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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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Freimaurerei aus einem bereits etablierten Bürgertum hervorging», schreibt Dieter A. Binder, seien es in Frankreich die eklatanten Standesgegensätze, die auf die Logen prägend wirkten. In Deutschland hingegen sind sie «Schmelztiegel von Adel und aufsteigendem Bürgertum», so Norbert Schindler.
    Allein schon diese unterschiedlichen Startbedingungen verhindern eine uniforme Ausbildung des freimaurerischen Logenwesens. Sogar auf nationaler Ebene herrscht bald ein wildes Durcheinander an Freimaurer-Spielarten. Im 18. Jahrhundert sind im deutschsprachigen Raum zwar 25   000 Männer in Logen organisiert. Deren Gemeinsamkeiten kann man aber an einer Hand abzählen – schlechte Voraussetzungen für eine wie auch immer geartete «Geheimregierung».Zu einer konzertierten Aktion ist die Freimaurerei in ihrer 300-jährigen Geschichte zu keinem Zeitpunkt in der Lage.
    Nur in einer Hinsicht agieren alle Logen europaweit einheitlich: Sie sind besonders im Zeitalter der Aufklärung Hotspots bürgerlichen Kulturstrebens. Schon nach wenigen Jahrzehnten ist der Einfluss der Freimaurerei unübersehbar. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Wolfgang Amadeus Mozart, der schon als 16-Jähriger für einen Freimaurer komponiert und neben etlichen anderen Werken besonders mit «Die Zauberflöte» der Freimaurerei und ihren Werten ein Denkmal setzt. Allerdings ist es um Mozarts Ruf unter seinen Logen-Brüdern nicht gut bestellt. Man bekrittelt seinen exzessiven Lebensstil, der mit freimaurerischer Moral nicht übereinstimmt. «Sein früher Tod sei uns die kräftigste Mahnung zur Tugend», heißt es dann auch abschließend in der «Maurerrede zu Mozarts Tod». Weil die Freimaurer den Tod ihres Bruders so distanziert zur Kenntnis nehmen, keimt unter den Feinden der Logen der Verdacht auf, Mozart habe in «Die Zauberflöte» zu viel über die Geheimnisse der Freimaurer preisgegeben und sei deshalb von ihnen heimtückisch vergiftet worden.
    Diese Verschwörungstheorien haben die Anziehungskraft der Logen auf kreative Köpfe nicht schmälern können. Charakteristisch für die Freimaurerei ist und bleibt die «humane Kultivierung der Männergesellschaft». In Deutschland hat sicher dazu beigetragen, dass auch gesellschaftliche Vorbilder wie Goethe und Lessing sich mit den Inhalten der Freimaurerei beschäftigten. Aber auch außerhalb des deutschsprachigen Raums hatte und hat die Freimaurerei erhebliche Anziehungskraft auf Intellektuelle und Künstler. Als Duke Ellington «I’m beginning to see the Light» komponiert, inspirieren ihn freimaurerische Symbole. Ebenso bekannt ist die freimaurerische Prägung im Werk des finnischen Komponisten Jean Sibelius. Und auch der lebenslange Einsatz des Ausnahme-Geigers Yehudi Menuhin für Menschenrechte und Frieden beruht auf seinem freimaurerischen Engagement.
    Dennoch haftet den Freimaurern bis heute der Ruf an, ein Hort des Okkultismus zu sein. Der Vorwurf lässt sich bis ins 18. Jahrhundertzurückverfolgen. Damals misstrauten weltliche und geistliche Obrigkeit dem Treiben ihrer Bürger prinzipiell – und den Logen im Besonderen. Die Gründe dafür finden sich in einer bis heute für die Freimaurerei ebenso bedeutsamen wie verhängnisvollen Rede, die das Mitglied der Royal Society, Andreas Michael Ramsay, 1737 vor der französischen Großloge hält: «Die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale der Menschen sind nicht die Sprachen, die sie sprechen, die Kleider, die sie tragen, die Länder, die sie bewohnen, noch die Würden, die ihnen verliehen wurden. Die Welt ist eine große Republik, in der jede Nation eine Familie und jeder Einwohner eines ihrer Kinder ist.
    Wir wollen alle Menschen von aufgeklärtem Geiste und guten Sitten vereinigen (…) durch die erhabenen Grundsätze der Tugend, der Wissenschaft, der Religion, in welchen das Interesse der Bruderschaft zum Interesse des ganzen menschlichen Geschlechts wird (…).»
    Ramsay lässt keinen Zweifel daran, dass er die Freimaurerei als einen überstaatlichen Fortschrittsmotor ansieht – und bestätigt damit die Vorurteile aller, die in der Logenbewegung eine Quelle staatsfeindlicher Umtriebe sehen. Damit nicht genug: Des Weiteren formuliert er noch zwei Sätze, die bis heute auf fatale Weise das Image der Freimaurer in der Öffentlichkeit prägen – und eine Steilvorlage für antifreimaurerische Propaganda darstellen: «Unsere Vorfahren, die Kreuzfahrer, die sich aus allen Teilen der Christenheit im Heiligen Lande zusammengefunden hatten,

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