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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das Loch zurück, bis der Kasten bedeckt ist, und glätte die Oberfläche mit meinen Händen.
    Ich weiß, dass ich meinen Kasten vielleicht nie wiedersehen werde.
    Schließlich gehe ich wieder ins Wasser und schwimme zu Katarina zurück.

|39| 10
    Eine Woche ist vergangen, seitdem wir im nördlichen Teil des Staates New York angekommen sind. Wir wohnen in einem kleinen Motel direkt neben einer Apfelplantage und dem örtlichen Fußballplatz. Katarina hat unsere nächsten Schritte geplant.
    Weder in den Fernsehnachrichten noch im Internet hat es verdächtige Meldungen gegeben. Das gibt uns ein Mindestmaß an Hoffnung für die Zukunft Loriens und deutet darauf hin, dass die Spur, auf der uns die Mogadori verfolgen, kalt geworden ist.
    Es mag komisch klingen, aber ich fühle mich kampfbereit. Ich bin es vielleicht vor einigen Tagen in diesem Motel noch nicht gewesen, aber jetzt. Es ist mir auch egal, dass sich mein Erbe noch nicht entwickelt hat. Es ist besser zu kämpfen, als davonzulaufen.
    »Das kann nicht dein Ernst sein«, sagt Katarina. »Wir müssen sehr umsichtig vorgehen.«
    Also warten wir ab. Katarina ist nicht mehr so recht ans Training gewöhnt, dennoch versuchen wir unser Bestes: Schattenboxen und Push-ups tagsüber in unserem Zimmer, anspruchsvollere Übungen auf dem unbeleuchteten Fußballplatz in der Nacht.
    Während des Tages darf ich durch die Apfelplantage spazieren und atme den süßen, fauligen Duft der abgefallenen Äpfel ein. Katarina hat mir verboten, tagsüber auf dem Fußballplatz zu spielen oder mit den Kindern zu sprechen, die dort ihre Sportübungen machen. Sie besteht weiterhin darauf, dass wir uns so unauffällig wie möglich verhalten.
    Vom Rande der Apfelplantage, wo ich mich hinter einem |40| Baum verstecke, habe ich immerhin einen Ausblick auf den Fußballplatz. Heute trainiert dort ein Mädchenteam. Alle Mädchen tragen lila Trikots und blendend weiße Shorts. Sie sind ungefähr in meinem Alter. Verborgen im Schatten des Apfelbaums, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ich an so einem belanglosen und simplen Spiel wie Fußball teilnehmen könnte. Wahrscheinlich wäre ich ziemlich gut: Ich liebe es, mich körperlich zu verausgaben, und ich bin schnell und kräftig. Nein. Ich wäre sogar brillant. Aber es ist mir nicht bestimmt, solch nutzlose Spiele zu spielen.
    Dennoch spüre ich, wie mir vor lauter Neid fast die Galle hochkommt. Eine neue Erfahrung. Normalerweise bin ich mit meinem Schicksal versöhnt. Aber durch diese ganze Zeit, in der wir unterwegs waren, sowie die Tatsache, dass wir den Mogadori nur knapp entkommen konnten, hat sich ein seltsamer Hass auf diese Mädchen und ihr einfaches Leben in mir gebildet.
    Ich schlucke ihn hinunter. Ich muss meine Boshaftigkeit für die Mogadori aufsparen.
     
    Heute Abend gestatten wir uns, vor dem Zubettgehen ein wenig fernzusehen. Ein Luxus, den mir Katarina normalerweise verwehrt, da sie glaubt, dass Fernsehen meinem Gehirn schadet und meine Sinne abstumpfen lässt. Allerdings wird sogar Katarina manchmal weich.
    Ich kuschele mich neben Katarina auf dem großen Bett zusammen. Sie hat einen Sender eingestellt, auf dem ein Film über eine Frau gezeigt wird, die in New York lebt und sich darüber beschwert, wie schwierig es ist, den richtigen Mann zu finden. Meine Aufmerksamkeit wird nach kurzer Zeit durch Katarinas Gesichtsausdruck abgelenkt. Sie ist komplett vertieft in die Handlung und dabei ist ihr Gesicht ganz sanft geworden.
    Sie bemerkt, dass ich sie beobachte, und wird plötzlich rot. »Auch ich habe manchmal das Recht, etwas schwach zu werden«, sagt sie und wendet sich wieder dem Bildschirm zu. »Ich kann nichts dafür. Er sieht ziemlich gut aus.«
    |41| Auch ich schaue wieder zum Fernseher. Die Frau auf dem Bildschirm schreit den gut aussehenden Mann gerade an und beschuldigt ihn, ein sexistisches Schwein zu sein. Ich habe in meinem Leben erst wenige Filme gesehen, kann aber schon erraten, wie dieser enden wird.
    Vermutlich sieht der Mann tatsächlich ziemlich gut aus, allerdings bin ich nicht so hingerissen wie Katarina.
    »Hattest du schon mal einen Freund?«, frage ich sie.
    Sie lacht. »Ja, klar. Auf Lorien. Ich war verheiratet.«
    Mein Herz zieht sich zusammen und ich erröte angesichts meiner Naivität und meiner ständigen Beschäftigung mit mir selbst. Wieso habe ich sie nicht schon viel früher gefragt? Wieso weiß ich nichts über ihren Ehemann und ihre Familie? Ich zögere, bevor ich eine weitere Frage stelle, da ich

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