.
Die Biographie trug den Titel Der Bote aus den Arbeitervierteln, und verfasst hatte sie Kai Linnusmäki, Manners rechte Hand aus seiner Zeit bei KYVYT . Ich hatte niemals einen sinnvollen und zusammenhängenden Text von Linnusmäki gelesen. Außerdem hatte er kein moralisches Rückgrat, und seine Beziehung zu Manner war so geartet, dass er mittlerweile jeden Polypen im Rektum seines bewunderten Mentors kennen musste.
Das Buch war eine Lebensbeschreibung übelster Machart. Linnusmäki versuchte, sein Augenmerk vor allem auf Manners arme Kindheit und harte Jugend auf den Straßen von Berghäll zu richten, aber das meiste war verfälscht. Elina Manner wurde natürlich dafür gerühmt, dass sie ihre Söhne ganz allein zu bedeutsamen Staatsdienern erzogen hatte, Manner durfte viele schöne Worte über ihre Willensstärke und menschliche Wärme äußern, und so weit war natürlich alles richtig und korrekt. Sein Vater Sulo wurde am Anfang des Buchs abgehakt, es hieß, er sei »eine unruhige Künstlerseele« und »möglicherweise vom Krieg gezeichnet« gewesen und habe »unter ungeklärten Umständen einen gewaltsamen Tod gefunden«. Linnusmäki porträtierte Manner anschließend als einen »echten Sohn der Arbeiterviertel«, spielte seine Schreckensherrschaft jedoch herunter: Manners Gewalttätigkeit in der Jugend wurde – ein weitverbreitetes Phänomen in finnischen Memoiren – als eine Reihe unschuldiger Streiche dargestellt. An keiner Stelle wurde erwähnt, dass Manner ein enger Bekannter von
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