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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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ergeben – bis in den Tod!«
    Die Proteaner standen stumm da, während das Schreckensszenario in Tristans Kopf Gestalt annahm. Aber noch etwas anderes, was Okasan betraf, beschäftigte ihn. Sie war alt … eine Genetikerin mit bahnbrechenden Erfindungen … die ihren Tod vorgetäuscht hatte.
    Jetzt fing Krek zu reden an und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
    »Ach, das ist doch bloß Geschwätz. Die Leute reden seit Ewigkeiten von einem Loyalitätsgen. Milliarden sind dafür ausgegeben worden, und bis jetzt hat nie jemand eines erfunden. Außerdem mag Okasan ja wirklich eine großartige Person sein, aber ich kann einfach nicht glauben, dass diese nette, alte Frau etwas erfunden hat, was all die andern klugen Köpfe nicht geschafft haben.«
    »Ihr Plasmiden!«, schimpfte Mung. »Seid ihr denn alle so dämlich? Okasan ist nicht irgendeine alte Frau! Sie ist Teresa Goleman! Sie hat mDNS erfunden. Flagge hat die einzige Frau entführt, die ihr alle hier jemals als ›Mutter‹ bezeichnen könnt!«

 
28
     
    »Man stelle sich vor«, sagte Tristan leise. »Teresa Goleman … noch am Leben.«
    »Und du bist ihr persönlich begegnet«, sagte Eel.
    Die beiden saßen ein wenig abseits und nahmen Konzentrat zu sich, während die Mitglieder von Proteus in ihrem Versteck herumrannten. Eel war zu seiner Dohan-Lee-Masque zurückgekehrt; seine bandagierte Schulter war unter einem ausgefransten Jumpsuit verborgen.
    »Ja. Okasan und Teresa Goleman … ein und dieselbe Person. Kein Wunder, dass sie sich so für Mimiks interessiert. Sie ist unsere Mutter.«
    »Das geht doch ein wenig weit, findest du nicht?«, sagte Eel. »Wir sind Klone. Wir haben keine Mutter – und übrigens auch keinen Vater.«
    »Aber sie ist mehr als bloß eine spirituelle Mutter«, sagte Tristan. »Jede Einzelne unserer Zellen enthält genetisches Material von ihr – das Goleman-Chromosom. Ich glaube schon, dass sie das auch genetisch zu unserer Mutter macht. Und wenn das der Fall ist …«
    »Dann sind alle Mimiks Brüder«, erklärte Eel. »Genau so, wie Krek es immer sagt.«
    Tristan nickte, als ihm das ganze Wunder schließlich bewusst wurde. »Ja. Wir sind alle Brüder, gehören alle zur selben Familie.«
    Familie … er hatte all jene Familien in den alten Vids gesehen, und manchmal hatte er beobachtet, wie Leute zusammenkamen, Menschen, die einander liebten … und damit zu einer Familie wurden.
    Einfach so. Dieses Gefühl des Zusammengehörens war fremdartig und neu, aber Tristan nahm den Gedanken auf.
    Er sah Eel an. »Irgendwie verändert das alles, nicht wahr.«
    »Ja, allerdings«, sagte Eel leise und blickte sich um. »Allerdings.«
    Proteus hatte sich lange Zeit gelassen, um den Beschluss zu fassen, in Flagge einzudringen. Ihr Kämpferblut hatte bereits gekocht, als Mung Dr. Dee davon abgehalten hatte, Tristan in Stücke zu reißen, und das Wort »Mutter« – zusammen mit der Tatsache, dass die Frau, die diese Rolle für sie erfüllte, ihre Hilfe brauchte – verlagerte den Brennpunkt ihrer Wut von Tristan auf das Glom, das den G-Ketten-Virus entwickelt hatte.
    Ein paar Mimiks zögerten noch, waren nicht überzeugt, dass dies eine gute Idee war. Eel war einer davon.
    »Die Zitadelle angreifen«, sagte er und schüttelte den Kopf und blickte auf die erregten Proteaner, die sich in den Krieg stürzen wollten. »Ich weiß nicht … das ist doch verrückt. Die Zitadelle ist so gut bewacht – der bestgeschützte Gebäudekomplex in ganz Flagge.«
    »Aber sieh es doch einmal aus ihrem Blickwinkel«, sagte Tristan. »Proteus existiert als Zufluchtsort für geflüchtete Mimiks. Aber wenn Flagge das Loyalitätsgen in die Hand bekommt und es in seine Mimiks einspleißt, wird es keine flüchtigen Mimiks mehr geben, keine neuen Anhänger für Proteus. Und wenn Flagge dann erst einmal anfängt, das Gen auch in seine Reals einzuspleißen, wird auch der Gedanke der Mimikrechte sterben.«
    »Aber das ist doch ein Selbstmordkommando.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.« Tristan hatte seine zweite Konzentratpackung geleert und griff jetzt nach einer dritten. »Aber ich kann das Krek schon nachfühlen. Für Proteus ist das ein Einsatz auf Leben und Tod: Okasan retten – ich meine Dr. Goleman –, ehe Flagge ihr den 662RHC-Code entreißt, und dabei dem Datencenter einigen Schaden zufügen, sonst sind die Tage von Proteus gezählt. Und irgendwelche Träume, die der eine oder andere von uns jemals von Selbstheit oder Freiheit oder gar freiem Willen hatte,

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