Geheimauftrag: Liebe
– alles, um ihre Hände beschäftigt zu halten und ihre wachsende Nervosität und ihre Ungeduld zu verbergen.
»Ist das alles, Miss?«
»Ja, danke, Ellie.«
Die Zofe machte einen Knicks. Penny nickte ihr im Spiegel zu und beobachtete, wie sie das Zimmer verließ.
Sobald sich die Tür schloss, stand sie auf, legte ihre Bürste weg und schaute aufs Bett. Stellte sich vor …
Sie straffte sich. Die Kerzen, sollte sie sie ausblasen? Oder alle oder einen Teil brennen lassen?
Vor dreizehn Jahren war sie prüde gewesen, hatte nicht hingesehen und auch nicht gewollt, dass er sie anschaute. Jetzt hingegen … Sie holte tief Luft, ließ die Kerzen brennen. Sie wollte alles wissen. Wollte alles erfahren – ausnahmslos, was es auch sei. Und alles spüren, in sich aufnehmen und aufbewahren für die Zukunft wie einen Vorrat, von dem man zehren konnte.
Die Türklinke senkte sich, und ein metallisches Schnappen ertönte. Als sie zur Tür schaute, stand Charles bereits im Zimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter sich.
Sein Blick fiel auf sie. »Penny?«
Sie sprang auf und lief zu ihm, warf sich ihm in die Arme. Sie wusste, er würde sie auffangen. Sie wollte nicht reden, nahm einfach sein Gesicht zwischen ihre Hände und küsste ihn.
Charles blieb keine Zeit nachzudenken, umarmte sie einfach und drückte sie an sich. Wenigstens kannte er jetzt die Antwort auf die Frage, die zu stellen sie ihm keine Zeit gelassen hatte.
Trotzdem zwang er sich dazu, den Kuss zu unterbrechen. »Pen…«
Sie aber ließ es nicht zu, zog seinen Kopf erneut zu sich herab, fand mit ihrer Zunge seine und löste einen Feuersturm in seinen Adern aus.
Sie stürmte schneller voran, als der Wind bei ihrem Ritt geweht hatte. Es war nicht klug, nicht sicher – weder für sie noch für ihn. Er war schon ziemlich erregt gewesen, bevor er den Raum betrat, doch inzwischen war er so hart, dass es fast schmerzte. Sie entfesselte seine Dämonen, seine Selbstbeherrschung hing am seidenen Faden.
Durch sie. Wieder einmal.
Er packte sie, fasste sie fester, hob sie von den Füßen und entzog ihr die Kontrolle über den Kuss.
Oder versuchte es wenigstens. Zu seiner Überraschung ließ sie es nicht zu, nicht so ohne weiteres. Sie küsste ihn, als wäre er der letzte Mann auf Erden und als käme heute Nacht ihre letzte und einzige Gelegenheit, mit ihm zusammen sein zu können.
Er kannte sich aus mit Frauen und ihrer Leidenschaft, aber das hier … Dieses Verschlingen, dieses hungrige, schier unstillbare Verlangen überraschte und überwältigte ihn. Woher kam das eigentlich? Ihm war klar geworden, dass sie ihn begehrte,
heute Abend, seit sie die Stallungen erreicht hatten, doch niemals hätte er mit diesem Ansturm gerechnet, mit so viel ungezügeltem Verlangen.
Dass ihn dastehen ließ wie einen unerfahrenen Jungen, atemlos und schwindelig, mit klopfendem Herzen.
Sie drehte den Kopf, vertiefte den Kuss, und erneut durchlief ihn ein Schauer. Sie spreizte die Beine, umschlang seine Hüften, und etwas in ihm erzitterte. Dann lockerte sie seine Krawatte, und er spürte, wie ihre Hände an ihm hinabglitten, wie sie sich an seinem Hemd zu schaffen machten und unter den Stoff schlüpften – wie sie mit gespreizten Fingern über seine Brust fuhr.
Und weiter nach unten.
Er war von Kurtisanen berührt worden, Meisterinnen ihres Fachs, aber keine Berührung hatte ihn derart aus der Bahn geworfen wie ihre. Es zwang ihn beinahe in die Knie.
Nie, nicht ein einziges Mal zuvor, war ihm eine Frau so begegnet, hatte ihn so herausgefordert. Er vergaß alle Ideen von erlesenem Vorspiel und stundenlanger Einführung in körperliche Genüsse, all diese Verführungstechniken des Liebesspiels – er trug sie einfach zum Bett.
Später war dafür noch Zeit genug.
Er rollte sich auf sie, spürte sie nun unter sich. Und erkannte glasklar, wohin sie ihn geführt hatte: mitten in blinde Lust, genau wie das erste und letzte Mal vor dreizehn Jahren.
Es war vorbei mit seiner Kontrolle und mit ihrer ebenfalls.
Ihre Münder verschmolzen aufs Neue, heiß und drängend – völlig ausgeschlossen, dass einer von ihnen den Kuss beendete. Nicht bis sie etwas anderes hatten, an das sie sich klammern konnten.
Ihre Hände waren überall, zerrten an seinen Kleidern; eng umschlungen rollten sie über das Bett, während sie ihm mit fliegenden Fingern half, sich seines Hemdes und seiner Hosen
zu entledigen. Ein Kleidungsstück flog in die Ecke, das nächste landete auf dem Boden vor dem
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