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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Tristan umgelegt und einen Strom von Worten ausgelöst hätten.
    »Aber wer bin ich? Sie kennen mich nicht. Ich bin niemand … oder ich bin jeder, von dem man verlangt, dass ich es bin. Es gibt kein Ich, das Sie kennen lernen möchten. Das wirkliche Ich sieht jetzt wie Eel aus. Gehen Sie wieder hinauf zu seinem Apartment, und sehen Sie ihn sich einmal gründlich an. Das ist das wirkliche Ich – ein blassäugiges Alien, ein überdimensionierter, sexloser Fötus, ein Kämpfer, ein Killer. Ich bin keine Person – ich bin ein Ding. Sagen Sie also nicht, dass Sie mich sehen wollen. Sagen Sie mir, wer ich sein soll« – er lachte – »dann will ich sehen, ob sich das für Sie einrichten lässt. Ich bin ein Mimik. Ich tue so, als ob ich ein Mensch wäre. Das ist mein Ziel im Leben. Das war ich -«
    Er hielt inne, als er sah, wie sie einen Schritt zurücktrat, und bemerkte erst jetzt, dass er die Stimme erhoben hatte.
    Was sage ich da?
    Aus welchem schwarzen Loch war all dieser Zorn herausgekommen? Und warum schleuderte er das alles Lani ins Gesicht? Sie hatte doch bloß gesagt, dass sie ihn wiedersehen wollte.
    War es, weil das, was sie für ihn zu fühlen glaubte, gar nicht … gar nicht ihm galt?
    Aber das war nicht ihre Schuld. Sie hatte das nicht verdient.
    »Es tut mir Leid«, sagte er.
    »Ist schon gut. Ich glaube, ich verstehe. Ich wäre genauso verbittert, wenn -« Sie schüttelte den Kopf, als habe sie beschlossen, den Gedanken nicht zu Ende zu denken. »Aber Sie sind eine Person, Tristan. Ich habe gerade ein gutes Stück des Tages mit Ihnen verbracht, und ganz gleich, ob Sie meinen Körper getragen haben oder diesen da, Sie waren … Sie. Hinter all diesen Masquen, die Sie tragen, ist jemand – jemand, der Tristan heißt. Ich verstehe das nicht alles. Dieses ›sich verändern‹ ist immer noch … sehr merkwürdig. Aber ein Mensch zu sein, eine Person zu sein, ist mehr, als nur einen bestimmten Satz Gene zu haben. Und wenn Ihnen jemand etwas anderes sagt, dann lügt er.«
    Tristan starrte sie an, wollte glauben, dass das, was sie da sagte, nicht nur Plattitüden waren, wollte glauben, dass sie glaubte, was sie gerade gesagt hatte.
    Denn wenn sie das glauben konnte, dann würde er das vielleicht auch können.
    »Wie viele wie Sie gibt es denn dort draußen?«
    Sie lächelte – beinahe scheu – und zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht. Trev hat mir die Augen geöffnet, aber ich denke, ich fange erst heute an, wirklich zu verstehen.«
    Trev … immer Trev … er schwebte wie ein Gespenst über ihnen. Doch sosehr auch ein Stück von Tristan diesen Namen nie wieder hören wollte – es gab da auch ein anderes Stück von ihm, das nicht umhin konnte, den Mann zu bewundern.
    »Ich wünschte, ich hätte Ihren Trev gekannt.«
    Sie nickte. »Ich denke, Sie und er hätten gut miteinander auskommen können.«
    Und dann – es geschah ohne nachzudenken – beugte sich Tristan vor und küsste sie – kurz, irgendwie linkisch – küsste sie auf die Lippen. Er zog sich zurück, ehe sie reagieren konnte.
    »Tut mir Leid.« Verdammt, in letzter Zeit entschuldigte er sich ständig! »Das wollte ich nicht.«
    Ich spiele da nur Szenen aus Vids nach, dachte er. All das kann für mich nicht echt sein, nicht die Wirklichkeit.
    Lani legte die Hand um seinen Hals und zog ihn zu sich. »Doch, das wollten Sie schon«, sagte sie und lächelte, stellte sich auf die Zehenspitzen und erwiderte den Kuss – diesmal länger, langsamer, zärtlicher. »Sie können das nur nicht sonderlich gut. Sie brauchen Übung.«
    Tristan spürte, wie Eel Dohan Lees Körper reagierte, ein nagender Schmerz in seinem Unterleib, nur wesentlich ausgeprägter als noch vor einer Weile, als er Lani gewesen war. Aber dies war nicht die Zeit und ganz sicherlich nicht der Ort.
    »Also schön«, sagte er. Warum fühlte er sich eigentlich in diesem Augenblick, als ob er gerade einen Hundert-Meter-Lauf absolviert hätte? »Vielleicht versuche ich, zurückzukommen und Sie zu besuchen. Aber für den Augenblick -«
    »Ich weiß. Sie müssen gehen.« Sie küsste ihn noch einmal, diesmal war es nur ein Hauch von einem Kuss, auf die Wange. Eine ganz schlichte, menschliche Geste. »Seien Sie vorsichtig.«
    Dann berührte sie ihre Türplatte und trat über ihre Schwelle. Sie lächelte ihm zu, ehe die Tür zuglitt und sie seinen Blicken entzog.
    Tristan lehnte sich an die Wand und bemühte sich, Klarheit in sein Denken zu bekommen. Er fühlte sich geschwächt,

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