Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
die Ungetauften vor dem Kult-/Abendmahl den Gottesdienst verlassen. Auch das Glaubensbekenntnis wird vor den Nichtchristen geheim gehalten.
Zusammenfassend sei mit dem Mithras-Experten Manfred Clauss an die überlieferte Einweihung in einen Mysterienkult erinnert, die folgend beschrieben ist: «O wie wahrhaftig heilig sind die Mysterien, o wie lauter das Licht! Vom Fackellicht werde ich umleuchtet, damit ich den Himmel und Gott schauen kann. Ich werde heilig dadurch, dass ich in die Mysterien eingeweiht werde. Der Herr enthüllt die heiligen Zeichen und drückt dem Eingeweihten durch die Erleuchtung sein Siegel auf. Er übergibt den, der gläubig geworden ist, der Fürsorge des Vaters, damit er für die Ewigkeit bewahrt werde. Dies sind die Bakchosfeste meiner Mysterien. Wenn du willst, so lasse auch du dich einweihen.» . (Clemens von Alexandria). Derjenige, der hier den Mysten dem Vater übergibt, ist Christus.
Und doch sind die Inhalte unterschiedlich:
Jesus Christus ist als historische Figur fassbar. Mithras gehört in den Bereich des Mythos, auch wenn die Begegnung mit ihm in der Imitation von dem antiken Menschen als real angesehen wird.
Die mystische, ekstatische Gotteserfahrung wird von Christen abgelehnt; auch die Völlerei des sinnlichen Kultmahls.
Im Mithras-Kult werden nur Männer aufgenommen.
Für Christen gilt ein strikter Monotheismus. Für die Mithras-Anhänger ist es kein Problem, sich mehreren Religionen anzuschließen; auch der christlichen. Es gibt keinen Alleinvertretungsanspruch auf den rechten Glauben, keinen Ausschließlichkeitsanspruch für ihren Gott.
Die Christen bauen ein weites, gut organisiertes Netzwerk auf. Mit einem Oberhaupt in Rom. Diese Organisationsstruktur über die lokale Ebene hinaus gibt es im Mithras-Kult nicht. Die einzelnen Gemeinschaften blieben autark.
Das Christentum ist eine Missionsreligion. Dieses Sendungsbewusstsein haben die Mysten nicht. Die Ausbreitung des Glaubens ist kein Ziel. Eine «Kirche» konnte daraus nicht entstehen.
Das Spannungsverhältnis, das Gefühl der Konkurrenz geht von den Christen aus. Die heidnischen Götter sind nicht eifersüchtig. Gerade die äußeren Parallelen machten den Mithras-Kult den Christen besonders verhasst. Als Kirche und Staat sich seit Kaiser Konstantin I. verbündeten und die Christen Einfluss gewannen, schloss ihr Ausschließlichkeitsanspruch die Duldung der heidnischen Religionen aus. Unter Konstantin I. wurde der Mithras-Kult zuerst noch gefördert, dann nur noch toleriert. Im Jahr 341 verbot Konstantins Sohn Konstantius die heidnischen Kulte. 356 wurden ihre Tempel geschlossen und für die Ausübung der Kulte die Todesstrafe verkündet, 380 im ganzen Imperium. Die Mithras-Heiligtümer Roms wurden 377 zerstört. Das Christentum wurde alleinige Staatsreligion im Römischen Reich. Kaiser Theodosius I. schließlich verbot den Glauben 391 als Irrglauben, der unnachgiebig verfolgt wurde. Der christliche Gott war nicht nur eifersüchtig, sondern auch rachsüchtig.
Doch nach all den Jahrhunderten scheinen die Mysterienkulte wiederaufzuleben, wie ein vor gut hundert Jahren entdecktes «Mithräum» an der Saalburg bei Bad Homburg zeigt, in dessen Umgebung die Asche von Feuerstellen und Reste von Fackeln auf moderne heimlich-nächtliche Rituale hinweisen.
Des Kaisers neuer Tempel
Am 23. Januar des Jahres 1903 erhielt Seine Kaiserliche Majestät Wilhelm II. endlich das erwartete Telegramm. Absender war Baurat Heinrich Jacobi, der mit Unterstützung des deutschen Kaisers bereits seit sechs Jahren an dem Wiederaufbau des römischen Legionslagers Saalburg auf der Taunushöhe bastelte. Wilhelm war entzückt, aber nicht überrascht. Hatte er es doch schon immer gewusst, vor all den studierten Historikern, Archäologen und Bauräten. Auch die mittelalterlichen Zinnen des Kastells auf den Rekonstruktionsplänen waren dank seiner allerhöchsten Eingebung entstanden. Sie sind heute noch zu bewundern. Was – und das sei betont – einem Besuch des Archäologischen Parks Saalburg mit seinen vielfältigen interessanten Ausstellungen, Informationen und Aktivitäten keinen Abbruch tun sollte, auch wenn es «ein wilhelminisches Gesamtkunstwerk» . (Egon Schallmayer) ist.
Der deutsche Regent kannte das Kastell am römischen Limes schon aus Jugendzeiten. Sein Großvater Wilhelm I. verweilte des Öfteren zur Kur im benachbarten Bad Homburg. Wilhelm II. interessierte sich für die Altertumswissenschaften, nahm selbst an
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