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Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

Titel: Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Graichen
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Johann Christoph Wöllner und Johann Rudolf von Bischoffwerder zugegen. In wenigen Jahren erreicht Friedrich Wilhelm den achten von neun Rosenkreuzergraden. Er ist nun ein «Magister», über dem nur noch der «Magus» steht, der oberste Führer, mehr Geist als Mensch. Doch diesen Magus hat es wohl ebenso wenig gegeben wie den Schädel, aus dem der Prinz angeblich Blut trinken muss, und die aus magischen Wurzeln bereitete Speise, die man ihm reicht.
    Bei der Aufnahme in den Bund der Rosenkreuzer handelt es sich um einen waschechten Versuch der Machtübernahme durch eine esoterische Sekte. Friedrich August von Braunschweig plant allem Anschein nach eine theokratische Diktatur mit einem von Priestern gelenkten König an der Spitze. Die Gold- und Rosenkreuzer sind elitär ausgerichtet: Mitglieder werden nur Freimaurer im Meistergrad. Es ist ein Konzept, das aufgeht. 1779 gehören den Rosenkreuzern allein in Norddeutschland bereits 234 Männer an. 60 Prozent davon Beamte und Militärs. Die neun Grade des Ordens versprechen die Erlangung höchster Geheimnisse und befriedigen das ausgeprägte Bedürfnis nach mystisch-christlichen Erfahrungen in von der Aufklärung verunsicherten Kreisen des Bürgertums und des Adels. Johann Christoph Wöllner führt die norddeutschen Logen an. Von Bischoffwerder fungiert als geistiger Pate des Jung-Rosenkreuzers Friedrich Wilhelm. Insgesamt vier Predigten werden dem Prinzen gehalten. Dabei geht es um die übernatürlichen Kräfte der schier allmächtigen und von Gott auserwählten obersten Rosenkreuzer. Sie suggerieren dem Prinzen auch, dass er als Rosenkreuzer die Fähigkeit haben werde, die Absichten seiner Feinde zu erkennen, und sie schwören ihn ein, dass nur eine gottgefällige Regierung in der Tradition seines berühmten Onkels Erfolg haben werde. Friedrich Wilhelm soll sich gegen die angeblich antichristlichen Ideale der Aufklärung stemmen.
    Mit diversen von optischen Effekten und sphärischer Musik untermalten spiritistischen Sitzungen in der «Blauen Grotte» sowie dem Belvedere im Park des Charlottenburger Schlosses versuchendie Rosenkreuzer den geistergläubigen Prinzen und späteren König unter ihre Kontrolle zu bekommen. Ein angeblich in Trance versetztes Mädchen warnt ihn davor, Rosenkreuzer wie von Bischoffwerder aus seiner Regierung zu entfernen: «Diese wenigen Untertanen, die heut um dich sind, o, diese sind dir treu (…) sie lieben dich, Monarch; o liebe sie auch.» Was dem leicht zu beeindruckenden Monarchen damals widerfährt, bezeichnet man heute als Gehirnwäsche. «Von den Weissagungen der Somnambulen war K. M. (königliche Majestät) im Anfange äußerst eingenommen», heißt es aus Hofkreisen.

Der Krieg der «Geheimen Kirche»
    In der Forschung ist strittig, wie stark der Einfluss der Rosenkreuzer auf Friedrich Wilhelm   II. wirklich wird. Tatsache ist hingegen, dass Wöllner und von Bischoffwerder unter seiner Regentschaft wichtige Posten bekommen: Sie führen das Religions- bzw. Kriegsministerium. Sogar der Philosoph Immanuel Kant bekommt die antiaufklärerische Komponente in der Politik der Gold- und Rosenkreuzer zu spüren – in Form des Religionsedikts, das Wöllner initiiert und das 1788 wirksam wird. Es verbietet Theologen in Preußen jegliche Kritik an dem Wertesystem der Konfessionen. Ergänzend kommt 1789 das Zensuredikt hinzu, das die «Zügellosigkeit der jetzigen sogenannten Aufklärer» beenden soll. Ebenso will man der «in Preßfrechheit ausartenden Preßfreiheit» einen Riegel vorschieben. Alle importierten oder in Preußen erstellten Schriften werden auf Äußerungen gegen die «allgemeinen Grundsätze der Religion, den Staat und die bürgerliche Ordnung» kontrolliert. Immanuel Kant wird wegen «Herabwürdigung mancher Grundlehren der Heiligen Schrift und des Christentums» verwarnt und mit einem Schreibverbot über religiöse Themen belegt.
    Deckt Preußens König also einen rosenkreuzerischen Krieg gegen die auch im preußischen Staat immer mächtigeren Kräfte der Aufklärung? Tatsächlich sind die Rosenkreuzer am Vorabend der Französischen Revolution bereits ein Schatten ihrer selbst. Die anspruchsvolle Klientel der Rosenkreuzer erwartet alchemistische Wunder und tiefe Naturerkenntnisse. Die aber bleiben aus. 1782 versuchen die Rosenkreuzer auf dem Reform-Kongress der Freimaurer in Wilhelmsbad die Führung aller deutschen Logen an sich zu reißen. Es ist ein letzter verzweifelter Versuch, sich Bedeutung zu verschaffen. Er endet

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