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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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sich gebracht. Woher sollte er wissen, ob es nicht einer der Proteaner war – nicht Krek oder Callin, oder einer der anderen –, der nur darauf wartete, wie er sich lächerlich machte?
    Eine Demütigung vor der Exekution.
    »Seit wann sind Sie schon hier?«, fragte er.
    »Ich bin gerade angekommen. Okasan hat mich hergebracht.«
    »Okasan … dann ist sie hier.«
    Das bedeutete, dass seine Zeit zur Neige ging.
    »Ja. Sie möchte mit Ihnen sprechen. Aber ich habe Okasan gebeten, Sie vorher aufsuchen zu dürfen. Die anderen wollten das nicht zulassen, aber Okasan hat es erlaubt.«
    Sie war Lani … sie musste Lani sein … wie sehr er sich doch danach sehnte, dass sie die echte Lani war.
    Vielleicht zu sehr.
    Er hielt sich bewusst zurück.
    Sie griff in ihre Gürteltasche, holte etwas heraus und hielt es Tristan hin.
    »Hier. Das habe ich Ihnen mitgebracht.«
    Tristan starrte das runde, flache Etui an. »Meine Garderobe. Wie haben Sie -«
    »Ich habe mich in das Lagerhaus geschlichen und das Etui gefunden. Ich dachte, Sie würden es haben wollen.«
    Tristan ging einen Schritt auf sie zu und nahm das Etui entgegen.
    Ja … es war seines. Er erkannte die Markierungen auf dem Deckel. Er strich mit den Fingern darüber und starrte Lani dabei an.
    Und sie war Lani. Ihre Stimme, ihr Tonfall, wie sie sich bewegte … alles genau so, wie er es in Erinnerung hatte. Und wie hätten die Proteaner auch an seine Garderobe kommen sollen?
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter, strich mit den Fingern über ihren Arm. Er wollte sie in die Arme nehmen, sie an sich spüren, sie küssen, wie sie sich in ihrem Apartment geküsst hatten.
    Wann war das gewesen, gestern? Es schien ihm, als läge es eine Ewigkeit zurück.
    »Das haben Sie für mich getan?«
    »Nun ja … nicht ausschließlich für Sie. Ich habe es auch für mich getan.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Sie wurde rot. »Trev … da ist die Trev-Schablone drinnen. Ich wollte nicht, dass sie verloren geht.«
    »Oh.«
    »Das verstehen Sie doch, oder?«
    Tristan war sich dessen nicht sicher, aber allein dass sie hier war, dass er ihren Arm berühren durfte, erfüllte ihn mit so wundervollen Gefühlen.
    Aber sie dachte an Trev … immer Trev.
    »Ich bin einfach froh, dass Sie hier sind.«
    »Ich … ich habe mich gefragt, ob Sie vielleicht …« Ihr Gesicht wurde noch röter, und sie wandte sich ab. »Das fällt mir so schwer.«
    Und plötzlich begriff Tristan.
    »Sie haben sich gefragt, ob ich wieder in Trev fluxen würde.«
    Sie nickte, sah ihn aber immer noch nicht an. »Ja.«
    Als er nichts sagte, blickte sie auf.
    »Sie sind böse? Habe ich Sie verletzt?«
    Ein alberner Satz – Warum wollen Sie nicht mit meinem echten Ich zusammen sein, statt mit jemandem, der ich sein kann? – schoss ihm durch den Kopf.
    Aber wie absurd war das? Die drei Mal, die sie zusammen gewesen waren, war er vier verschiedene Personen gewesen. Und eine von diesen Personen war sie gewesen.
    Wer war also das echte Ich? Selbst Tristan war sich da nicht sicher.
    »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich mich fühle«, sagte er.
    Er nahm die Hand von ihrem Arm, aber sie griff danach, drückte sie.
    »Sie müssen das verstehen. Trev ging eines Abends weg, und seitdem habe ich ihn nie mehr gesehen. Er hätte am Morgen zurückkommen sollen, aber er kam nicht. Wir hatten nie die Gelegenheit, uns voneinander zu verabschieden. Können Sie das verstehen?«
    Teilweise konnte Tristan das, aber er spürte, dass ihm vieles verschlossen blieb. Er hatte das, was Lani und Trev verbunden hatte, nie erlebt, wie konnte sie also von ihm erwarten, dass er es verstand …
    »Wenn das alles ist, was Sie wollen«, sagte er, »dann brauchen Sie mich nicht. Jeder Mimik eignet sich dafür.«
    »Nein«, sagte sie entschieden und drückte seine Hand so fest, dass es wehtat. »Es ist eben nicht so, dass jeder Mimik sich eignet. Das müssen Sie sein.«
    »Und warum?«
    »Wegen dem, was ich in Ihnen fühle. Äußerlich ändern Sie sich ständig, aber innerlich bleiben Sie derselbe, und da sind Sie wie … oh, ich wünschte, ich könnte das besser ausdrücken … innerlich sind Sie nicht genauso wie Trev, aber Sie haben etwas mit ihm gemeinsam. Irgendeine Art Verwandtschaft. Und deshalb müssen Sie es sein. Bitte. Werden Sie ihn für mich zurückbringen? Nur dieses eine Mal?« Sie atmete tief. »Und ich schwöre es, ich werde diese Bitte nie wieder äußern.«
    Wie wahr, dachte er. Ich bin dann nämlich nicht mehr da …
    »Also gut«,

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