Geheimauftrag: Liebe
Tante Marissa mir gegeben hat. Es will mir einfach nicht richtig gelingen.«
Innerlich musste Charles grinsen. Sie war wirklich gut im Erfinden von Notlügen.
Lady Trescowthick bot ihr die Wange zum Kuss, denn Penny kannte sie seit ihrer Kindheit. »Ich weiß, wie schwierig genau dieses Rezept ist. Mein Küchenchef Anton hat geschworen, es sei unmöglich, und dabei ist er Franzose! Aber in der Tat, es
ist ein glücklicher Umstand, dass ich dich hier erwischt habe, meine Liebe – ich hatte vor, auf dem Heimweg in Wallingham Hall vorzusprechen. Ich gebe morgen Abend eine kleine Gesellschaft und habe gerade erst Charles’ Zusage ergattert, mir die Ehre zu geben. Du musst natürlich ebenfalls kommen.«
Penny behielt ihr Lächeln bei. »Ich werde entzückt sein. Es ist ziemlich ruhig, seit Elaine und die Mädchen in die Stadt aufgebrochen sind.«
»Ach je! Ich bin mir sicher, ich weiß nicht, warum …« Lady Trescowthick brach ab, hob eine Hand, wie um sich zu ergeben. »Wir wollen nicht schon wieder damit anfangen. Aus welchen Gründen auch immer du keine Ballsäle magst, du bist hier und musst daher morgen Abend kommen.« Sie wandte sich zur Tür. »Jetzt muss ich wieder aufbrechen. Oh – George ist zufällig gestern deinem Verwandten Arbry begegnet und hat ihn eingeladen, jedoch vergessen, dich zu erwähnen. Ich weiß auch nicht, was er sich dabei dachte.«
Gemeinsam mit Charles geleitete Penny die Besucherin aus dem Haus und zu ihrer Kutsche.
Lady Trescowthick lehnte sich aus dem Fenster. »Pünktlich um acht Uhr, wir halten es nicht mit Stadtsitten, Charles – Lostwithiel!« Sie seufzte. »Werde ich mich je daran gewöhnen, dich so zu nennen?«
Die Frage war unverkennbar rein rhetorisch gemeint. Die Kutsche setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, die Lady winkte und lehnte sich zurück. Charles stand neben Penny auf den Eingangsstufen, die Hand zum Abschied gehoben.
»Quittenmarmelade?«, fragte er halblaut.
»Das Rezept deiner Mutter ist berechtigterweise berühmt. Warum, zur Hölle, hast du mich rufen lassen?«
»Das habe ich getan, bevor Lady Trescowthick eintraf.« Wenngleich unmittelbar davor.
Die Kutsche war fort. Er drehte sich um und winkte Penny,
mit ihm ins Haus zu kommen. »Ich wollte mit dir besprechen, wie wir am besten eine angemessene Überwachung von Nicholas bewerkstelligen können.«
Sie war besänftigt. »Ist dir schon etwas eingefallen?«
»Mehrere Ideen.« Er ging neben ihr zu seinem Arbeitszimmer und hielt ihr die Tür auf. »Genau genommen hat Lady Trescowthick ein paar meiner Überlegungen bestätigt.«
»Ach?«
Er folgte ihr in den Raum, wartete, bis sie in dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, ging dann um das schwere Möbelstück herum und ließ sich in den Stuhl dahinter sinken. Lehnte sich zurück und schaute ihr ins Gesicht. »Du musst nach Wallingham Hall zurück.«
Sie kniff die Augen zusammen. Ihre Lippen begannen das Wort Nein zu formen, dann änderte sie ihre Absicht. »Warum?«
»Weil du und ich aus zwei wesentlichen Gründen hier nicht länger gemeinsam bleiben können. Und weil du zudem dort sein solltest – aus ein paar weiteren ausgezeichneten Gründen.«
Ihre Augen waren wie Schiefer. »Was sind die beiden Gründe, weshalb ich nicht bleiben kann?«
»Zunächst einmal, weil Besucher wie Lady Trescowthick mit beunruhigender Regelmäßigkeit hier auf unserer Türschwelle auftauchen. Die Tatsache, dass Mama nicht hier ist, wird sie mitnichten davon abbringen, sondern sie nur umso entschlossener machen, um sicherzustellen, dass ich tue … Was auch immer sie meinen, das ich tun sollte. Es ist nicht nur Lady Trescowthick, die damit Schwierigkeiten hat, mein wildes und leichtsinniges Ich jetzt als Earl zu sehen.«
Sie machte einen abfälligen Laut. »Das ist doch deren Problem.«
»Aber es kann leicht unser Problem werden. Cousin Nicholas
lässt sich vielleicht mit der erdachten Cousine Emily abspeisen, aber bei Amarantha Trescowthick oder einer anderen von Mamas Freundinnen halte ich diese Ausrede nicht für klug. Sie kennen einander schon so lange und erzählen einander alles. Denk nur dran, dass sie von meiner Anwesenheit wusste.«
Ihre Augen blieben schmal. Ihre Lippen wurden es. »Ich bin neunundzwanzig und die Patentochter deiner Mutter. Es gibt ein ganzes Regiment Dienstboten im Haus hier, die mich alle beinahe so gut kennen wie dich.«
Unbeeindruckt antwortete er: »Dein Alter ist unwesentlich – in derselben Weise, wie sie in
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