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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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Sommer, während welcher der König seine Besuche mehrfach erneuerte. Die Dorftradition sagt, er kam in Begleitung weniger Eingeweihter, meist in der Dämmerstunde (…). Man begab sich nach der ‹Grotte›, einem dunklen Steinbau, der im Parke, nach dem rosenkreuzerischen Ritual, in einem mit Akazien bepflanzten Hügel angelegt worden war (…). In diese ‹blaue Grotte›, deren Licht- und Farbeneffekt ein wunderbarer gewesen sein soll, trat man ein; der König nahm Platz. Alsbald wurden Stimmen laut; leiser Gesang, wie von Harfentönen begleitet. Dann stellte der König Fragen, und die Geister antworteten. Jedesmal tief ergriffen, kehrte Friedrich Wilhelm ins Schloß und bald darauf nach Potsdam zurück.»
     
    Der verzauberte König ist niemand anders als Friedrich Wilhelm   II. von Preußen, Regent einer Großmacht im Herzen Europas, Kommandeur über eine Armee von legendärer Schlagkraft sowie Herrscher über eines der fortschrittlichsten Staatswesen der Welt. Im Volk als «der dicke Lüderjahn» . (Taugenichts) bekannt, ist Friedrich Wilhelm   II. von ganz anderem Schlag als sein Onkel, der strenge, selbstbeherrschte Friedrich der Große. Er ist ein leicht zu beeinflussender und wechselhafter Charakter, der sich zudem mit mehreren Mätressen schmückt. Friedrich Wilhelm   II. ist Mitglied zweier Freimaurerlogen. Aber nicht aus den gleichen Gründen wie der Alte Fritz. Seit dessen Initiation hat sich die Welt der Freimaurer gründlich geändert. Statt der Johannismaurerei mit ihren drei Graden prägt nun der Dschungel der Hochgradsysteme die Geheimbundszene in den deutschen Landen – mit Ritteridealen statt der Förderung des Bürgersinns, mit Mystik statt aufklärerischem Vernunftstreben. 1772 sind Abertausende Freimaurer, darunter mehr als zwei Dutzend Fürsten, in den Hochgraden der «Strikten Observanz» organisiert.
    Auch Kronprinz Friedrich Wilhelm wird schließlich unter den Einfluss der Freimaurer geraten, allerdings auf besonders obskure Weise. Auf dem Rückzug der Preußen aus dem Bayrischen Erbfolgekrieg 1778 spürt der Thronfolger im Feldlager am Lagerfeuer plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Dann wird ihm das Wort «Jesus» zugeflüstert. Der Prinz wagt nicht, sich zu rühren. Das Erlebnis überwältigtihn völlig. Denn Friedrich Wilhelm ist für alles Übernatürliche und Spirituelle sehr empfänglich. Er erfährt nie, dass die Hand auf seiner Schulter keinem Geistwesen gehört, sondern Friedrich August von Braunschweig, Mitglied der Rosenkreuzer-Variante des 18. Jahrhunderts: des Geheimbunds der «Gold- und Rosenkreuzer».
    In den Jahrzehnten zuvor hat das Bild der Rosenkreuzer eine grundlegende Wandlung durchgemacht. Es tauchen plötzlich Neudrucke von uralten Rosenkreuzer-Schriften auf, die weit vor 1600 geschrieben sein sollen. Sie befeuern das fast erloschene Interesse an dem rätselhaften Bund. In einem der Bücher wird sogar behauptet, der Orden besitze das Geheimnis des Steins der Weisen. Heute weiß man: Die Datierung der Bücher ist eine Fälschung. Im 18. Jahrhundert jedoch gelten sie als Beweis für eine bis in die Antike zurückreichende Existenz von Rosenkreuzer-Bünden. Vom Mystizismus begeisterte Freimaurer gründen einen Geheimbund der «Gold- und Rosenkreuzer», dessen Name sich von einem 1710 erschienenen Werk des Predigers und Alchemisten Samuel Richter ableitet: «Die Wahrhaffte und Vollkommene Bereitung des philosophischen Steines der Bruderschaft aus dem Orden des ‹Gülden- und Rosen Creutzes›». Es verbreitet sich die Legende, an seiner Spitze hätten geheime Obere das Sagen, die aus Totenkammern am Nil die Schriften einer altägyptischen Priesterschaft empfangen hätten. Als Stifter des Ordens wird nicht mehr länger Christian Rosencreutz angegeben, sondern ein durch den Evangelisten Markus getaufter ägyptischer Priester, Gründer eines Magierordens namens «Schule der Weisen des Lichtes». Nach dem Ende der Kreuzfahrerstaaten sind der Legende nach Zauberer nach Schottland geflohen, wo sie den «Orden der Bauleute des Ostens» gründen, nach Lesart der Gold- und Rosenkreuzer der Ursprung der Freimaurerei.
    Alchemie und Geisterbeschwörung sind elementare Bestandteile der Rosenkreuzer-Bewegung im 18. Jahrhundert. Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist die Politik. Dass 1781 Friedrich Wilhelm   II. in den Orden aufgenommen wird, ist ein immenser Erfolg. Bei dem Aufnahmeritual sind die Mitglieder der «Strikten Observanz» Friedrich Augustvon Braunschweig,

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