Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Heiligenschein, sondern eher die Hörner des Leibhaftigen. Und Dan Brown ist nicht der Erste, der sie damit ausstaffiert. Kaum entdeckt, müssen die Illuminaten für die Existenz allen Übels auf der Welt herhalten. Kein Wendepunkt in der Geschichte der Neuzeit, keinpolitisches Attentat von geschichtlichem Rang, in dem der Geheimbund angeblich nicht seine Finger im Spiel hat. Sogar der Vatikan sei ihr Büttel, schreibt Dan Brown. Die Illuminaten bilden eine Elite des Bösen, die von einem unbekannten Ort aus die Geschicke der Menschheit in Richtung Sklavenstaat beeinflussen. Denn schließlich ist die Globalisierung auch ihre Erfindung: Ihre Führung weiß alles, die Basis immer noch mehr als der Rest der Welt.
Sogar hartgesottene Illuminaten-Phantasten stimmen zu, dass der Geheimbund 1776 von Adam Weishaupt gegründet wird, aber das ist auch alles. Adam Weishaupt stirbt ihrer Meinung nach nicht in Deutschland, sondern entdeckt seine Ähnlichkeit mit George Washington, gründet einen US-Zweig der Illuminaten, lässt Washington meucheln und schlüpft dann in dessen Rolle. Dieser Coup begründet nach Überzeugung von Verschwörungstheoretikern die Herrschaft der Illuminaten über die USA – und die ist so unanfechtbar, dass es sich der Geheimbund leisten kann, auf der Ein-Dollar-Note Hinweise auf seine Existenz geben zu können. Die Legende besagt, dass ein vermummter Mann Thomas Jefferson, dem maßgeblichen Urheber der US-Verfassung , das Layout für den Dollar überreicht hat. Die Jahreszahl 1776 auf dem Geldschein soll sich angeblich auf das Gründungsjahr der Illuminaten beziehen und nicht auf das der USA. Gerne verweisen Verschwörungstheoretiker auf die angeblich satanische Zahl 13, die überall auf dem Dollarschein zu finden ist: Das Brustschild des Adlers hat 13 Streifen. Die 13 Speere in seiner Kralle stehen für die zerstörerische Kraft des Bundes. In der anderen Kralle hält der Adler einen Zweig mit 13 Blättern und 13 Beeren. Und dann sei da noch der Slogan der Neuen Weltordnung zu finden: «E Pluribus Unum» . (Aus vielen machen wir eins). Dass sich natürlich auch die in okkulten Kreisen so gefürchtete Zahl 666, also die Zahl des Antichrist aus der Offenbarung des Johannes, auf der Dollar-Note findet, ist fast schon erwartbar. Unter den 13 Streifen des Brustschilds finden sich sechs dunkle, die jeweils wieder aus drei Streifen bestehen. «Damit symbolisiert sich die Zahl 6 in einer dreifachen Abfolge, was letztendlich zur Zahl 666 führt», wie es auf einer der Ein-Dollar-Note gewidmeten Seite im Internet heißt.
Der Ein-Dollar-Schein: voller Symbole der Herrschaft der Illuminaten über die USA?
Unter Kontrolle der Illuminaten? Das Kapitol in Washington D. C., Zentrum der US-Demokratie
Nur so viel dazu: In Wahrheit ist das Aussehen des Dollar-Scheins das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses. Die immer wieder auftretende Zahl 13 bezieht sich auf die Zahl der Mitglieder, die zur Zeit der Gründung der USA 1776 dem Staatenbund angehören – und nicht auf die Grade der Illuminaten, wie von Verschwörungstheoretikern ebenfalls behauptet wird. Gerne vorgebracht wird auch, dass die unvollendete Pyramide ein Illuminaten-Symbol sei. Sie steht jedoch für die noch nicht abgeschlossene Staatenbildung der damaligen USA. Ebenso ist das sehende Auge im Dreieckkein Symbol der Illuminaten. Es ist vielmehr das im Christentum weitverbreitete «Auge der Vorsehung» und in diesem Fall Symbol göttlicher Unterstützung. «Annuit Coeptis» heißt nicht: «Möge die Verschwörung gelingen», wie mancherorts im Internet zu lesen ist, sondern: «Das Unternehmen soll gelingen.» Das Zitat entstammt einem Lehrgedicht Vergils über die Landwirtschaft. Außerdem bedeutet «Novus ordo seclorum» nicht «Neue Weltordnung» sondern «Neue Ordnung der Zeitalter». Dieses Zitat ist ebenfalls aus einem Werk Vergils (vierte Ekloge 4, Vers 5) entliehen. Darin sehnt sich Vergil nach einer Zeit der Harmonie und des Friedens. Es sieht nicht danach aus, als wenn dies den Illuminaten irgendwann vergönnt ist. Sie scheinen auf unabsehbare Zeit als Geheimbund der Superlative durch die Geschichte irrlichtern zu müssen.
Ein einsamer Kämpfer
«Unter den Talaren der Muff von 1000 Jahren» ist während der Studentenrevolte der 1960er Jahre ein beliebter Spruch, um die verkrusteten Strukturen an den Universitäten der Bundesrepublik zu beschreiben. Ähnliches mag Adam Weishaupt, ein junger, ehrgeiziger
Weitere Kostenlose Bücher