Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
seit dem 7. Jahrhundert wurde der Eremit auch in der 20 Kilometer von Rennes-le-Château entfernten Schlucht von Galamus verehrt. Vielleicht hat ihn sogar Maria Magdalena hierhergebracht, denn schon früh mischt sich auch die Legende der Ägypterin Maria, die als reuige Sünderin einsam und allein in der Wüste lebte, mit der Legende der schönen Galiläerin. Zeitgleich mit dieser Vermischung entstanden auch die ersten sogenannten «Schwarzen Madonnen», die vor allem in Frankreich zu finden sind.
Bei den beiden Kindern in moderner Kleidung könnte es sich um den Abbé selbst und seinen Bruder Alfred handeln, der ebenfalls als Priester diente. Sie wären nicht die ersten Stifter, die sich auf den von ihnen bezahlten Denkmälern verewigen ließen.
Es bleibt der Vollmond an der 14. Station des Kreuzweges, der angeblich nicht die Grablegung bescheint, sondern den Transport des verwundeten Christus in ein geheimes Versteck. Der Bibelbericht besagt, dass Jesus zur neunten Stunde des Tages starb. Weiter heißt es, Josef von Arimathäa sei am späten Nachmittag zur Kreuzigungsstätte gekommen, als Jesus bereits tot war. Daraufhin ging Josef zu Pilatus und erbat die Erlaubnis, den Leichnam Jesu vom Kreuz zu nehmen und zu bestatten. Diese wurde ihm nach kurzer Rücksprache mit den Wachen gewährt. Im Anschluss kaufte Josef Leinen, wickelte den Körper darin ein und legte ihn schließlich in die Gruft. All dies dürfte mehrere Stunden gedauert haben. Nach dem jüdischen Kalender beginnt der Tag nach Sonnenuntergang und ist in zwölf Nacht- und zwölf Tagstunden eingeteilt. Jesus starb unmittelbar vor dem Passahfest, das immer am Tag des ersten Vollmonds nach der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche beginnt, dem 14. Nisan. Im Jahre 2013 ging die Sonne in Jerusalem am 14. Nisan um 17 : 56 Uhr unter, während der Mond etwa eine Viertelstunde später, um 18 : 12 Uhr, am Himmel erschien. Wenn Christus etwa zur neunten Stunde des Tages, also gegen drei Uhr starb, und Josef tatsächlich erst am späten Nachmittag kam und im Anschluss all das oben Erwähnte erledigte,dann dürfte der Vollmond längst am Himmel gestanden haben, als er den Leichnam Jesu ins Grab legte.
Eine geheime Botschaft, die über das allgemeingültige Mysterium des Todes und der Auferstehung Jesu hinausgeht, ist in Rennes-le-Château nicht zu finden.
Vier Hochstapler und ein Todesfall
Als Noël Corbu die Villa Béthania nach Marie Dénarnauds Tod in ein Hotel umwandelt, hat er ein großes Problem. Woher sollen die Gäste kommen? Es ist kein Zufall, dass die ersten Gerüchte um den geheimnisvollen Schatz des Abbé Saunière nur ein halbes Jahr später in der Lokalpresse erscheinen und dafür sorgen, dass sich Corbus Hotelzimmer mit Schatzsuchern füllen. Zu Hunderten stürmen sie das Bergdorf mit Spitzhacke, Schaufel, aber auch bereits mit Metalldetektoren. Gefunden haben sie alle nichts. Zehn Jahre später verkauft Corbu seinen Besitz, aber die Schatzsuche geht auch ohne ihn weiter. Neu angefacht wird das Fieber im Jahre 1967 durch Gérard de Sèdes Buch «Das Gold von Rennes», in dem erstmalig Abschriften der Pergamente zu lesen sind, die Saunière angeblich in der Kirche fand. Warum, so stellt sich die Frage, hatte nicht schon Corbu die Dokumente als Wegweiser bei seinen eigenen Grabungen benutzt? Offensichtlich hat ihm damals niemand diese Frage gestellt, und als er nur ein halbes Jahr nach Erscheinen des Buches bei einem Autounfall stirbt, ist es dafür auch zu spät. Als der britische Journalist Henry Lincoln mit seinen Nachforschungen beginnt, die ihn auf die Spur der Prieuré de Sion bringen, muss er sich allein auf die Aussagen von de Sède verlassen.
Obwohl Lincoln selbst einräumt, dass einige Dokumente der Prieuré es darauf anlegen, «zu täuschen, zu verwirren, Tatbeständezu verschleiern und auf Bedeutsames beziehungsweise Unheilvolles anzuspielen», ist er dennoch bereit, ihnen zu glauben. Eine kapitale Fehleinschätzung, wie sich gut ein Jahrzehnt und viele Tausend verkaufte Bücher später herausstellt.
Im September 1993 bekommt die Geschichte der Prieuré eine völlig neue Wendung. Pierre Plantard hat sich einem Untersuchungsausschuss freiwillig als Zeuge zur Verfügung gestellt. Es geht um Korruptionsvorwürfe gegen Roger-Patrice Pelat, einen engen Freund des Präsidenten François Mitterrand. Der Untersuchungsrichter kann kaum glauben, was Plantard behauptet: Der Angeklagte sei der amtierende Großmeister einer geheimen
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