Geheimauftrag: Liebe
zwei Krüge mit Schaumkronen vor ihn auf die Theke, Charles warf ihm ein paar Münzen zu und ein neuerliches Nicken, nahm dann die Krüge und ging zurück zum Tisch, glitt wieder neben Penny auf die Bank und schob ihr einen der Krüge hin. Den anderen hob er und trank und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Und wartete.
Penny, die immer noch gehorsam den Blick gesenkt hielt, spähte in den Krug. Vermutlich Ale, dachte sie, hob den Krug an die Lippen, trank einen Schluck.
Und würgte, verschluckte sich und musste husten. Sie blinzelte mehrmals, wischte sich die tränenden Augen und sah ihn an. »Das ist … widerlich.«
Er verdrehte die Augen. »Das sollte doch nur zum Schein sein.«
»Oh.« Sie fragte sich, ob es noch ein anderes Getränk gab, das man in der Schenke bestellen konnte, entschied sich aber, lieber nicht zu fragen. Schulter an Schulter saßen sie nebeneinander, und sie konnte eine leichte Spannung bei ihm spüren, doch er sagte nichts, trank einfach das scheußliche Gebräu und starrte abwechselnd in seinen Krug und ins Leere.
Sie tat so, als würde sie trinken, und wünschte, es möge etwas passieren.
Mehr als zehn Minuten schleppten sich dahin, dann standen zwei gedrungene Fischer am Tisch vor dem Feuer auf, nickten ihren Freunden zu. Sie richteten sich auf, musterten Charles und sie und kamen langsam zu ihnen herüber.
Unter der Krempe ihres Hutes hervor beobachtete Penny sie und trat Charles unter dem Tisch gegen den Knöchel.
Er erwiderte den Tritt, während sie ihm einen Blick aus schmalen Augen zuwarf.
Die Fischer blieben an der Bank auf der anderen Seite des Tisches stehen.
»Abend, Master Charles – äh, nein, das ist ja jetzt Mylord, denke ich.«
Charles schaute auf, seine Miene entspannt, und erwiderte das Nicken der Männer. »Shep, Seth. Wie gehen die Geschäfte?«
Beide Männer grinsten und entblößten dabei Lücken zwischen vergilbten Zähnen.
»Recht gut. Man kann nicht klagen.« Shep hob die Brauen. »Wir haben uns gefragt, ob Sie wohl was Bestimmtes wollen.«
Charles winkte ihnen, sich zu setzen, rückte dabei selbst weiter zu Penny, um sie tiefer in die Schatten zu drücken. Seine Hüfte und seine Schenkel pressten sich an ihre, und seine Schulter verdeckte sie halb vor den Männern, die ihnen gegenüber auf der Bank saßen.
Beide hatten es bis dahin ziemlich auffällig vermieden, in ihre Richtung zu schauen.
Charles winkte dem Wirt, der herbeieilte, sich dabei die Hände an seiner Schürze abwischte. Charles bestellte drei weitere Krüge; Seth und Shep wirkten sichtlich erfreut.
Er wartete, bis das Ale vor ihnen stand und Seth und Shep jeder einen langen Zug genommen hatten, ehe er erklärte: »Ihr werdet es ohnehin bald genug hören, denn es ist kein Geheimnis. Ich bin hier auf der Suche nach Information über diverse Treffen zwischen Granville Selborne und irgendwelchen Franzosen. Ehe ich weiterrede, sollte ich vielleicht vorausschicken, dass keinerlei Interesse besteht, wer von euch ihm dabei geholfen hat. Alles, was die hohen Herren in Whitehall wissen wollen, ist, wie er es getan hat und ob es einen Partner gab.«
Beide Männer erwiderten Charles’ Blick offen, dann hoben sie erneut ihre Krüge. Als sie sie wieder senkten, sahen sie einander
kurz an; dann sagte Seth, der Ältere der beiden, der Penny praktisch gegenübersaß, langsam und nachdenklich: » Master Granville, der in Waterloo gefallen ist?«
Was das heißen sollte, war klar. Weder Seth noch Shep wollten schlecht von Verstorbenen reden, besonders nicht von jemandem, der auf diesem blutgetränkten Schlachtfeld gestorben war.
Und besonders nicht, solange sie dasaß. Penny war überzeugt, dass sie genau über ihre Identität Bescheid wussten.
Sie holte Luft und schaute auf. »Ja, das stimmt. Granville, mein Bruder.«
Ihre Stimme, so viel heller und klarer als das tiefe Gebrumm der Männer erschreckte sie. Seth und Shep schauten sie erstaunt an.
Neben sich spürte sie, wie Charles’ Muskeln sich in Stahl verwandelten.
Sie konnte beinahe hören, wie er mit den Zähnen knirschte, aber Seth und Shep neigten artig ihre Köpfe in ihre Richtung.
»Lady Penelope. Ich dachte mir schon, dass Sie das sind.«
»Uns tut es ehrlich leid, das mit Granville – er war ein Guter, jawohl. Ein echter Kerl.«
Sie brachte ein Lächeln zustande, senkte die Stimme. »Allerdings. Aber wir müssen wissen, was Granville im Schilde führte. Es ist wirklich wichtig, wissen Sie?«
Shep und Seth musterten sie,
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