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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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und steige über das Spielbrett, um zu ihr an den Schreibtisch zu gehen. Erst in diesem Moment sehe ich, was ihre Aufmerksamkeit so vollends in Anspruch nimmt.
    Eine Nachrichtenmeldung über eine Explosion in einem Bus in England.
    Ich stöhne.
    Katarina durchstöbert das Internet und die Nachrichten ständig nach mysteriösen Todesfällen. Todesfälle, die vielleicht von den Mogadori verursacht wurden. Todesfälle, die bedeuten könnten, dass ein weiteres Mitglied der Garde besiegt worden |8| ist. Seit wir auf die Erde gekommen sind, sucht Katarina nach solchen Neuigkeiten. Ich bin mittlerweile von diesem Pessimismus ziemlich frustriert.
    Mal ganz abgesehen davon, dass es auch nicht gerade erfreulich war, als es zum ersten Mal passierte.
    Ich war neun Jahre alt und lebte mit Katarina in Neuschottland. Unser dortiger Trainingsraum war ein Dachboden. Katarina hatte an jenem Tag schon mit dem Training aufgehört. Ich hingegen hatte noch genügend Energie und machte Übungen am Seitpferd, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz am Knöchel verspürte. Ich verlor das Gleichgewicht, krachte auf die Trainingsmatte, hielt meinen Knöchel und brüllte vor Schmerzen.
    Meine erste Narbe. Es bedeutete, dass die Mogadori Nummer Eins getötet hatten, den ersten in der Reihenfolge der Gardisten. Und trotz Katarinas ständiger Internetrecherche hatte uns der Vorfall völlig unvorbereitet getroffen.
    Die folgenden Wochen saßen wir wie auf glühenden Kohlen und warteten auf einen zweiten Todesfall, eine zweite Narbe. Aber nichts geschah.
    Katarina ist immer noch ängstlich und unentspannt, ständig auf dem Sprung. Aber drei Jahre sind vergangen, fast ein Viertel meines ganzen Lebens. Mittlerweile denke ich nicht mehr allzu viel darüber nach.
    Ich schiebe mich zwischen sie und den Bildschirm. »Es ist Sonntag. Zeit zum Spielen.«
    »Bitte, Kelly.« Sie spricht meinen aktuellen Decknamen mit einem gewissen Zögern aus. Ich weiß genau, dass ich für sie immer Sechs sein werde. Genauso wie ich selbst in meinem Herzen. Diese Decknamen sind lediglich Hüllen und nicht das, was ich eigentlich bin. Ich bin sicher, dass ich auf Lorien auch einen Namen hatte, einen richtigen Namen, nicht bloß eine Nummer. Aber das liegt so lange zurück, und ich hatte inzwischen so viele verschiedene Namen, dass ich mich nicht mehr erinnere.
    Sechs ist mein wahrer Name. Sechs ist das, was ich bin.
    |9| Katarina schiebt mich aus dem Weg, um die Meldung genauer zu studieren.
    Wir haben schon so viele Spieltage durch solch alarmierende Neuigkeiten verloren. Und niemals ist etwas Konkretes dabei herausgekommen. Es sind immer nur ganz gewöhnliche Tragödien.
    Der Erde mangelt es nicht an Tragödien, wie ich festgestellt habe.
    »Nein. Nur ein Busunglück. Komm, lass uns spielen.« Ich ziehe an Katarinas Arm. Ich möchte wirklich gern, dass sie sich entspannt. Sie wirkt so müde und besorgt. Ich weiß genau, dass sie eine Pause gebrauchen könnte.
    Sie rührt sich nicht. »Es ist eine Explosion in einem Bus«, sagt sie und blickt wieder zum Schirm, »und anscheinend ist der Konflikt noch nicht zu Ende.«
    »Aber das ist doch immer so«, erwidere ich und verdrehe die Augen. »Jetzt komm schon.«
    Sie schüttelt den Kopf und gibt ihr typisch erschöpftes Lachen von sich. »In Ordnung. Meinetwegen.«
    Katarina reißt sich vom Bildschirm los und setzt sich neben dem Spielbrett auf den Fußboden. Ich muss mich total beherrschen, um mir angesichts ihrer bevorstehenden Niederlage nicht die Lippen zu lecken. Ich gewinne immer bei Risiko.
    Ich knie mich neben sie auf den Boden.
    »Du hast recht, Kelly«, sagt sie und gestattet sich ein Lächeln. »Ich sollte nicht bei jeder Kleinigkeit gleich panisch …«
    Einer der Monitore auf Katarinas Schreibtisch gibt plötzlich ein lautes
Pling!
von sich. Ein Alarmsignal. Ihre Computer sind darauf programmiert, nach ungewöhnlichen Nachrichten und Blog-Einträgen, ja, sogar Veränderungen der globalen Wetterlage zu suchen. Alles in der Hoffnung, vielleicht etwas über die Garde zu erfahren.
    »Och, komm schon«, sage ich.
    Aber Katarina ist schon wieder am Schreibtisch und scrollt und klickt sich von einem Link zum anderen.
    |10| »Dann eben nicht«, sage ich. »Aber wenn das Spiel beginnt, gibt es keine Gnade.«
    Katarina ist plötzlich mucksmäuschenstill. Völlig paralysiert von irgendetwas.
    Ich stehe auf und gehe zum Schreibtisch.
    Sehe auf den Bildschirm.
    Es ist nicht, wie ich erwartet habe, ein Nachrichtenbeitrag aus

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