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Geheimauftrag Phantom

Geheimauftrag Phantom

Titel: Geheimauftrag Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihnen am See?«
    »Das kann natürlich sein. Was wollen Sie machen? Verbieten können wir den jungen Damen nichts.«
    »Und wie werden Sie den Abend verbringen, Madame?«
    Sie schaute mich überrascht und etwas kokett an. »Finden Sie die Frage nicht zu indiskret?«
    »So habe ich es nicht gemeint. Ich dachte nur an den Killer, der sich hier breitgemacht hat.«
    »Nein, ich glaube nicht, daß er sich im Castello zeigen wird. Das stimmt einfach nicht.«
    »Ist gut. Angel habe ich nicht gefunden. Ihr Zimmer war leer.«
    »So?«
    »Ja, können Sie mir sagen, wo sie sich aufhält? Schließlich fühle ich mich ihr gegenüber verantwortlich. Ihr Vater hat mich beauftragt, sie zu beschützen.«
    »Schauen Sie am See nach.«
    »Das werde ich auch.«
    Madame Sousa sah aus, als wollte sie noch etwas sagen, blickte aber dann zur Seite. »Stört Sie etwas?«
    »Nein oder ja.« Sie lächelte knapp. »Wissen Sie, Mr. Sinclair, ich habe ein komisches Gefühl. Es kann mit dem Wetter zusammenhängen, muß aber nicht.« Sie schaute gegen den grauschwarzen Himmel. »Da braut sich was zusammen.«
    »Ein Gewitter?«
    »Kann sein.«
    »An was denken Sie noch?«
    »Ich weiß es nicht. Aber dieser Abend und die folgende Nacht scheinen mir für einen Killer wie geschaffen zu sein. Ich werde den Eindruck nicht los, daß er bereits unterwegs ist.«
    »Haben Sie Beweise?«
    »Nein, es ist nur ein Gefühl. Das sind Strömungen, die über meine Arme fließen. Ich kenne die Gegend, drei tote Mädchen habe ich erlebt.« Sie starte mich an. »Ich hoffe, Mr. Sinclair, daß nicht noch ein viertes totes Mädchen hinzukommt.«
    Bevor ich nach dem Grund fragen konnte, hatte sie sich umgedreht und ging mit schnellen Schritten zurück in die Schule. Kopfschüttelnd schaute ich ihr nach. Aus Madame Sousa wurde ich nicht schlau. Einerseits zeigte sie sich ungewöhnlich beherrscht, andererseits reagierte sie sehr emotional.
    Wußte sie mehr?
    Allmählich wurde mir die Schule nicht geheuer. Der Schatten des Mordphantoms hatte sich wie ein Fluch ausgebreitet, der jeden Menschen hier treffen konnte.
    Auf den Tennisplätzen wurde nicht mehr gespielt. Vier Mädchen in weißer Kleidung verließen die Anlage und gingen durch einen Seiteneingang ins Haus.
    Den nahm ich auch, gelangte nach dem Gittertor noch nicht in das Innere, sondern dorthin, wo einige Fahrräder unter einem schützenden Wellblechdach standen. Ein schmaler Weg führte an einem der niedrigen Trakte entlang und stach in den Park hinein, wo er auf einer großen Wiese endete, auf der mächtige Laubbäume wie Wächter wuchsen. Ich blieb am Rand der Wiese stehen und schaute geradeaus, wo das Gelände zum Ufer hin auslief. Dort befand sich auch das Bootshaus, in dem sich die Mädchen manchmal trafen. Auch dieses Haus lag im Schatten mächtiger Baumkronen.
    Der kleine Streifen Strand mit dem grauen Sand schimmerte wie ein Bart.
    Auf dem See rührte sich nichts, obwohl es mir vorkam, als würde der sich bewegen, denn über die Oberfläche des Wassers hinweg strichen die Dunstschwaden.
    Sie waren für meinen Geschmack schon so dicht, daß man sich darin verstecken konnte. Ich wollte hingehen, als ich hinter meinem Rücken wieder die schlurfenden Schritte hörte.
    Erwin kam an.
    Wir schauten uns ins Gesicht. Diesmal war er ohne den Plastiksackerschienen. Erzielte mit dem Finger auf mein Gesicht. »Ich weiß, wer du bist, ich weiß es genau«, erklärte er in einem guten Deutsch. »Aber hüte dich, Fremder.«
    »Vor wem?«
    »Vor dem Mörder. Er ist wieder unterwegs. Das wird seine Nacht werden, ich weiß es.«
    »Dann bist du schlauer als ich. Wie kannst du wissen, daß der Killer in dieser Nacht zuschlagen will?«
    Er strich über seine Narben. »Ich bin ein Gezeichneter, aber ich weiß viel, sehr viel.«
    »Kennst du ihn, Erwin?«
    »Nein, niemand kennt ihn. Er ist da, er kommt, er verschwindet, er ist unangreifbar.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    Erwin schüttelte den Kopf und legte seine Arme um die Schultern, als würde er frieren. »Wer ihn sieht, ist tot. Die Hölle hat ihn entlassen. Niemand wird ihn stoppen. Ich habe das schon oft gesagt, aber man hat nicht auf mich gehört. Wenn das Böse einmal frei ist, breitet es sich aus und sucht nach Opfern.«
    Ich runzelte die Stirn. Wie dieser Mann sprach, gefiel mir überhaupt nicht. Er redete wie jemand, der eigentlich mehr wissen mußte und es nur nicht preisgeben wollte. Sollte ich mich in Erwin doch getäuscht haben. War er eine geteilte Persönlichkeit?

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