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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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Generalstäbe in Berlin und Wien das Attentat bereits als willkommene Chance genutzt,den Ersten Weltkrieg zu entfesseln. Zwölf Tage später werden fünf Mitverschwörer wegen Beihilfe zum Mord zum Tode verurteilt, die übrigen zu hohen Haftstrafen. Die noch minderjährigen Hauptangeklagten erhalten 20 Jahre Kerkerstrafe und sterben in der Haft an Tuberkulose. Einem einzigen Attentäter gelingt es, der Justiz zu entkommen. Er flieht nach Montenegro.
    Als die katastrophale Niederlage der Mittelmächte im Ersten Weltkrieg die Monarchien hinwegfegt und die alten Eliten in die größte Krise seit den Napoleonischen Kriegen führt, erscheint den Menschen der Gedanke geradezu grotesk, dass eine Gruppe junger Polit-Heißsporne aus dem bettelarmen Bosnien-Herzegowina den Startschuss für diese politischen Umwälzungen gegeben haben soll. Ein so großer Machtblock wie das kaiserliche Mitteleuropa kann nur von einer noch viel größeren Macht zur Strecke gebracht worden sein, glauben viele. Wer diese Macht ist, darüber besteht für den «Mann auf der Straße» bald schon kein Zweifel mehr. So findet sich im Kriegstagebuch der deutschen Arztfrau Antonia Helming unter dem Datum des 28. Juni 1915 folgender Eintrag: «Heute ist der Jahrestag des Mordes von Sarajevo (…) Wenn ich jetzt sehe, wie die Freimaurerei den Krieg mit Italien heraufbeschworen hat, wie sie auch in Griechenland das Zepter schwingt, dann kommt mir der Gedanke, ob der Thronfolger nicht zum Mindesten Opfer der Gottesleugner und Ungläubigen geworden ist.»
    Die katholische Arztfrau aus dem deutsch-niederländischen Grenzgebiet ist natürlich nicht die Urheberin dieser Verschwörungstheorie, sondern folgt der Propaganda antifreimaurerischer Artikel, die in jenen Jahren in katholischen Zeitschriften publiziert werden. Im September jenes Jahres erscheint in den «Petrus-Blättern» ein Artikel mit dem Titel «Der Mord von Sarajevo und die Freimaurerei», der zum Teil heute noch im Internet kursiert und angeblich das Verhör des Attentatsbeteiligten Čabrinović durch den Oberlandesgerichtsrat Alois von Curinaldi wiedergibt:
     
    Präsident (v. Curinaldi): «Sagen Sie uns noch etwas über die Motive der Mordtat. War es Ihnen, bevor Sie das Attentat beschlossen, irgendwie bekannt, dass Tankosić und Ciganović Freimaurer seien? Hat auf Ihren Entschluss der Umstand, dass Sie und jene Freimaurer sind, einen Einfluss gehabt?»
    Čabrinović: «Ja.»
    Präsident: «Erklären Sie mir das. Haben Sie von ihnen den Auftrag bekommen, das Attentat auszuführen?»
    Čabrinović: «Ich habe von niemandem den Auftrag bekommen, das Attentat auszuführen. Die Freimaurerei steht mit dem Attentate insofern in Verbindung, als sie mich in meinem Vorhaben bestärkte. In der Freimaurerei ist der Mord erlaubt. Ciganović hat mir gesagt, dass die Freimaurer den Erzherzog schon vor einem Jahre zum Tode verurteilt haben.»
    Präsident: «Hat er das sofort gesagt oder erst dann, als Sie ihm sagten, dass Sie willens seien, das Attentat auszuführen?»
    Čabrinović: «Wir haben auch früher über die Freimaurerei gesprochen, aber er sagte uns nichts von dieser Verurteilung, bis wir zum Attentate fest entschlossen waren.»
     
    Das Verhör ist eine Fälschung, weiß man heute – jedoch eine sehr geschickte, die gekonnt mit Insiderwissen hantiert. Die Spur führt nach Wien. Dort sind einige Reliquien des tragischen Attentats in Sarajevo heute noch im Besitz jenes christlichen Ordens, der im 19. Jahrhundert und darüber hinaus als der große Gegenspieler der Freimaurer gilt: Jesuiten besitzen die Pistolen, mit denen auf das Ehepaar geschossen wird, das blutgetränkte Hemd des Thronfolgers und die Rose, die die Erzherzogin am weißen Kleid trug, als sie die tödliche Kugel traf. Bereitwillig stellt der kaiserliche Hof diese makabren Erinnerungsstücke an das Attentat der «Societas Jesu» zur Verfügung. Einer ihrer Ordensbrüder, Pater Anton Puntigam aus Sarajevo, beabsichtigt damit eine Erinnerungsstätte zu bestücken. Der Jesuit wohnt auch dem Sarajevo-Prozess bei und sorgt dafür, dass der Verteidiger des Angeklagten Čabrinović, Dr.   Konstantin Premuzic, den Attentäter auf die Rolle der Freimaurer anspricht. Čabrinović nimmt natürlich dankbar den Ball auf und schildert den Einfluss europäischer Logen als maßgeblich, um von einer Verwicklung serbischer Kräfte in das Attentat abzulenken. Puntigam wiederum verfälscht die Antworten Čabrinovićs, um daraus antifreimaurerisches

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