Geheimagentin Nikki Price
Kay?"
"Na ja, offensichtlich haben Sie und der Doc eine Affäre, aber aus irgendeinem Grund wollen Sie es vertuschen. Ist es wegen seiner Tochter? Oder weil Sie schon hier waren, als seine Frau noch lebte, und damals schon etwas im Gange war? Das denkt jedenfalls jeder."
"Ich glaube kaum, daß jeder das denkt", entgegnete Nikki in eisigem Ton. "Und ich kann es kaum fassen, daß Sie auf solchen Klatsch über Ihren Vorgesetzten hören. Dr. Carter ist ein wundervoller Mensch. Sie sollten sich schämen, auch nur zu denken, daß er seine Frau betrogen haben könnte. Ich rate Ihnen, es ihm gegenüber niemals zu erwähnen. Aber vielleicht haben Sie nicht die Absicht, noch lange für ihn zu arbeiten."
Kay errötete und sprang vom Hocker. "Sie können uns den Imbiß hinunterbringen. Und später wollen wir alle zu Abend essen." Abrupt wandte sie sich ab und stolzierte hinaus.
Nikki seufzte. Sie bereitete einige Sandwiches zu und brachte sie hinunter ins Labor. "Ich hole jetzt Heather ab, Dr. Carter", verkündete sie. "Wir haben etwas zu erledigen und werden ein wenig später als gewöhnlich kommen."
"In Ordnung", erwiderte er geistesabwesend.
"Wohin fahren wir denn?" erkundigte Heather sich neugierig.
"An einen Ort, wo du schreien kannst und lernst, dich zu schützen", erwiderte Nikki und bog in einen kleinen Parkplatz ein.
Heather musterte die alten, etwas schäbigen Gebäude in der Umgebung. "Sind wir hier denn sicher?"
"Sogar sehr sicher." Nikki nahm sie bei der Hand und zog sie zu einer Tür mit der Aufschrift Dragon's Lair. Sie betraten einen großen, mit Matten ausgelegten Raum, in dem Jungen und Mädchen in weißen Anzügen unter la utem Geschrei trainierten.
Nikki reichte Heather die Tüte, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, und deutete auf eine Tür. "Dort kannst du dich umziehen."
"Es wurde allmählich Zeit, daß du deinen Meister aufsuchst.
Du bist ein sehr unhöfliches Mädchen."
Nikki lächelte strahlend und verbeugte sich vor dem älteren Asiaten in schlichter, schwarzer Hose und weißem Hemd, der sie mit gestrenger Miene, aber funkelnden Augen anblickte.
"Wenn ich unhöflich bin, Meister, dann liegt es daran, daß du mich so erzogen hast. Meister Chang, das ist Heather Carter."
Zögernd verbeugte sich Heather ebenso wie Nikki zuvor.
Chang strahlte. "So ein höfliches Mädchen!"
"Geh dich umziehen", sagte Nikki und wartete, bis Heather in der Kabine verschwunden war. "Danke, daß du mir erlaubst, einen der Privaträume zu benutzen, um Heather zu
unterrichten."
"Ich habe von den Problemen gehört. Sie wird vielleicht alles Wissen brauchen, das du ihr beibringen kannst."
Nikki lächelte. Chang hatte nie mit irgendeinem
Geheimdienst zu tun gehabt, außer daß er Agenten ausbildete, aber das hielt ihn nicht davon ab, sich für geheim erklärte Informationen zu beschaffen. Seine Trainingsmethoden waren weltweit anerkannt und seine Kurse stets überfüllt.
Als ihr Vater vor Jahren nach Washington versetzt worden war, hatte er seine Tochter Nikki und seine Söhne Matt und Brad zu einem Kursus angemeldet. Die beiden Jungen waren schon bald abgesprungen, aber Nikki hatte durchgehalten, um ihrem Vater zu beweisen, daß sie etwas vollbringen konnte, was ihre Brüder nicht schafften.
Chang hatte Nikki unter seine Fittiche genommen. Er war zu der Vatergestalt geworden, die sie zu Hause vermißte. Er hatte Ihren Ängsten gelauscht und sie gelehrt, den Zorn gegen ihren Vater in eine positive Richtung zu lenken.
"Du hast mich viele Jahre leiden lassen."
Er lächelte. "Du warst ein unartiges Kind. Du hattest es verdient zu leiden." Er drehte sich um, als Heather unsicher in einem Gymnastikanzug zurückkehrte. "Wenn der kleine Schmetterling nichts dagegen hat, daß ein alter Mann zuschaut, möchte ich aufpassen, daß diese arrogante Frau dich richtig unterrichtet."
Heather entspannte sich. "Nur, wenn Sie nicht lachen."
"Dazu werde ich keinen Grund haben." Er führte sie in einen kleinen Raum am Ende des Korridors und schloß die Tür.
Nikki zeigte Heather zunächst Dehnübungen und erklärte ihr, wie wichtig es sei, die Muskeln aufzuwärmen. Dann fuhr sie fort: "Es gibt mehrere Stellen, wo ein Mann verletzlich ist."
Heather errötete. "Ich weiß eine."
Nikki nickte. "Aber das ist nicht die beste. Ziele auf sein Knie. Damit rechnet er nicht. Oder versuche, seine Kehle oder die Augen zu treffen."
"Aber warum soll ich dabei schreien?"
"Es macht dich furchteinflößender", flüsterte Nikki.
Zwei
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