Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Regierung in den späten 1990er Jahren untersuchen lässt, wie viele Richter in England und Wales Logenmitglieder sind (Ergebnis: 5,4 Prozent). Mehrere Jahre über müssen Bewerber, die für eine Stelle im Justizwesen in Frage kommen, erklären, ob sie Freimaurer sind oder nicht. Erst 2009 wird die Regelung aufgehoben.
Die 275-Jahr -Feier der ältesten Loge Deutschlands, «Absalom zu den drei Nesseln», mit ihrer prachtvollen Feier im Hamburger Michel 2012 hat zwar auch in überregionalen Medien Beachtung gefunden. In Deutschland dreht sich die Diskussion in den Logen aber nach wie vor um die Frage, ob sie sich der Öffentlichkeit öffnen sollen, wie Altkanzler Helmut Schmidt angesichts des noch immer kaum bekannten Stiftungswesen der Freimaurer bereits vor Jahren empfiehlt: «Tue Gutes und rede darüber.»
Und es hat sich einiges getan. Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Freimaurer auch. Was noch fehlt, ist eine öffentliche Meinung, die die Freimaurerei in Deutschland als das ansieht, was sie wirklich ist: keine geheime Weltregierung, sondern eine der vielschichtigsten Organisationen, die Europas Geschichte je hervorgebracht hat.
Bis in alle Einzelheiten planen die Illuminaten Ende des 18. Jahrhunderts die Unterwanderung der Gesellschaft. Ihr Ziel: ein gewaltloser Umsturz zum Wohle des Menschen. Nie zuvor hatte ein Geheimbund Ähnliches versucht.
Kapitel 6
Die Illuminaten
Zwischen Jesuitenangst und Neuer Weltordnung
Ingolstadt, Ende Februar 1785. Nie hätte Adam Weishaupt gedacht, dass es so weit kommen würde. Vor kurzem war er noch ein junger erfolgreicher Professor an der Universität Ingolstadt – und jetzt? Seine Karriere ist ruiniert, wahrscheinlich sogar sein Leben. Man verfolgt ihn wie einen Hexer. Und das nur, weil er mehrmals auf die Anschaffung angeblich ketzerischer Bücher gedrängt hat? Nur weil er sich weigert, das Glaubensbekenntnis abzulegen?
Der Rektor der Universität befiehlt Weishaupt, sofort die Stadt zu verlassen. Doch in diese Falle tappt er nicht. Er weiß: Die Wachen an allen vier Stadttoren haben Befehl, ihn zu verhaften. Seit Tagen hält sich der Professor für Kirchenrecht darum versteckt. Der 37-Jährige weiß, ihm droht ein Prozess. Heute würde man sagen: wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung. Sie jagen ihn. Sie werden ihn entdecken. Die Stadt ist klein. Es wird viel geredet. Nichts bleibt lange verborgen. Auch nicht, dass der Schlossermeister Joseph Martin ihn versteckt hält, weil er es mit dem Verschwörer Professor Weishaupt und seinen Anhängern hält. Propaganda wird dafür sorgen, dass diese in den Augen vieler nur noch Abschaum sind, Sodomiten, Giftmischer und Gotteslästerer.
Aus Angst vor Kerker und Schlimmerem setzt Weishaupt alles auf eine Karte. Er zieht sich Handwerkskleidung über und lenkt das Gespann des Meisters Martin aus der Stadt. Er hat Glück. Die Wachen am Harderthor erkennen ihn nicht. Wenige Zeit später erreichtWeishaupt die freie Reichsstadt Regensburg. Dort den flüchtigen Gelehrten zu verhaften, erlaubt das Reichsrecht den Häschern des bayerischen Kurfürsten nicht. Weishaupt ist gerettet – fürs Erste. Seine Heimat Ingolstadt wird er nie wiedersehen. Was Weishaupt nicht ahnt: Mit seiner spektakulären Flucht aus Ingolstadt legt er den Grundstein für den legendären Ruf des angeblich geheimsten aller Geheimbünde: der Illuminaten.
Adam Weishaupt, erster Präsident der USA?
Wenn es nach dem Bestsellerautor Dan Brown («Sakrileg», «Illuminati», «Das verlorene Symbol») geht, ist die Geschichte der Illuminaten schnell und einfach erzählt. Von der Inquisition verfolgt, verlässt der Geheimbund aus Wissenschaftlern Italien. Das geschieht angeblich Ende des 17. Jahrhunderts. Nach langer Wanderung findet der Geheimbund eine neue Heimat in einer bayerischen Bruderschaft von Steinmetzen: den Freimaurern. «Und von dort aus nutzten die Illuminati ihre weltweiten Verbindungen, um ihren Einfluss auszuweiten», schreibt Dan Brown in «Illuminati», nicht ohne die unglaubliche Geschichte einige Zeilen später in bewährter Manier um einen weiteren «Knaller» zu ergänzen. Ihr globales Ziel sei «die Schaffung einer einzigen Weltregierung, eines weltumspannenden Staates, einer säkularisierten neuen Weltordnung».
Wohl kein Geheimbund regt die Phantasie der Menschen so an wie die Illuminaten. «Erleuchteter» heißt «Illuminat» übersetzt. Doch positiv ist das Image des Geheimbunds nicht. Seine Mitglieder tragen keinen
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