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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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ihn zu kreisen begann. Er presste die Lider zusammen und kämpfte gegen eine Aufwallung von Übelkeit an. Alles normal, alles Bestandteil des Prozesses – trotzdem war er auf die Heftigkeit des Gefühls nicht vorbereitet.
    Grelle Lichter flackerten, wirbelten über die Innenseiten seiner Lider, grelle Bilder zuckten an ihm vorbei, in die Länge gezogen und verzerrt, wurden schneller, bis sie in eine flammende Leere zusammenflossen, die ihn einhüllte und ihn mit einem einzigen langen Schluck kopfüber in sich hineinzog.
     
    Tristan wachte ruckartig auf. Kein allmähliches Hochtauchen aus dem Schlaf, kein Gähnen, kein Sich-Strecken. Er war einfach wach, in der Zugangskammer.
    Und er war sich einer weiteren Dosis Virozid bewusst, die durch seine Venen strömte, während der Datenhelm sich von seinem Kopf zurückzog.
    Offenbar waren die maßgeblichen Stellen für heute mit 72649K fertig. Sie hatten Lani Rouges Gehirn als Prozessor benutzt, um sich Zugang zu ihrer Datenbank oder ihrer Inventurliste oder Formeln, oder was auch immer 72649K enthalten mochte, zu verschaffen und daran Modifikationen vorzunehmen, und hatten dann die Veränderungen als Basissequenzen an der viralen RNS gespeichert und die modifizierte Kette in einem neuen Katzenauge gezüchtet. Und jetzt löschten sie das Virus aus seinem System.
    Ein – aus – so einfach war das.
    Wie lange hatte der ganze Vorgang gedauert? Wie lange war er bewusstlos gewesen? Er wünschte sich, sein Neuronet aufrufen und das feststellen zu können. Aber das wagte er nicht, nicht hier, im Herzen des Datencenters von Flagge.
    Er rollte sich von der Liege und ging auf den Vorraum zu – diesmal mit leeren Händen. Er wusste, dass das Katzenauge im Raum bleiben musste. In diesem Augenblick wurden die Daten über die neue Lani-Rouge-Kette in die Ketten anderer Datameister rückgespeichert. Wenn Lani Rouge etwas zustoßen sollte, konnte man sich über einen anderen Datameister Zugang zu den geänderten Daten verschaffen.
    Niemand war unersetzlich … nicht einmal Datameister.
    Im Vorraum war er allein und trat sofort an den Inkubator und tippte schnell 8-7-3-4-2-J ein. Eine weitere Überprüfung seines IDplant, ein Summen, und dann fiel ein Katzenauge in den Ausgabeschlitz. Tristan zog eine durchsichtige Membran an der Innenseite seines Oberschenkels ab, holte eine winzige Kanüle hervor, öffnete den Augenschlitz, um den Zugangsport freizulegen, und schob dann die Kanüle ein. Übung macht den Meister. Er wartete genau drei Sekunden und drückte dann die Kanüle zu, ließ sie sich in dem Auge auflösen. Er legte das Katzenauge zurück in die Ausgabeschale und drückte die Tasche an seinem Schenkel wieder zu.
    Schnell und sauber.
    Als der Inkubator Katzenauge 87342J zurücknahm, richtete Tristan sich auf und sah sich um. Reiner Reflex. Er war allein hier.
    Wie lange hatte es gedauert? Fünfzehn Sekunden? Zwanzig. Egal, es war lang genug gewesen. Er hatte eine Probe von 87342J in einer abgeschirmten Tasche und Lani Rouges Genotyp auf seiner beschreibbaren Schablone, die es Kaze Glom jederzeit ermöglichte, sich Zugang zu den Geheimnissen der Probe zu verschaffen.
    Einfacher hätte es gar nicht sein können.
    Einen Augenblick leistete er sich den Luxus, an sein persönliches Ziel zu denken … einen Schritt näher zur Selbstheit, näher an einem wirklichen Leben. Näher an der Integration – er würde in Kaze Glom von niemandem mehr zu unterscheiden sein.
    Nicht, dass er den Wunsch hatte, in irgendeinem Glom zu bleiben. Sobald er frei war, würde er ausziehen, um die Welt zu sehen, von der er geträumt hatte, und nie wieder einen Blick auf die Gloms oder die Freizonen werfen.
    Er hatte es beinahe geschafft.
    Jetzt musste er bloß noch lebend aus Flagge Glom entkommen.

 
9
     
    Regis tauchte vor ihm auf und hob die Hand. »Einen Augenblick, Lord Tristan.«
    Tristan blieb in Bewegung, ging durch ihn hindurch. Das SynFood-Lagerhaus war nur wenige Blocks entfernt, und er wollte schnell von der Straße.
    »Was ist denn?«
    Regis tauchte wieder neben ihm auf. »Ich habe einen Alarm aufgefangen.«
    »Vom Datencenter?«
    Er hatte Regis angewiesen, sich in das Netz von Flagge Isle einzuklinken und auf jede Art von Alarm zu achten – besonders auf einen Alarm, der vom Datencenter ausging.
    »Nicht speziell. Es ist eher eine Art allgemeiner Alarm, Mylord – erhöhte Wachsamkeit in den Außenbezirken von Flagge Quarter und … bei dem SynFood-Lagerhaus. Die Sicherheitskräfte suchen

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