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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Tristan. Vielleicht.
    Aber wohin?
    Ich lebe, ich bin frei … aber wie in der alten Fabel trage ich einen Fluch … das Kainsmal.
    Ich habe meinen Bruder erschlagen – Hunderte meiner Brüder.
    Ich klinge wie Krek, dachte er.
    Aber im Augenblick könnte er einen Bruder gebrauchen.
    Was würden Okasan und Mung denken? Er hatte geschworen, dass er nie an das Katzenauge herangekommen war; er hatte ihnen in die Augen gesehen und versprochen, es noch einmal zu versuchen und ihnen das Muster zu bringen, falls er Erfolg haben sollte.
    Lügen waren die geringsten seiner Verfehlungen. Er hatte für eines der beiden großen Gloms die Rolle eines Trojanischen Pferdes gespielt, hatte ihm die Möglichkeit gegeben, seinen wichtigsten Rivalen in die Knie zu zwingen. Er hatte ganz allein das sensible Machtgefüge zunichte gemacht, und jetzt stand Flagge Glom kurz davor, die entscheidende Kraft auf dem Planeten zu werden.
    Aber die größten Verlierer bei all dem würden die Mimikrebellen sein. Sie würden -
    Bei dem Gedanken, was in den Freizonen geschehen könnte, wenn all die entflohenen Mimiks schmolzen, erfasste Tristan Entsetzen.
    Und Proteus … wenn sie nicht schon tot waren, würden sie das bald sein. Er dachte an Krek. Er war schroff und hart gewesen, aber er hatte eine Lebensfreude an sich gehabt, um die Tristan ihn beneidete. Und er hatte Tristan auf der Plattform der Rohrbahn das Leben gerettet.
    Ich wette, das tut Krek jetzt Leid, dachte er. Falls er noch am Leben ist.
    Wenn Tristan die Freizone erreichte, würde er allen überlebenden Proteanern aus dem Weg gehen müssen … ihnen aus dem Weg gehen müssen wie … wie eine Seuche.
    Ein ersticktes Geräusch – halb Lachen, halb Schluchzen – drang aus seiner Kehle und verhallte.
    Aber die Wahrheit blieb. Jeder überlebende Proteaner würde ihn sofort töten, wenn er ihn zu Gesicht bekam. Und das mit allem Recht.
    Am Leben, frei … und verflucht.
    Tristan begann sich seinen Weg durch die schreckliche Leichenlandschaft zu bahnen. Er wäre am liebsten zum Tor gelaufen, aber sein eingeschränktes Grid würde ihn nicht passieren lassen. Er musste in sein Abteil zurück, den Universalschlüssel benutzen und dann das Gehege verlassen, ehe Cyrills »Team« eintraf.
    Tristan zwang sich, schnell zu gehen – nicht zu rennen – die Gehweise eines Real, der erregt und angewidert war, aber vor niemandem floh.
     
    Tristan würgte es, als er sein Abteil betrat. Der Gestank, der von Argus’ Überresten ausging, war überwältigend. Er hielt den Atem an und holte den Universalschlüssel. Dann füllte er sich die Taschen mit Konzentratpackungen, schnappte sich jede Schablone, die er finden konnte, und rannte in den Flur.
    Wenn er Glück hatte, würde er auf dem Weg nach draußen dem »Team« nicht begegnen; wenn er noch mehr Glück hatte, würden die Überreste von Argus sie eine Weile ablenken, sie vielleicht glauben lassen, dass dieser Tristan-Mimik schließlich doch nicht immun gewesen war.
    Und er, wenn er wirklich Glück hatte, würde das Innere von Kaze Glom nie wiedersehen.
    Aber selbst wenn ihm die Flucht gelang, hatte er immer noch kein Ziel …
    »Joe, den sichersten Weg zur Freizone Nord -«
    »Aber Cyrill hat Sie angewiesen, in Ihr Abteil zurückzukehren und zu warten -«
    »Darüber setze ich mich hinweg. Ich möchte zu dem Lagerhaus zurück, wo ich gestern Morgen Okasan begegnet bin.«
    Er dachte an seine Träume von Selbstheit und wie naiv er gewesen war.
    Heute hat die Welt sich verändert, dachte Tristan. Und ich war das Instrument – das Werkzeug – jener Veränderung.
    Ein verfluchtes Werkzeug … das war alles, was er je gewesen war. Er würde -
    »Cyrill wird sehr ärgerlich sein.«
    Er wünschte, er hätte jetzt Zeit, die situativen Logikkomponenten des PDA auszuschalten. Bis das hier alles vorbei war, brauchte er nichts, was ihn jede Sekunde daran erinnerte, was seiner Ansicht nach Tristan tun sollte. Das war ein für alle Mal vorbei. Von diesem Augenblick an war Tristan derjenige, der die Entscheidungen traf.
    »Vergiss Cyrill, Joe. Hast du den Weg?«
    Rote Linien in Tristans Roaming Grid zeigten einen labyrinthischen Weg zu den Rohrbahnen, in die Freizone und zu dem Lagerhaus.
    Tristan beeilte sich. Selbst in den Fluren füllte sich die Luft mit dem Ekel erregenden Gestank von sich auflösenden Mimiks hinter jeder Tür.
    Er verdrängte die Bilder, aber die Erinnerung an die Angst in Cyrills Gesicht konnte er nicht verdrängen.
    Krieg … das Wort hallte

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