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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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unabhängige Frau sein, aber würde sie dann noch Lani Rouge sein? Oder würde dann an ihre Stelle eine hohläugige, hohlköpfige Frau getreten sein?
    Er tat die Gedanken mit einem Schulterzucken ab. Warum zerbrach er sich eigentlich über ihre Zukunft den Kopf, wo er sich doch eigentlich Sorgen um sich selbst machen sollte?
    Und wieso verspürte er Regungen von sexueller Anziehung?
    Das konnte nur bedeuten, dass der Psycker von ihrer Schablone anfing zu verblassen und sein eigenes »Y-Sein« wieder an die Oberfläche trat. Einen Moment lang war da vor seinem inneren Auge ein Bild von ihnen, nackt, hier auf dem Teppich ineinander verschlungen … Lani auf Lani.
    Er fragte sich, was Lani wohl dabei empfinden würde, mit sich selbst Liebe zu machen. Könnte interessant sein … schließlich würde sie all die besonderen Stellen kennen.
    Tristan riss sich zusammen. Wir wollen uns hier jetzt nicht ablenken lassen … konzentriere dich.
    Was nun? Die Tür funktionierte jetzt, er konnte das Apartment also verlassen, nicht aber das Gebäude – zumindest nicht in der Lani-Rouge-Masque. Er schloss die Augen und versuchte nachzudenken. Gar nicht so leicht, zusammenhängend zu denken bei all dem, was seit dem Aufwachen heute Morgen geschehen war.
    Zu viele Zufälle … zu viele Abweichungen von der üblichen Vorgehensweise. Statt eines speziell auf den Einsatz abgestimmten Kompositgenoms gibt ihm Cyrill ein intaktes, natürliches Genom für seine Masque. Unerhört! Aber noch viel schlimmer, nicht einfach irgendein natürliches Genom – nein, das Genom eines auf geheimnisvolle Weise ermordeten Bürgers von Flagge. Und auch nicht das eines x-beliebigen, toten Bürgers von Flagge, sondern ausgerechnet das des Liebhabers des Datameisters, in dessen Rolle Tristan schlüpfen sollte … das Genom von jemandem, der in einer »Mimikbewegung« aktiv war.
    Hier stimmte wirklich etwas nicht.
    Tristan war so etwas noch nie widerfahren. Er hatte bei seinen Einsätzen immer das Gefühl gehabt, die Fäden in der Hand zu haben. Aber jetzt … er hatte das Gefühl, als würde er selbst an Fäden hängen.
    Aber wer zog an ihnen? Cyrill? Jemand über Cyrill? Vielleicht hatte diese merkwürdige alte Frau, diese Okasan, etwas damit zu tun. Oder vielleicht ein Doppelagent in Flagge Glom.
    Eines stand für Tristan jedenfalls fest: Er musste schleunigst das feindliche Territorium verlassen und nach Kaze zurückkehren. Sosehr er auch unter seinem winzigen Abteil und seiner eingeschränkten Bewegungsfreiheit in dem Mimikgehege litt – im Augenblick sehnte er sich förmlich nach jener Enge, nach jenen sicheren, vertrauten Grenzen.
    Er starrte den Datameister an. Wer war sie? Eine Unschuldige, Unbeteiligte, die durch reinen Zufall in all das hineingeraten war, oder vielleicht auch einer von diesen Fäden, die ihn hin und her zogen?
    Woher wusste er, dass sie ein echter Datameister war?
    Er spürte, wie sein Körper vor Schreck erstarrte, als diese neue Möglichkeit über ihn hereinbrach.
    Verdammt – woher wusste er denn, dass sie nicht ebenfalls ein Mimik war?
    Er wusste es nicht. Und solange er sie nicht nackt auszog und ihre Haut Zentimeter für Zentimeter untersuchte, um nach dem Schlitz für ein Interface zu suchen, konnte er es auch nicht wissen.
    Er würde also mit allem, was er sagte oder tat, äußerst vorsichtig sein müssen, durfte unter keinen Umständen etwas über seinen Einsatz sagen, sich nicht einmal anmerken lassen, dass er Argwohn geschöpft hatte.
    »Sagen Sie«, fragte er, »hat dieses Gebäude einen Hintereingang?«
    Sie nickte. »Natürlich. Aber der ist nicht geheim. Ich bin überzeugt, dass die Leute der Polizei ihn bewachen.«
    »Und wie steht es mit einem Tunnel in ein benachbartes Gebäude?«
    Sie lachte. »In den älteren Vierteln vielleicht, aber nicht hier. Es sei dann, Sie graben sich selbst einen. Aber wo liegt denn das Problem? Sie brauchen sich doch bloß einen meiner Nachbarn zu schnappen und mit ihm oder ihr das zu tun, was Sie mit mir gemacht haben.«
    Tristan starrte sie an. Wovon redete sie da? »Ich habe gar nichts mit Ihnen gemacht.«
    »Sie haben meinen Körper gestohlen!«
    »Reden Sie doch keinen Unsinn. Wenn ich Ihren Körper gestohlen habe, was sehe ich dann da vor mir?«
    »Na schön, dann eben nicht meinen ›Körper‹; aber meine Gene haben Sie gestohlen.«
    »Nein, ich habe sie lediglich kopiert. Das Einzige, was ich genommen habe, waren ein paar Zellen aus Ihrem Mund, und die hätten Sie ohnehin

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