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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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Universitätsprofessor, denken, als ihn 1772 im Alter von nur 25 Jahren der Ruf an die Universität von Ingolstadt erreicht, eine der bekanntesten katholischen Universitäten Deutschlands. Es sind nur noch wenige Jahre bis zum Ausbruch der Französischen Revolution. Aber die Macht der absolutistisch regierenden Fürsten und Könige in Deutschland scheint unerschütterlich. Sie regieren über Territorien, in denen von einer Zeitenwende nichts zu spüren ist. Die deutschen Lande sind wirtschaftlich unterentwickelt. Mehr als zwei Drittel der Menschen arbeiten in der Landwirtschaft. Noch immer haben die mittelalterlichen Zünfte das Sagen in der Wirtschaft. Fabriken wie inEngland, große Manufakturen wie in Frankreich haben im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation Seltenheitswert. Das Bürgertum konzentriert sich in den Handelsstädten wie Hamburg und Frankfurt am Main. Dort entwickelt es Selbstbewusstsein, während es sich in der Provinz und in den aufblühenden Residenzstädten des Absolutismus noch in völliger Abhängigkeit der Landesherren befindet.
    Aber in einigen Dingen haben die deutschen Lande durchaus internationales Niveau. Das Rechtssystem und die Verwaltung funktionieren vorbildlich. Und auch das Bildungssystem hält trotz seiner Zersplitterung durch die Kleinstaaterei jedem Vergleich mit dem eines anderen Staates in Europa stand. Doch hinter den Fassaden der Lehranstalten rumort es kräftig. Hintergrund ist der Einfluss der Aufklärung sowie der schwindende Einfluss der europaweit tätigen Jesuiten. Diese von besonderer Frömmigkeit und Papstergebenheit geprägte Ordensgemeinschaft wird von den europäischen Königs- und Fürstenhöfen zunehmend kritisch angesehen. Die Societas Jesu nimmt als theologischer Berater politischen Einfluss auf die europäischen Staaten, was man damals als eine nicht mehr zeitgemäße Einmischung des Papstes in die inneren Angelegenheiten zu verurteilen beginnt. Die Jesuiten geraten nun als verlängerter Arm Roms ins Zwielicht von Verschwörungstheorien und werden in einigen katholischen Staaten verboten. Auch im bayerischen Ingolstadt ist dieser Sinneswandel zu spüren. Dort werden mit der Auflösung des mächtigen Jesuitenordens durch den Papst 1773 die universitären Lehrstühle einer von den Idealen der Aufklärung beeinflussten Reform unterzogen. Die fortschrittlichen Kräfte erhoffen sich zudem viel von dem zukünftigen Landesherrn Karl Theodor, der dem neuen Zeitgeist noch ein wenig stärker zugetan ist als der amtierende Kurfürst Max   III. Joseph.
    Doch auch wenn die Macht der «Soldaten Christi», die Speerspitze der Gegenreformation, mit dem Verbot gebrochen ist: Ihr Geist spukt noch immer durch die Universität. Weishaupts Position und Person an der Universität ist umstritten. Er liegt im Dauerstreit mit Geistlichen ehemals jesuitischer Provenienz. Weishaupt wehrtsich gegen den Einfluss des Klerus auf Staat und Wissenschaft. Er provoziert. Für Weishaupts Gegner ist allein schon seine Berufung auf den Professorenposten ein Affront: Er ist der erste Nichtgeistliche auf dem Lehrstuhl für Kirchenrecht seit fast hundert Jahren! Das wollen sich die ehemaligen Mitglieder der Gesellschaft Jesu nicht bieten lassen.
    Zum Erstaunen vieler sucht Weishaupt hin und wieder Kontakt zu den Ex-Jesuiten. Das irritiert die Progressiven. Beruhen die Treffen auf echter Sympathie, oder sind es nur taktische Annäherungen, um den Feind und seine Strategie auszukundschaften? Ein enttäuschter Mitstreiter Adam Weishaupts wird diesem später vorwerfen, dass sein Geheimbund der Illuminaten jesuitische Züge trage. Gründet er die Organisation etwa nur, um dem Geist des Jesuitenordens etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen? Vielleicht geschieht dies zunächst mit der Absicht, die Illuminaten könnten ihm eine nützliche Truppe im akademischen Kleinkrieg gegen die Kleriker sein. Doch bald schon beschließt Weishaupt, den Illuminaten ein völlig anderes, ein globales Ziel zu geben.

«Wir sind die Streiter gegen die Finsterniß»
    In den nächsten Jahren werden Weishaupt und seine Vertrauten die Illuminaten zu etwas ausbauen, das die Welt bis dato nicht kennt: zu einem politischen Geheimbund, der durch Unterwanderung eine schleichende Machtübernahme erwirken will. Jahrhunderte später wird man das als «Marsch durch die Institutionen» bezeichnen: «Man muss um die Mächtigen der Erde her eine Legion von Männern versammeln, die unermüdet sind, alles zu dem großen Plan, zum Besten der

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