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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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war nicht allein. Tristan erkannte Callin und ein paar von den anderen Proteanern, die er in dem Versteck gesehen hatte.
    Freude und Erleichterung verdrängten sein Entsetzen, und Tristan trat zögernd einen Schritt auf sie zu.
    »Krek? Du lebst? Der Helix sei Dank! Wieso?«
    »Überrascht? Hast wohl gedacht, du bist der einzige Mimik außerhalb von Flagge, der noch auf den Beinen ist, wie?«
    »Nein. Nein, das ist nicht -«
    »Also, es hat nicht geklappt. Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen.«
    »Nein, du verstehst nicht. Ich bin wirklich froh -«
    Callin sprang mit einem Satz vor und versetzte Tristan, ehe er reagieren konnte, einen Fausthieb. Ein weiß glühender Schmerz zuckte durch sein Gehirn, und er taumelte gegen die Wand.
    Er schüttelte heftig den Kopf, um damit den Schmerz zu verdrängen, und als er aufblickte, waren die Proteaner näher gerückt. Er sah den Hass in ihren Augen lodern und wusste, dass er ihn verdient hatte.
    Er wollte wegrennen, kämpfte aber dagegen an. Sein Gefühl sagte ihm, dass er ohnehin nicht sehr weit kommen würde.
    »Wir haben heute eine Menge Brüder verloren, Verräter«, sagte Krek. »Jeder Kaze-Mimik ist tot. Nur du nicht.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte er und fühlte sich dabei unsagbar erbärmlich. »Aber ich weiß nicht, wieso. Ihr lebt auch – ihr alle. Warum? Ich verstehe das alles nicht.«
    »Lügner!«, schrie Callin. Er trat mit erhobener Faust drohend einen Schritt auf ihn zu, aber Krek packte ihn.
    Tristan breitete die Arme aus, wie um ihn willkommen zu heißen. »Nur zu. Tu es. Ich habe es verdient.«
    Und das meinte er auch so. Er lehnte sich an die Wand und ließ sich langsam in die Hocke sinken.
    Der Tod wirkte jetzt so einladend auf ihn. Sich all den toten Mimiks anzuschließen … Er hatte nur wenige von ihnen gekannt, und keiner hatte ihm etwas bedeutet, aber ihr Tod lastete unsagbar schwer auf seinen Schultern. Mimiks, die aus irgendeinem Grund überlebt hatten, gaben ihm die Schuld und hassten ihn. Wenn Kaze Glom nicht schon jetzt einen Preis auf seinen Kopf ausgesetzt hatte, würde das sicher bis zum Abend geschehen. Cyrill, sein spiritueller Vater, wollte seinen Kopf. Lani war irgendwo in Flagge und möglicherweise Teil dieser schrecklichen Verschwörung.
    Es gab niemanden mehr, dem er vertrauen konnte, niemanden, der ihm vertraute – und alle, die er kannte, waren entweder tot oder machten auf ihn Jagd. Welchen Sinn hatte es also, sich zu wehren?
    »Komm schon«, sagte Tristan. »Bringen wir es hinter uns.«
    Als nichts geschah, blickte er auf und sah, wie die Proteaner auf ihn herunterblickten.
    »Gut gespielte Reue, Verräter«, sagte Krek. »Bei einem anderen könnte mich das vielleicht sogar überzeugen. Aber das bin ich nicht.« Er trat näher. »Und außerdem wird es nicht so leicht sein. Dich in Stücke reißen? Dich zu Tode prügeln? Obwohl wir das im Augenblick mit dem größten Vergnügen tun würden – es ist zu gut für dich. Wenn du hier abtrittst, dann werden wir dafür sorgen, dass es genau so geschieht wie bei deinen Brüdern. Du wirst am eigenen Leib ihre Angst und ihre Qual zu spüren bekommen. Aber im Augenblick ist es noch nicht so weit.«
    Tristan sah ihn erstaunt an. »Was soll das bedeuten?«
    »Das soll bedeuten, dass wir, was dich betrifft, ein Versprechen gegeben haben, und dieses Versprechen beabsichtigen wir zu halten.«
    Krek gab zwei Mimiks ein Zeichen, worauf diese Tristan in die Höhe zerrten und ihn festhielten, während Callin eine Art Pflaster auf Tristans Hals drückte.
    »Aber nachdem wir diese Verpflichtung erfüllt haben, gehörst du uns. Und dann werden wir uns näher mit dir befassen.«
    Tristan spürte ein Prickeln auf seiner Haut, und dann sah er Lichter vor seinen Augen tanzen. Aber sie lösten sich viel zu schnell auf und machten alles umfassender Schwärze Platz.
     
    Tristan erwachte nach Luft ringend. Er hustete, wischte sich faulig riechendes Wasser von den Augen und sah sich um. Er kannte diesen Ort: das Proteus-Versteck.
    »Bist du jetzt wach?« Das war wieder Krek. »Gut, ich werde das, was ich jetzt sage, nämlich nicht wiederholen. Der einzige Grund, weshalb wir dich da draußen nicht in Stücke gerissen haben, ist Okasan. Die alte Frau möchte mit dir reden.«
    »Okasan?« Wie konnte er ihr unter die Augen treten? »Ich will sie nicht sehen.«
    Krek schubste ihn unsanft. »Was du willst, ist ohne Belang. Sie hat gesagt, du könntest vielleicht etwas Wichtiges wissen. Etwas Nützliches.

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