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Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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würde seine Fähigkeiten übersteigen, und nicht weniger schrecklich fand er den Gedanken an eine Frau, die ihn lediglich milde und auf eine oberflächliche Weise gernhatte, ihn süß anlächelte, in Gedanken aber bei ihrem neuen Kleid war …
    Er zog scharf die Luft ein, wusste, dass sie ihn beobachtete. In die schwarze Nacht starrend sagte er. »Ich kann nicht länger so tun als ob.«
    Das war der Knackpunkt an der Sache, der eigentliche Grund, der ihn aus London vertrieben und magisch an jenen Ort gezogen hatte, an den er gehörte. Wo er seine Gefühle nicht kontrollieren musste, wo alles wahr und richtig war und einfach. Er fühlte sich so viel sauberer, so viel freier hier.
    Als er nichts weiter sagte, schaute Penny in die Dunkelheit, die nur der stetig fallende Vorhang aus Regen durchbrach. Sie wusste ohne den Hauch eines Zweifels, dass er die Wahrheit sagte. Vielleicht konnte er andere anlügen, aber nicht sie. Sein Tonfall, seine Sprechweise und ein Dutzend kleiner Hinweise in seiner Haltung und in seinen Gesten, die ihr nur allzu vertraut waren, verrieten, dass alles stimmte. Ihre Gedanken wanderten zurück in die Vergangenheit. Zwischen ihnen hatte es nie Täuschung oder Lügen gegeben, Missverständnisse oder fehlendes Verständnis – niemals, ohne dass sie es hätten vereinbaren müssen. Einfach so, in stillschweigender Übereinkunft.
    Was er ihr in den letzten Minuten enthüllt, am vergangenen Tag über sich verraten hatte, beruhigte sie und bestärkte sie in dem Glauben, sie könne ihm vertrauen. Mehr noch, seine Worte, sein Verhalten gaben ihr die Gewissheit, dass der
Mann, der er jetzt war, sich verändert hatte. Charakterlich stärker und zuverlässiger geworden, entschlossener hinter den Werten stehend, die ihr etwas bedeuteten. Er hielt sich strikter an den Verhaltenskodex, den er als junger Draufgänger missachtet hatte.
    Trotzdem wollte sie noch nicht reden, und so saßen sie einfach da, während das Schweigen zwischen ihnen wuchs. Sie fühlten sich geborgen im Dunkel, in der Stille.
    Ein Licht blinkte in der Nacht auf.
    »Hast du das gesehen?«, fragte sie.
    »Ja. Die Gallants sind draußen auf dem Meer.«
    Sie dachte an Granville, an die Nächte, die er auf den Wellen verbracht haben musste. Sie konnte sich vorstellen, wie er sich an die Bootswand klammerte, ein wildes übermütiges Leuchten im Blick. Wenn es je einen leichtsinnigen Draufgänger gegeben hatte, dann ihn. »Bei Waterloo, hast du da irgendetwas von Granville mitbekommen?«
    »Nein.« Nach einem Moment wollte er wissen: »Warum?«
    »Wir haben nie etwas Konkretes gehört, nur dass er gestorben ist. Nicht wie oder unter welchen Umständen.«
    Sie konnte spüren, dass er sich über ihre Frage wunderte. Schließlich hatten sie und Granville sich allem Anschein nach nie sonderlich nahegestanden. Sie schwieg. Dann erwiderte er: »Hat man euch gesagt, in welchem Gebiet er gefallen ist?«
    »Um Hougoumont.«
    »Aha.«
    »Was weißt du?« Sie merkte an seinem Tonfall, dass er etwas wusste.
    »Ich war nicht dort, aber es war der Bereich, der in der ganzen Schlacht am heftigsten umkämpft wurde. Die Franzosen unter Reille hielten das Dorf für eine leichte Beute, doch da irrten sie. Es ist gut möglich, dass die Verteidiger von Hougoumont sogar den Ausgang der Schlacht entschieden haben. Aber
die Franzosen schickte eine Reihe nach der anderen in die britischen Linien. Völlig unverhältnismäßig, verglichen mit der strategischen Bedeutung des Fleckens.« Er machte eine Pause, dann fügte er leise hinzu: »Wenn Granville dort gekämpft hat, dann könnt ihr sicher sein, dass er als Held gestorben ist.«
    Wie sehr wünschte Penny, das glauben zu können.
    Sie stellte keine weiteren Fragen, und er bot auch von sich aus keine neuen Informationen. Sie blieben auf der Galerie mit dem seltsamen Namen Witwensteig, dessen genaue Herkunft niemand kannte, blickten in die Dunkelheit, lauschten dem stetigen Rauschen des Regens, dem Prasseln auf dem Dach über ihnen, dem Gluckern in den Abflüssen und dem Plätschern, mit dem sich Wasserströme auf die Steinfliesen unten ergossen. Weit draußen über dem Meer sahen sie Lichtblitze zucken.
    Endlich stand sie auf, schüttelte ihre Röcke und wandte ihm ihr Gesicht zu. »Gute Nacht. Wir sehen uns morgen früh.«
    Er schaute sie einen Moment nachdenklich an, überlegte, was sie wohl gerade dachte. Dann verneigte er sich, ganz männliche Eleganz.
    »Morgen früh. Schlaf gut.«
    Sie drehte sich um und ging an

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