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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Einzige, was er durfte, war, den Arm aus der Wandeinheit zu ziehen und sich von der Liege zu schwingen.
    Die innere Tür schob sich auf, und Tristan, immer noch nackt, trat in einen Vorraum des Datencenters.
    Er blieb an der Einsatzkonsole stehen, damit die Einheit seinen Chip lesen konnte. 72649K leuchtete auf dem Bildschirm auf. Schade, dass Lani Rouge heute nicht in 87342J eingeteilt war, aber das wäre wirklich zu viel verlangt gewesen.
    Er ging zum Inkubator/Lagerbereich der Katzenaugen und gab 7-2-6-4-9-K ein. Nach zweimaliger Überprüfung seines IDplant kreiste das Karussell im Inkubator und spuckte dann eine silberne Kugel aus. Tristan nahm sie aus dem Ausgabeschlitz und trug sie durch den regenbogenfarbenen Vorhang, der die Zugangskammer abgrenzte.
    Das Schimmern der bakterien- und virentötenden Strahlung hüllte ihn ein und prickelte auf seiner nackten Haut, als er in die winzige Kammer trat. Lanis Körper war frei von jeglichen fremden Wirkstoffen und für den codierten Virus im Inneren der Kugel bereit.
    Er hielt kurz inne, damit seine Augen sich an die schwächere Beleuchtung anpassen konnten. Unmittelbar vor ihm war der gepolsterte Liegesitz, auf dem er die nächsten paar Stunden verbringen würde. Das war der Teil des Einsatzes, vor dem er Angst gehabt hatte.
    Jetzt musste er darüber lächeln. Während der ganzen Zeit, die er in der Zitadelle unterwegs gewesen war, war er dem Risiko ausgesetzt gewesen, gepulst, paralysiert, als Mimik entdeckt und liquidiert zu werden – aber all das verblasste vor der Aussicht, sein Gehirn dem Virus auszusetzen, der in der winzigen, silbernen Kugel schwamm, die auf seiner Handfläche lag.
    Aber Lani Rouge tat das fast jeden Tag, und allem Anschein nach war sie körperlich wie geistig gesund. Trotzdem behaupteten manche, dass die Arbeit eines Datameisters keineswegs so ungefährlich sei. Er hatte Gerüchte von Zusammenbrüchen gehört, von Datameistern, die plötzlich verrückt geworden waren. Die Gloms stellten das natürlich mit aller Entschiedenheit in Abrede.
    Und dann die bloße Vorstellung, sich einer Art kontrollierter Encephalitis auszusetzen … er schauderte. Tu es, redete er sich zu. Bring es hinter dich und verschwinde hier.
    Er zwang sich, weiterzugehen und das Katzenauge in den Behälter am Kopfende der Liege fallen zu lassen. Dann streckte er sich auf der kühlen Polymerfläche aus. Er lauschte dem Flüstern der Kopfhauteinheit, die sich aus dem oberen Teil der Liege schob und, schon auf Datameister Lani Rouge eingestellt, seinen Kopf umschloss.
    Aber wovor er wirklich Angst hatte, war der nächste Schritt. Und der kam nur Sekunden später – die kühle Feuchtigkeit einer transdermalen Injektion, die den Virus aus dem Katzenauge von 72649K durch seine Nackenhaut einströmen ließ.
    Er biss die Zähne zusammen und stellte sich vor, wie die Viruspartikel an seinen Epidermiszellen vorbeiglitten, durch seine Kapillarwände drangen, durch seinen Blutstrom flossen – jetzt frei von jeglichen konkurrierenden Viren – auf seine Gehirnzellen zu … in sie eindrangen … sie infizierten … sich vermehrten.
    Mir wird nichts passieren, redete er sich immer wieder ein. Datameister tun das jeden Tag. Dieser Virus ist exakt auf Lani Rouge abgestimmt, nach dem Muster ihrer eigenen RNS geformt, damit es keine Antigen-Reaktion gibt. Nichts, worüber man sich Sorgen zu machen brauchte.
    Es sei denn, das Virus deckte irgendwie das Goleman-Chromosom auf.
    Cyrill hatte gesagt, dass das nicht geschehen würde – nicht geschehen konnte. Sie hatten das erprobt. Aber konnten sie ganz sicher sein, dass Flagge Glom nicht irgendeine Manipulation an dem Virus vorgenommen hatte, um einen Mimikspion in die Falle zu locken? Doch für solche Fragen war es jetzt zu spät.
    Tristans Lider wurden schwer. Langsame, vom Datenhelm induzierte Wellen wogten über seinen Kortex. Statt ihrem beruhigenden Einfluss nachzugeben, wie sich das für einen braven Datameister gehörte, gab Tristan sich alle Mühe, wach zu bleiben. Und zugleich gab er sich alle Mühe, gegen die in ihm aufwallende Panik anzukämpfen. Man hatte ihm gesagt, dass einem die Flut von Daten, die von den Vironen freigesetzt wurden, die sich jetzt in seinen Gehirnzellen vermehrten, vollkommen die Orientierung nehmen konnte, aber er wollte hier nicht schlafen. Das Bewusstsein verlieren hieß, die Kontrolle verlieren, hieß, im Herzen des Feindes verletzbar sein.
    Sein Blick verschwamm, als der ganze Raum schwindelerregend um

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