Geheimakte Proteus
paar Sekunden verweilte und dann nach links abdrehte.
Erleichtert lehnte sie sich zurück und dachte an Tristan … und dass es ganz anders gewesen war, mit ihm als Trev zu schlafen, als sie das erwartet hatte. Er hatte wie Trev ausgesehen, sich wie Trev angefühlt. Aber er hatte sie nicht wie Trev geliebt. Es war anders gewesen.
Besser.
Bis jetzt hatte sie sich das nicht klargemacht, aber Trev war im letzten Jahr ihres Zusammenseins häufig innerlich abwesend gewesen – im letzten Jahr seines Lebens. Selbst wenn er sie geliebt hatte, hatte sie immer das Gefühl gehabt, er sei teilweise abwesend. Da war etwas an ihm, das ihr den Eindruck vermittelt hatte, er würde durch sie hindurchsehen.
Aber Tristan … Tristan war da gewesen. Voll und ganz – in ihr, nur für sie da. In diesen wunderbaren, ekstatischen Augenblicken war sie seine Welt gewesen.
Und er die ihre.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann jemand je ein solches Gefühl in ihr erweckt hatte.
Vielleicht war es nur die Erregung des Augenblicks gewesen – als würde sie etwas Verbotenes tun, indem sie einen Mimik in der Masque ihres toten Liebhabers liebte.
Aber nein. Es war mehr als nur die Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse gewesen. So etwas, die physischen Empfindungen, konnte sie ebenso gut aus dem Ocean herunterladen. Und das hatte sie auch … oft seit Trevs Tod. Das mit Tristan war ganz anders gewesen. Sie hatte förmlich in der wilden Leidenschaft gebadet, die von Tristan ausging, etwas, was keine virtuelle Realität ihr geben konnte.
Leidenschaft.
Tristan liebte sie. Das hatte sie gespürt.
Und, bei der Helix, sie glaubte, dasselbe zu empfinden – befürchtete, dasselbe zu empfinden.
In einen Mimik verliebt … war das etwas Ekelhaftes? Wie konnte man jemanden lieben, der ständig seinen Körper wechselte? Sicher, heutzutage konnte jeder den Körper wechseln, aber nicht binnen Minuten – Nanitenrestrukturierung und Genspleißen kosteten Zeit. Ein Mimik konnte gerade noch der tote Ex und im nächsten Augenblick eine Frau sein.
Aber der Tristan im Herzen des Mimik änderte sich nicht. Welche Masque er auch immer trug, sie hatte in ihm diesen Kern von Anstand gespürt, jemanden, der erfahren und zugleich naiv war, reif, und doch in einem Stadium des … Werdens.
Und das hatte sie erfrischend gefunden … und so ungemein anziehend.
Ein Schatten fiel über die Raupe, und sie hörte Charl sagen: »Ich glaube, wir kriegen Ärger.«
Lani blickte auf und sah drei Flagge-Polizeifahrzeuge über ihnen schweben. Sie hatte das Gefühl, plötzlich ein bleischweres Gewicht im Magen zu haben.
»Was machen die?«, fragte sie, als die drei Schweber auf die Raupe heruntersanken – einer vorn, einer dahinter und einer unmittelbar über ihnen.
»Sie nehmen uns in die Zange«, sagte Charl.
»Sie haben es auf mich abgesehen.«
»Warum?«, fragte Okasan. »Sie haben doch nichts verbrochen.«
»Aber sie verdächtigen mich. Und ich hätte mein Apartment nicht verlassen dürfen – und sicherlich nicht in die Freizone gehen, jeder, der sich in meiner Gesellschaft befindet, wird jetzt mit hineingezogen werden. Lassen Sie mich raus, dann renne ich weg. Während die auf mich Jagd machen, können Sie entkommen.«
»Sie werden nichts dergleichen tun«, sagte Okasan. »Sie können vor einem Polizeischweber nicht wegrennen, das schaffen Sie nicht, und wir auch nicht.«
»Aber diese Raupe ist wesentlich geländegängiger als ein Schweber«, sagte Charl. »Bis jetzt bin ich ganz korrekt gefahren, aber ich glaube, es ist jetzt Zeit, das zu ändern.«
Er riss das Steuerrad nach rechts und trat aufs Gas. Lani hielt sich fest, als die Raupe in eine Seitengasse bog und dann schneller wurde -
Und plötzlich zum Stillstand kam.
»Verdammt!«, schrie Charl.
Lani sah, warum er abgebremst hatte. Ein Flagge-Schweber blockierte die schmale Gasse. Sie drehte sich um und sah, wie einer der ersten drei Schweber hinter ihnen hereinglitt.
»Jetzt haben sie uns völlig in der Zange«, sagte Charl. »Die müssen uns schon die ganze Zeit gefolgt sein.«
»Die Frage ist«, sagte Okasan, »wen wollen sie haben?«
»Ganz bestimmt mich«, sagte Lani. Ihre Hände zitterten. Ihretwegen würde Okasan jetzt in eine Gefängniszelle in Flagge wandern. »Was sollten die von Ihnen wollen?«
Okasans Gesichtsausdruck hatte sich verhärtet. »Oh, die sind schon eine ganze Weile hinter mir her.« Sie beugte sich vor. »Ist dein IDplant in Ordnung?«
Charl nickte. »Das
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