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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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archäologischen Kampagnen teil und verfolgte begeistert die Ausgrabungen auf der Saalburg. Und wie es der Zufall wollte, wurden just bei seinen Besuchen immer wieder römische Funde freigelegt. Zum Beispiel Scherben mit eingeritzten römischen Kaisernamen. Das öffnete die Schatullen der Sponsoren. Nicht viel anders als heute bei amerikanischen Archäologen, die just vor den entscheidenden Sitzungen der Fördervereine auf ein unberührtes Maya-Grab zum Beispiel stoßen, was unbedingt eine Fortsetzung der Förderung erfordert. Das Interesse muss eben wachgehalten werden, um die Brieftaschen zu öffnen. Dazu kann nichts besser beitragen als sensationelle Entdeckungen.
    Die «römischen» Inschriften wurden übrigens durch moderne Untersuchungen als neuzeitliche Kritzeleien entlarvt.

    Das Innere des wilhelminischen «Mithras-Tempels» auf der Saalburg bei Bad Homburg. Im Zentrum das große Kultbild des Gottes; seitlich die Liegebänke für die Gläubigen zur Einnahme des Kultmahls
    Doch eines fehlte: ein Mithräum. In ganz Germanien waren inzwischen Dutzende von Heiligtümern des persischen Lichtgotts freigelegt worden. Die gehörten doch unbedingt zu einem ordentlichen Limeskastell mit «vicus», wo die Angehörigen, Handwerker und Händler wohnten, dazu. Auch den Kaiser faszinierte der geheimnisvolle Mithras-Kult mit seinen dunklen Tempeln und Mysterien. Baurat Jacobi stand unter gehörigem Druck. Und dann passierte, was Egon Schallmayer, Direktor der Saalburg, «inszenierte Geschichtlichkeit» nennt.
    Das Telegramm von 1903 ist erhalten. Jacobi meldet untertänigst nach Berlin, «dass wir auf der Saalburg, 250 Meter südlich vom Kastell in der Nähe der Gräberfelder das langgesuchte Mithras-Heiligtum gefunden haben. Der Grundriss hat die übliche Anordnung». Entscheidend – und entlarvend – ist dabei der Wortlaut «daslanggesuchte». Und so fand sich auch schnell ein Sponsor, der den «Wiederaufbau» bezahlte. Jacobi zeichnete einen Grundriss, der perfekt dem Schema der bisher entdeckten Mithräen entsprach – mit Vorraum, Kultraum, Mittelgang und seitlichen Liegebänken. Bei der Deckenrekonstruktion orientierte er sich an dem Mithräum unter der Basilika San Clemente in Rom mit nächtlichem Sternenhimmel. Da er leider das zentrale Kultbild, das den Gott bei der Heilstat zeigt, nicht fand, ließ er von dem Relief aus dem Tempel von Frankfurt-Heddernheim eine Kopie anfertigen. (In dem einst römischen Ort sind inzwischen vier Mithräen entdeckt worden.)
    Innerhalb eines Jahres wurde das «Heiligtum» fertiggestellt. Das Problem ist nur, dass die Fundamente auf einen ebenerdigen Bau schließen lassen, der Kultraum jedoch immer vertieft, höhlenartig errichtet war. Andreas Hensen entdeckte im Archiv die ursprünglichen Grabungspläne der Fundstätte, die einen erheblich abweichenden Grundriss zeigen, der auf ein altes Gräberfeld hinweist. Und auch das dem Kaiser präsentierte «persische Kurzschwert mit sichelartigem Fortsatz», Symbol des fünften Weihegrads, entpuppte sich im Röntgenbild als ein Langschwert, das vermutlich aufgrund einer schadhaften Stelle gekürzt worden war, und der Sichelhaken als Rostgebilde.
    Hensen fand noch mehr Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten: «Die verwinkelten Mauerreste eines Bestattungsplatzes wurden durch eine starke Manipulation des Grundrisses zum idealen Schema eines Mithraeums verändert. Grabbeigaben und verbaute Spolien von Inschriften erfuhren eine phantasievolle Umdeutung zu Requisiten und Weihungen des Kultes.» Mit anderen Worten: Das «Mithräum» an der Saalburg ist ein reines Phantasieprodukt, eine Fälschung.
    Und doch kann man hier idealtypisch einen Eindruck vom Aussehen eines Mithras-Tempels bekommen. Die vom Wunschdenken und der Hörigkeit dem Herrscher gegenüber geleitete «Entdeckung» kann heute frisch renoviert auf dem Gelände der Saalburg besichtigt werden, direkt an einer alten römischen Quelle gelegen. Zumindest die ist echt. Doch ob altes heidnisches Heiligtum oder nicht: moderne Heiden stört das kaum. Sie feiern ihre Rituale mit Feuern undOpfern im umliegenden kleinen Hain. Walter Burkert schreibt dazu: «Die gelegentlich erhobenen Ansprüche von Freimaurern oder auch von neueren Hexengruppen, die geheime Tradition der alten Mysterien fortzuführen, sind kaum ernst zu nehmen.» Und trotzdem gibt es dieses Begehren. Die Stätte gilt in der Neuheiden- und Hexenszene als energetischer Kraftort.
    Ob ihre Anhänger wohl wissen, um wen es sich bei

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