Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
Vom Netzwerk:
Und eines der Privilegien als Champion besteht darin, dass man hier bei anderen höheren Angestellten von Flagge wohnen darf.«
    Etwas Ähnliches wie Selbstheit, dachte Tristan. Man kann dann so tun, als wäre man eine Person.
    Tristan sah den Datameister an. Sie blickte jetzt finster drein und schien wirklich verärgert zu sein.
    Konnte das wahr sein? Was für ein Preis für einen Championmimik – ein Roaming Grid, das so ausgeweitet war, dass man hier inmitten der richtigen Menschen in Anonymität und Luxus lebte. Du trägst immer, wenn du dich in ihrer Mitte befindest, dieselbe Masque, sie akzeptieren dich als einen hochrangigen Flaggearbeiter, und wenn sie in die Flaggearena zu den Mimikkämpfen gehen, wenn sie Eel zujubeln, haben sie keine Ahnung, dass sie dir zujubeln.
    Ein beneidenswertes Leben … solange man Champion bleibt.
    »Selbst wenn es stimmen würde -«
    »Das tut es!«
    »- wie sollten wir da an seine Garderobe kommen?«
    »Ganz einfach. Ich besuche ihn unangemeldet, sage ihm, dass ich mich einsam fühle, und dann …« Sie sprach nicht weiter.
    »Und dann was? Fragen Sie ihn dann, ob er eine Schablone übrig hat, die Sie sich ausleihen können?«
    »Vielleicht könnte ich eine stehlen.«
    »Unmöglich. Nichts auf dieser Welt bewacht ein Mimik besser als seine Garderobe. Und ein Mimik, der sich als Realperson ausgibt? Sie würden niemals auch nur in die Nähe seiner Garderobe kommen.«
    »Und wenn ich ihm irgendetwas über den Schädel schlagen würde?«
    Tristan lachte. »Er ist ein professioneller Kämpfer. Sie würden so schnell zuschlagen müssen, dass er den Schlag nicht stoppen kann, ihn genau an der richtigen Stelle und hart genug treffen, um ihn beim ersten Versuch bewusstlos zu schlagen. Für einen zweiten Schlag würden Sie nie eine Chance bekommen. Schaffen Sie das?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Aber ich wette, Sie könnten das.«
    Tristan brauchte einen Augenblick, bis er begriffen hatte, was sie meinte.

 
12
     
    Während Lani dem Mimik im Korridor folgte, spürte sie, wie ihr Herz wie wild gegen ihren Brustkasten schlug, wie ein Gefangener, den man in eine Isolierzelle gesteckt hatte.
    Das ist Wahnsinn, dachte sie. Wir beiden … zusammen … wenn jemand in den Korridor kommt und uns sieht, wie erkläre ich das?
    Wie erkläre ich das?
    Oh, das ist meine Cousine … aus Kaze Glom. Sie ist bloß hier, um ein paar Flaggegeheimnisse zu stehlen.
    Tristan gab ihr ein Zeichen, als er stehen blieb und sich unmittelbar vor Eels Tür aufbaute.
    Sie hatten das geübt, um nicht reden zu müssen, wenn der Augenblick gekommen war. Innerlich zitternd, bezog sie neben der Tür Stellung. Lehnte sich gegen die gerippte Wand, sodass man sie von der Tür aus nicht sehen konnte.
    Ihr Kopf schien so etwas wie ein Eigenleben entwickelt zu haben und bewegte sich immer wieder so, dass ihr Blick von dem schweren Stück Elfenbein, das der Mimik hinter seinem Rücken versteckt hielt – es war ein Bein eines ihrer Fußhocker, das er abgebrochen hatte –, zu dem Flur auf der anderen Seite und wieder zurück zu dem Stück Elfenbein wanderte.
    Bringen wir es hinter uns!
    Der Mimik berührte die Türplatte mit der linken Hand. Die Tür blieb geschlossen – sie war nicht auf ihn eingestellt –, aber Lani wusste, dass irgendwo im Inneren des Apartments ein Gong ertönte.
    Ihre Muskeln spannten sich an. Jetzt war es so weit. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hatte Mr. Dohan Lee in seinem Apartment angerufen und gefragt, ob sie vielleicht irgendwann einmal vorbeikommen dürfe. Sie sah immer noch das hungrige Leuchten in seinen Augen, als er sofort eine Einladung gestammelt hatte – »Jederzeit! Wirklich jederzeit!« –, die sie akzeptiert hatte.
    Die Tür schob sich beinahe im gleichen Augenblick auf – jemand war wirklich sehr an ihrem Kommen interessiert.
    »Oh, hallo!« Lani erkannte die Stimme. »Ich wollte schon eine Ewigkeit mit Ihnen zusammenkommen!«
    »Vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben«, sagte der Mimik lächelnd und nickte dann zu Lani hinüber. »Und damit der Nachmittag wirklich interessant wird, habe ich eine Freundin mitgebracht.«
    Lee – oder Eel – schob den Kopf in den Flur und musterte sie von oben bis unten. Sein Grinsen verblasste, und seine Augen weiteten sich.
    »Was im Namen -«
    Der Lani-Mimik riss den Arm hoch und ließ das Stuhlbein auf Eels Kopf herunterkrachen. Er taumelte zurück, und Tristan folgte Eel in seine Wohnung.

Weitere Kostenlose Bücher