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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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das hat mich blind gemacht.«
    »Armer Tristan«, sagte sie und strich ihm immer noch über das Haar. »Selbstheit ist eine Legende, ein Spielzeug, das die Gloms ihren fähigsten Mimiks vorgaukeln. Frag dich doch selbst: Weshalb sollte ein Glom seine besten Mimiks deaktivieren und sie als Reals in die Welt entlassen?«
    Tristan hob den Kopf, konnte ihr aber immer noch nicht in die Augen sehen. Er starrte auf die feuchten Flecken, die seine Tränen auf ihrem Kleid hinterlassen hatten.
    »Als Belohnung für Jahre loyaler Dienste«, sagte er.
    Aber bereits als die Worte über seine Lippen kamen, erkannte er die Lüge.
    »Denk nach«, sagte sie. »Ein Glom existiert für seine eigenen Interessen. Welchen Nutzen bringt es einem Glom, seine besten Mimiks zu verlieren?«
    »Es geht nicht darum, einen Mimik zu verlieren«, sagte Tristan und erinnerte sich an das, was man ihm seit der Kindheit eingetrichtert hatte. »Selbstheit ist ein Anreiz, sein Bestes zu geben, ein Lohn für Jahre beispielhaften Dienstes.«
    Okasan gab einen angewiderten Laut von sich. »Mimiks sind keine Angestellten. Sie sind Eigentum. Wenn die Schaltkreise in deinem Lieblingsanzug nach ›Jahren beispielhaften Dienstes‹ ausgeleiert sind, gibst du diesem Anzug dann einen besonderen Platz in deinem Kleiderschrank und lässt ihn dort für alle Zeit hängen?«
    »Aber ich kenne Mimiks, die sich die Selbstheit erworben haben.«
    »Wirklich? Sag mir, wo einer lebt, dann gehen wir ihn besuchen.«
    »Das kann ich nicht. Selbstheit bedeutet, dass man eine neue Identität annimmt. Alle Verbindungen zur eigenen Vergangenheit als Mimik müssen gekappt werden. Aber ich habe einige von ihnen kennen gelernt. Sie besuchen die Gehege und …«
    Er blickte auf und sah, wie Okasan den Kopf schüttelte.
    »Schauspieler«, sagte sie. »Von den Gloms engagiert und in die Gehege geschickt. Die Legende von der Selbstheit erlaubt – es den Gloms, die besten Mimiks auszuwählen und ihre mDNS zu recyceln.«
    Tristan wurde kalt. »Die Bottiche?«
    »Nicht die Bottiche für die große Masse. ›Selbstheit‹-Mimiks kommen in spezielle Bottiche, wo ihre hochwertigen mDNS-Ketten gemischt und zu neuen und besseren Hybriden zusammengefügt werden können. Du selbst bist höchstwahrscheinlich das Produkt einer solchen Paarung.«
    »Aber Mung hat mir gesagt, dass er einmal ein Mimik war … oder war das auch eine Lüge?«
    »Mung war tatsächlich ein Mimik, aber er hat nicht gewartet, bis sein Glom ihm die ›Selbstheit‹ gewährt hat. Ein Sklave kann seinen Herrn und Meister nicht um die Freiheit bitten. Ein Sklave muss sie sich nehmen. Durch Täuschung, Gewalt oder Diebstahl oder mit jedem anderen notwendigen Mittel.«
    Tristan schloss die Augen und klammerte sich an Okasans Knien fest. Er hatte den Eindruck, der ganze Raum um ihn sei ins Schwanken geraten. Noch vor zwei Tagen hätte er sie als Verrückte abgetan, als Spinnerin. Verschwörung – lächerlich! Aber jetzt, nach dem Angriff Flagges auf Kaze – einem Angriff, bei dem keine Menschen getötet, sondern nur Eigentum beschädigt worden war … nach Cyrills wütender Reaktion – nicht über die Qualen, die seine Mimiks erdulden mussten, sondern über die Verseuchung der mDNS-Bottiche von Kaze-Qualen.
    Er schlug die Augen auf und löste sich von ihr. Er hatte noch nicht genug Vertrauen zu seinen Kräften, um aufzustehen, also ließ er sich einfach auf den Boden nieder und saß mit übereinander geschlagenen Beinen vor ihr, wie ein Schüler vor einem Lehrer.
    Lehre mich.
    »Warum bin ich noch am Leben?«, sagte er. »Wenn jemand hätte sterben sollen – es verdient hätte zu sterben –, dann war das doch ich.«
    »Weil dich jemand gegen den Virus immunisiert hat.«
    Tristan erschrak, spürte, wie seine Muskeln sich anspannten. »Was? Wann? Wer?«
    »Jemand, der wusste, dass du der ›G-Kette‹ ausgesetzt sein würdest.«
    »Was ist eine G-Kette?«
    »Der Virus, den du von Flagge nach Kaze gebracht hast. Ich habe in all den Jahren immer wieder Gerüchte gehört, dass Flagge an einem Virus arbeitet, der das Pilot-Chromosom angreift -«
    »Das Goleman-Chromosom?«
    Okasans Mund verzog sich. »Ja, das so genannte ›Goleman-Chromosom‹, wie es inzwischen allgemein genannt wird, aber ursprünglich wurde es als ›der Pilot‹ bezeichnet. Aber wie auch immer man es nennt, Flagge wusste, dass der Rest der mDNS, wenn der Virus imstande war, das Pilot-Chromosom außer Funktion zu setzen, nicht mehr fluxfähig sein würde.
    Wir

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