Geheimauftrag: Liebe
schauten einander an, dann nickte Seth. »Da Sie es sind, die fragt, Mylady, denke ich, geht es in Ordnung.« Er nickte Charles zu. »Verzeihung, Mylord, aber anders wäre es irgendwie nicht recht.«
Charles winkte ab. »Das verstehe ich gut.«
Nur sie bemerkte, wie knapp und abgehackt er sprach. »Also, was können Sie uns sagen?«, hakte sie nach.
»Nun, schauen wir mal.« Mit beträchtlicher Detailtreue beschrieben die beiden, wie sie bei mehreren Gelegenheiten über
einen Zeitraum von ein paar Jahren von Granville gebeten worden waren, mit ihm hinauszufahren zu einem Schiff.
»Wir sind nie direkt in die Nähe gekommen, aber es schien immer dasselbe Schiff zu sein, ein Logger.« Sheps Blick wirkte nachdenklich. »Wir nahmen an, dass es unter französischer Flagge fuhr, aber wir dachten, sie segelt auf derselben Seite wie wir – Franzosen, die den alten Boney nicht mochten. Wie auch immer, wir haben nie gesehen, mit wem sich Master Granville getroffen hat – er nahm immer das Beiboot und der Mann, mit dem er sich traf, auch. Sie ruderten in die Mitte zwischen den Schiffen, jeder allein in seinem Boot.«
»Wie oft?«, fragte Charles.
»Nicht so oft – vielleicht einmal im Jahr.«
»Nee, so häufig nicht. Vielleicht einmal in zwei Jahren.«
»Aye.« Shep nickte. »Ich nehme an, das kommt hin.«
»Hat er irgendetwas mitgenommen, um es dem anderen zu geben?«
»Nein, nur ein einziges Mal. Ich habe gesehen, wie er ein Päckchen überreicht hat.«
»Briefe?«
»Ja, so in der Art. Meistens aber hat er nur geredet.«
»Wo wir aufs Reden kommen …« Shep und Seth wechselten einen Blick, dann fuhr Shep fort. »Dieser andere – der neue Herr von Wallingham. Er hat fast die gleichen Fragen gestellt. Wollte wissen, mit wem Master Granville hier in der Gegend zu tun hatte. Wer ihn auf See mit hinausgenommen hat.«
»Habt ihr ihm das Gleiche erzählt wie uns eben?«, fragte Charles.
Seth blinzelte. »Natürlich nicht. Er ist schließlich keiner von uns, oder? Wir konnten uns nicht zusammenreimen, weshalb er es wissen müsste.« Seth deutete mit dem Kopf zu Penny. »Ich hatte nicht das Gefühl, dass es uns zustand, wo der junge Master doch tot ist und so.«
Penny lächelte. »Das war richtig. Es gibt keinen Grund, weshalb der Gentleman irgendetwas über Granvilles Angelegenheiten wissen muss.«
»Aye.« Shep nickte. »Das dachten wir uns auch.«
Charles stellte die letzte Frage, die ihm noch einfiel. »Wisst ihr, ob Granville jemals mit einer der anderen Banden unterwegs gewesen ist?«
»O ja!« Shep und Seth grinsten beide breit. »Ein junger Kerl aus rechtem Schrot und Korn, das war Master Granville. Denke nicht, dass es eine Bande am Mündungsarm gibt, mit der er nicht ein- oder zweimal umhergezogen ist.«
Penny lächelte, wenn auch schwach. Charles lud Seth und Shep zu einer weiteren Runde Ale ein; mit guten Wünschen an alle erhob er sich und zog Penny auf die Füße und mit sich nach draußen.
»Ich kann es einfach nicht glauben.« Sie und Charles saßen wieder im Sattel und ritten aus Polruan hinaus. »Es klingt, als müssten wir mit jeder einzelnen Schmugglerbande reden.« Nach einem Augenblick stellte sie fest: »Das muss nicht schlecht sein – sicherlich weiß kaum jemand mehr als die Leute von Polruan.«
»Darauf würde ich nicht wetten.« Charles schaute sie an. »Die ganze Operation scheint bestens organisiert gewesen zu sein, und vergiss nicht, der Ablauf muss von deinem Vater festgelegt worden sein, lange bevor Granville eingestiegen ist.«
Er hatte absichtlich nicht gefragt, ob der frühere Earl bei den Schmugglerbanden dabei gewesen war. Niemand wusste besser als er, dass die Mitglieder des örtlichen Adels nur fragen mussten, und schon war man ihnen zu Gefallen. Bei beiden Gelegenheiten, an denen er so schnell wie möglich nach Hause musste, hatten die Fowey Gallants mit einer Schnelligkeit auf seinen Ruf geantwortet, die ihn sprachlos machte. Sie nahmen
es mit der mächtigen französischen Marine auf, nur um ihn aufzusammeln und an Britanniens Küste zu bringen – einzig und allein aus dem Grund, weil sie ihn als einen der ihren ansahen und er sie darum gebeten hatte. Nichts davon musste er Penny erklären. Sie nickte und ritt weiter.
Sobald sie an den letzten Häusern vorbei waren, trieb er Domino zu einem leichten Galopp an. Penny hielt auf ihrer Stute mühelos Schritt.
Sie hatten vielleicht etwas mehr als eine Meile zurückgelegt, als er das Tempo verlangsamte. Penny tat
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