Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
behaupten, die Freimaurerei habe zusammen mit französischen Logen den Untergang des Kaisertums in Deutschland und Österreich betrieben.
Deutscher Sonderweg: Dass Friedrich der Große (2. v. r.) Freimaurer ist, verdeutlicht, dass die Logen damals staatstragend sind.
Särge, Totenschädel und geheime Codes
Die Freimaurerei erscheint verwirrend und rätselhaft, doch der erste Eindruck täuscht. Nichts wird im Freimaurer-Kosmos dem Zufall überlassen, alles hat seine Bedeutung. Weltweit dominiert die Johannismaurerei, benannt nach dem Schutzpatron der Steinmetze, Johannes dem Täufer. Ihr Logenraum hat meist dieselbe rechteckige Form mit stets den gleichen Ritualgegenständen, die entsprechend den nach strenger Ordnung ablaufenden Ritualen an genau festgelegten Orten stehen oder liegen. In der Regel wird dem Kandidaten erst nach einer Weile der Zugehörigkeit im Rang eines «Suchenden» gestattet, ordentliches Mitglied zu werden und die drei Grade (Lehrling, Geselle, Meister) der Johannismaurerei zu durchlaufen.
Jeder dieser Hierarchiestufen entspricht eine Erkenntnisstufe. Ein Freimaurer im Anfänger-Status beginnt seine Karriere gewissermaßen mit einem mehrfachen Handicap. Wenn er zum Lehrling initiiert wird, betritt er die Loge humpelnd, weil er laut Ritualvorschrift nur einen Schuh trägt. Alleine würde er niemals den Weg finden und sich im Kreis drehen, denn er ist außerdem blind: Vordergründig, weil ihm die Augen verbunden sind. Symbolisch, weil er weder sich noch seine Umwelt wirklich kennt. Er ist ein «rauer Stein», wie es in der Terminologie der Freimaurer heißt. Die Loge wird ihm helfen, seine Persönlichkeit zu finden und zu verfeinern. Seine Brüder weisen ihm nicht nur den Weg durch das Ritual, sondern auch den Pfad hin zu einem besseren Menschsein.
Am Ende des Aufnahmerituals muss der zukünftige Lehrling einen Eid ablegen. Dabei wird ihm ein Zirkel auf die entblößte Brust gesetzt und einem älteren Ritual folgend zum Abschluss das Ende des Degenknaufs auf die Zunge gelegt. Verschwiegenheit und Regelkonformität sind die ersten Lektionen für den Lehrling. Bei Bruch des Eides wurden früher – und schon damals nur symbolisch – grausame Strafen angedroht, wie in einer «Verräterschrift» aus dem Jahr 1730 zu lesen ist: «(…) als dass meine Gurgel abgeschnitten, meineZunge aus dem Gaumen meines Mundes genommen, mein Herz aus meiner linken Brust gerissen, um sodann im Sande des Meeres begraben zu werden die Länge eines Kabeltaues weit vom Ufer, wo Ebbe und Fluth zweimal in 24 Stunden abwechselt; mein Körper zu Asche verbrannt, meine Asche auf die Oberfläche der Erde zerstreut werde, damit nicht das geringste Andenken von mir unter den Maurern übrig bleibe.» Auch das geheime Handzeichen der Lehrlinge spiegelt diese drastische Strafandrohung wider: Mit waagerecht gehaltenen Fingern wird symbolisch die eigene Kehle durchtrennt.
Die Aufnahme in den Meistergrad gipfelt in einer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit und dem Mysterium der unsterblichen Seele – dazu wird es düster: «(D)er Altar, die Tische des Meisters und der Beamten sind mit schwarzem Tuch verhangen», beschreibt Historiker Dieter A. Binder die Vorgänge im Tempel. Das in den Logen präsente Symbol des Pentagramms wird ausgetauscht: «Der Flammende Stern der Gesellenloge (…) wird durch einen in der Form des Hexagramms ersetzt.» Diese uralten Zeichen der Hexerei und Magie haben in der Freimaurerei einen weitaus positiveren Symbolwert: Sie stehen für die Durchdringung und Vereinigung von Oben und Unten, Geist und Materie.
Zentrales Symbol beim Meisterritual ist laut Dieter A. Binder ein Sarg, auf dessen Deckel ein Totenschädel und ein Akazienzweig liegen. Am Kopfende des Sargs, im Westen, befindet sich ein Winkelmaß, im Osten ein rechtwinklig geöffneter Zirkel. Die offenen Seiten der Werkzeuge zeigen Richtung Sarg. Das Ritual gipfelt in der Wiederauferstehung des angehenden Meisters. Zuvor schlüpft dieser in die Rolle des Baumeisters Hiram Abiff. Der sagenhafte Architekt des Salomonischen Tempels wird nach freimaurerischer Legende von drei Gesellen getötet, denen er das geheimnisvolle Meisterwort nicht verraten will.
Im Meisterritual wird Abiffs Ermordung nachgestellt und symbolisch überhöht. Wer den höchsten Grad der Johannismaurerei erlangen will, wird gleich mehrfach «gemeuchelt»: Mit der Messlatte wird ihm die Kehle durchgeschnitten, er wird mit dem Winkel erstochen,und der
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