Geheimauftrag: Liebe
ihren Blick auf. »Benimm dich, während ich fort bin – geh und frag Mrs. Slattery nach mehr von Mamas Rezepten.«
Das trug ihm einen vernichtenden Blick ein, begleitet von einem schmallippigen Lächeln.
Er grinste, streckte eine Hand aus und streichelte ihr über die Wange. »Zum Abendessen bin ich zurück.«
Penny schaute zu, wie er sich in selbstsicherer Haltung entfernte, die Richtung zu den Ställen einschlug. Ihre Lippen verzogen sich zu einem aufrichtigen Lächeln. Jetzt wusste sie, wohin er ging, sodass sie dafür sorgen konnte, dass ihre Pfade sich nicht kreuzten.
Nach einem frühen Lunch ritt sie nach Fowey, ließ ihre Stute im Pelikan und machte sich wieder auf den Weg zum Hafen.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Fischerflotte tatsächlich aufs Meer hinausgefahren war, stieg sie den schmalen, steilen Weg zu Mutter Gibbs’ Tür hoch.
Die Alte hieß sie mit einem keckernden Lachen willkommen und warf einen scharfen Blick auf den Sovereign, den sie ihr versprach. Aber es zahlte sich aus, denn als Penny gut zwanzig Minuten später wieder ging, fand sie alles, was sie bis dahin gehört und vermutet hatte, bestätigt.
Als sie aus der engen Gasse auf den Kai bog, prallte sie gegen Charles. Schon wieder.
Ein Blick in seine Augen reichte ihr, um zu wissen, dass er nun begriff, warum sie sein Ziel wissen wollte.
Sie hob die Brauen. »Du musst wie der Wind geritten sein.«
»Das bin ich, allerdings.« Sein Ton klang knapp, seine Gesichtsmuskeln sahen verkrampft aus. Er konnte sich offenkundig noch gut daran erinnern, ihr in klaren Worten mitgeteilt zu haben, dass sie nicht noch einmal Mutter Gibbs allein aufsuchen sollte. Seine Finger fest um ihren Ellenbogen geschlossen, drehte er sich um und ging mit ihr an der Hafenmauer entlang.
Sie weigerte sich, seine Verärgerung über ihre Eigenmächtigkeit zur Kenntnis zu nehmen, und schaute nach vorne. »Was hast du herausgefunden?«
Nach einem Moment lenkte er ein. »Es gab in Lostwithiel nicht viel zu erfahren – niemand war da, der mir irgendwelche Burschen aus der Gegend nennen konnte, die mit Granville zu tun hatten. Was Tywardreath angeht, so kannte man ihn dort lediglich dem Namen nach, aber er ist nie mit ihnen hinausgefahren.«
»Wenn er nicht so weit nach Westen gegangen ist, nicht bis Tywardreath, dann ist es unwahrscheinlich, dass er sich überhaupt weiter von hier fortbewegt hat.«
»Das denke ich mir auch. Mit all den Banden, die auf dem Meeresarm unterwegs sind und unter denen man wählen kann, warum sollte er da weiter weg? Zumal die Schmuggler aus Fowey die besten sind.«
Sie verließen die Hafenstraße und gingen eine Gasse entlang, die sie zur Hauptstraße zurückführte.
»Übrigens, ich bin alles andere als begeistert.«
»Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
»Ich habe für ein Schwätzchen im Pelikan angehalten und deine Stute gesehen. Der Rest war ein Kinderspiel.« Sein Blick wanderte zu ihrem Gesicht. »Also, was hast du erfahren?«
Sie sagte es ihm.
Charles hörte aufmerksam zu, musste im Stillen zugeben, dass Mutter Gibbs über ausgezeichnete Informationen verfügte – von Penny ein geschickter Zug, so sehr ihm die Verbindung selbst missfiel. »Nicholas versucht also eindeutig, sich als Nachfolger deines Bruders einzuführen. Er bringt in Umlauf, dass jeder, der nach Granville fragt, an ihn verwiesen werden soll.«
»Das heißt, er rechnet damit, dass jemand fragen wird.« Penny schaute ihn an. »Aber warum? Der Krieg ist vorüber. Es gibt doch nichts mehr, wofür die Franzosen zahlen würden, um es zu erfahren, oder?«
»Nichts Militärisches. Aber Nicholas hat Einsicht in die auswärtige Politik, in Handelsverträge und anderes mehr.« Nach einem Moment fügte er hinzu: »Ich werde Dalziel fragen.«
Penny entzog ihren Ellenbogen seinem Griff und schloss die Hand um sein Handgelenk, blieb stehen. Sie schaute ihn an. »Gibt es eine Möglichkeit zu fragen, ohne Namen zu nennen?«
Er hielt ihrem Blick einen Moment lang stand, dann umfing er ihre Hand und gestand: »Ich habe Dalziel bereits von Nicholas erzählt, doch glaub mir bitte, dass Dalziel keine Bedrohung
für dich und deine Familie darstellt. Ich vertraue ihm mein Leben seit dreizehn Jahre wieder und wieder an. Dir und den deinen droht keinerlei Gefahr von ihm.«
Als sie ihn einfach nur anschaute, ihre grauen Augen für den Moment ausdruckslos und den Blick nach innen gekehrt, drückte er ihre Finger. Er wünschte, er könnte ihre Gedanken
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