Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Christentumsgehuldigt. Selbst privilegierte Sklaven konnten eingeweiht werden. Vor allem die entlang des römischen Limes stationierten Soldaten waren Anhänger, aber auch untere Verwaltungsbeamte, Handwerker, Freigelassene – man bezeichnet sie heute als die aufstrebenden Schichten. Als Mitglied in einem Geheimbund fühlten sie sich – wie in jeder geheimen Gesellschaft – auserwählt. Sie waren die «neu Geborenen», denen das Himmelreich glückselig offen stand.
Die christlichen Bilderstürmer beendeten Ende des 4. Jahrhunderts mit Hilfe des Staates eine 300-jährige Erfolgsgeschichte. Die Bischöfe sahen die Mithras-Religion als Konkurrenz an. Die Ähnlichkeit mit dem Christentum war – zumindest auf den ersten Blick – zu groß, als dass die Christen gleichgültig auf den Kult hätten reagieren können. Viele Elemente des Mithras-Kultes haben sich im Christentum niedergeschlagen. Wobei es die christlichen Autoren natürlich anders sehen: Tertullian spricht von einer «Nachäffung» der christlichen Rituale.
Ist der Vorwurf berechtigt? Sicher, der persische Gott ist älter als Jesus Christus, aber die Mithras-Mysterien sind in Rom im 1. Jahrhundert neu als Religion entstanden. Wer mit seinen Zeremonien also wen «nachgeäfft» hat, können wir nicht im Einzelnen entscheiden. Eindeutig ist es jedoch bei der Festlegung der Geburt Christi auf den 25. Dezember. Dieser Termin wurde erst im 3. Jahrhundert bestimmt. Dies wird als deutliche Übernahme durch die Christen gesehen, denn die Geburt des Mithras wurde schon zuvor am 25. Dezember gefeiert. Auch die «Sonntage» beziehen sich auf den Sonnengott Sol/Mithras.
Ein übliches Erfolgsgeheimnis des Christentums bestand darin, Glaubensvorstellungen und Traditionen, die nicht auszurotten sind, mit christlichen Inhalten zu füllen. Kirchen wurden bewusst auf Mithräen oder heidnischen Kultplätzen errichtet und so die Siege des Christentums über den Drachen des Heidentums aufs beste verdeutlicht. Papst Gregor der Große schreibt noch um 600 an den Abt Mellitus von Canterbury: Heidnische Tempel sollten nicht zerstört, sondern in Kirchen umgewandelt werden, «es sollen nur die Götzenbilder,die darin sind, vernichtet werden, dann sollen die Tempel mit Weihrauch besprengt, Altäre gebaut und Reliquien darin niedergelegt werden». Damit das Volk «zu den Orten, woran es gewohnt ist, umso vertrauter sich versammle und den wahren Gott erkenne und anbete». So steht der Kölner Dom auf einer einzigartigen Sammlung von vorchristlichen Kulten: Neben dem Mithras-Heiligtum lagen hier eine Weihestätte für einheimisch keltische Muttergöttinnen und ein Tempel für römische Gottheiten. Ein besonders schönes Beispiel finden wir in Rom unter der Basilika San Clemente in der Via Labicana 95 nahe dem Kolosseum: Das Mithräum, worauf 384 eine Kirche errichtet wurde, ist noch voll erhalten. Angelegt unter der Erde und mit einer tonnenförmigen Decke überbaut, sollte der Kultraum den Eindruck einer Höhle vermitteln. Auch die seitlichen Liegebänke laden noch immer zum gemeinsamen Opfermahl ein – wenn die Kirche es denn erlauben würde …
Die Ähnlichkeiten und Analogien sind in der Tat frappierend, vor allem die Parallelen bei Taufe und Abendmahl, das auch in der Alten Kirche eine geheime Zeremonie war. Nichtchristen mussten vorher den Gottesdienst verlassen:
Die Zugehörigkeit erlangte man – zumindest in der frühchristlichen Zeit – durch eine bewusste Entscheidung als Erwachsener.
Mitglied der Gemeinde wird man durch ein Initiationsritual, das Taufbad. Das Wasser reinigt von den Sünden und ermöglicht Tod und Wiedergeburt.
Mit der Wiedergeburt erfolgt die Aufnahme in die Kultgemeinschaft.
Durch einen förmlichen Unterricht wird auf die Taufe vorbereitet.
Die Anhänger beider Religionen haben eine Heilserwartung im «Himmel».
Gott wird unmittelbar erlebt.
Das Kult- bzw. Abendmahl ist geheim.
Die Sonnensymbolik prägt beide Religionen. Mithras ist als Sonnen- und Lichtgott der Heil versprechende Erlöser, genau wie Christus, das «Licht der Welt», «die wahre Sonne». Beide sind auf die Erde gekommene Erlöser der Menschen.
Das zentrale Element der Liturgie war das Kultmahl im Mithräum, entsprechend dem Abendmahl des Christentums in der Kirche. Auch im Mithras-Kult werden in der Begegnung mit der Gottheit Brot (Ähren) und Wein (Trauben) geschenkt und symbolisieren das neue Leben. Abend- und Kultmahl sind Gottes- und Heilserfahrung. In beiden Kulten müssen
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