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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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durch sein Gehirn.
    Heute ist Krieg ausgebrochen, dachte er. Und ich bin daran beteiligt.
    Ein anderes Wort trat an die Stelle von Krieg, ein Wort, das bislang für ihn keine Bedeutung gehabt hatte, ein Wort aus den Vids, besonders den eigenartigen Vids, die sich mit Männern mit Waffen befassten, die einander in den alten Wüsten des Wilden Westens gegenüberstanden, um der Ehre und um ihres Landes willen.
    Sühne.
    Er konnte nur einen Pfad vor sich sehen: Verbindung mit Okasan aufnehmen. Wenn sie ihn haben wollte. Wenn es nicht zu spät war.
    Und dann Lani finden.

 
     
TEIL VIER
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IN DEN KRIEG

 
23
     
    Die Freizone hatte sich verändert.
    Tristan spürte das in dem Augenblick, in dem er die Plattform der Rohrbahnstation in der Freizone Nord betrat. Spannung lag in der Luft.
    Er sah sich auf der überfüllten Plattform um. Die Leute drängten, schubsten, hatten es eilig, die nächste Bahn zu besteigen. Ein Stück rechts von ihm kam es zu einer Rangelei, und eine Frau wäre beinahe von der Plattform gefallen.
    Angst, die an Panik grenzte.
    Tristan ahnte den Grund: Mimik-Schmelzer. Der Virus hatte inzwischen zweifellos die Freizone erreicht, und das hatte zur Folge gehabt, dass sich arglose Mimiks, ob ihre Anwesenheit nun legal war oder nicht, in Schleim verwandelt hatten. Die verängstigten Menschen, die sich hier auf der Plattform zusammendrängten, wussten offensichtlich nicht, dass der Virus nur Mimiks erfasste. Wie konnten sie auch?
    Dass Flagge zugeben würde, über den Virus Bescheid zu wissen, konnte er sich nicht vorstellen. Und Kaze würde sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus politischen Gründen Stillschweigen bewahren. Die Welt würde bald genug erfahren, dass der Mimikbestand von Kaze Glom vernichtet war, aber wie konnten sie zugeben, dass sie selbst den tödlichen Virus aus Flagge herausgeschmuggelt und sich selbst mit der Seuche infiziert hatten?
    Das würde sie zur Zielscheibe des Spotts sämtlicher Welten machen.
    Da die meisten Mimiks in der Freizone Flüchtlinge waren und sich alle Mühe gaben, als Reals angesehen zu werden, konnten diese verängstigten Menschen hier lediglich wissen, dass einige ihrer Mitbewohner auf schreckliche Weise ums Leben gekommen waren. Und wenn das eine ansteckende Krankheit war, wollten sie schleunigst hier weg.
    Ja, es ist ansteckend, dachte Tristan, wandte sich ab und ging zum Ausgang. Eine regelrechte Seuche. Aber keine Sorge – ihr seid alle immun.
    Und ich bin es auch.
    Warum?
    Diese Frage hatte ihn während der ganzen Fahrt von Kaze bis hierher gequält.
    Tristan warf einen Blick auf sein Grid, während er die Rampe hinuntereilte, und schlug dann die Richtung zu dem Lagerhaus ein, wo er Okasan das erste Mal begegnet war.
    Äußerlich schien die Freizone unverändert, aber die Stimmung und die Menschen waren anders. Es gab weniger Leute, die sich in den Straßen drängten, und überhaupt niemanden, der gemächlich dahinschlenderte. Diese Freizonler hasteten alle mit angespannten Gesichtern und zielbewusst dahin, als hätten sie es eilig, ihr Ziel zu erreichen, um dort die Tür hinter sich zu schließen. Es herrschte Belagerungsmentalität.
    Immerhin machte es die Fortbewegung leichter. Es ging schnell voran, aber einmal kam er dabei auch an einer in Fäulnis übergehenden Pfütze vorbei – alles, was von einem Freizonen-Mimik übrig geblieben war. Die Leute schlugen einen weiten Bogen um die Pfütze oder machten kehrt. Tristan wandte beim Vorbeigehen die Augen ab.
    Das habe ich getan, dachte er. Und dann flüsterte er: »Tut mir Leid!«
    Er sah sich immer wieder nach Polizeipatrouillen um, entdeckte aber nur zwei, und die machten auf ihn den Eindruck, ein bestimmtes Ziel zu haben. Obwohl er wusste, dass sie ihn in dieser Masque nicht erkennen würden, machte ihn ihre Anwesenheit dennoch nervös. Und dass sie so beiläufig in ihrem Schweber dahinglitten, verstärkte das Gefühl noch … geradeso, als ob die Freizone ihnen gehörte.
    Tristans Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass das vielleicht das nächste Ziel von Flagge sein könnte: Freizone Nord für sich zu beanspruchen und zu annektieren.
    Er fand den Lagerhaus-Distrikt und verweilte kurz in einer Gasse zwischen den langweilig wirkenden Zweckbauten. Sie sahen sich alle so ähnlich. Welche von diesen quaderförmigen -
    »Hallo, Verräter Tristan.«
    Tristan fuhr herum. Die Stimme kannte er. Krek stand am Eingang zu der Seitengasse und schlug sich mit der Faust in die offene Handfläche. Er

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