Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
es mit meditativen Unterweisungen in Verbindung mit rosenkreuzerischen Ritualversammlungen, deren Abläufe laut Hans Peter Kurr von der Rosenkreuzer-Vereinigung «Templum C.R.C.» mit dem Entzünden von Lichtern für die «älteren Brüder» und einem halbstündigen Schweigen beginnen, aber imÜbrigen «nicht erzählbar» sind. Beim «Templum C.R.C.» umfassen die Grade rosenkreuzerischer Erleuchtung neun Stufen, beginnend mit dem Zelator («der Eifrige») über den Practicus, den Theoreticus, mehreren Adepten-Graden bis hin zu den mystisch daherkommenden Meister-Graden des Magister Templi und des Magus, deren Halter das «Große Werk» vorbereiten bzw. im Besitz der «sieben geheimen Schlüssel» sind.
Rosenkreuzer sehen sich als Bewahrer des spirituellen Erbes des Abendlandes. Sie glauben an Reinkarnation, an die Erklärungskraft der Astrologie und der Zahlenmystik christlicher Kabbala, an Seelenwanderung und die Kraft der Meditation. Letztere ermögliche dem Menschen, sein Inneres zu erkunden, den Widerhall des Göttlichen in sich zu spüren und sich sogar von der Angst vor Sterben und Tod zu befreien. Die Anzahl der Rosenkreuzer-Bünde, die diese und andere Ansichten unter den esoterisch Interessierten verbreiten, ist kaum überschaubar. Zwei unter ihnen nehmen aufgrund ihrer Größe beziehungsweise extremen Ausrichtung eine Sonderstellung ein: der bereits erwähnte A.M.O.R.C. und das «Lectorium Rosicrucianum» . (LR). Der Gründer des A.M.O.R.C., Harvey Spencer Lewis, verdient sein Geld zunächst unspektakulär als Büroangestellter, bevor er sich der Parapsychologie zuwendet. Er entdeckt die Rosenkreuzer, und es heißt, dass Lewis die Suche nach ihnen nach Frankreich führt, wo er von einem Pariser Antiquar den Tipp bekommt, in der Nähe von Toulouse einen alten Turm zu erforschen. Dort erhält er von einem alten Mann einen Brief, fährt in einem Wagen zu einem Schloss und schläft dort ein. Im Traum erhält er den Auftrag zur Gründung einer rosenkreuzerischen Organisation in den USA. Dies ist kurz umrissen die A.M.O.R.C.-Gründungslegende.
Dass diese von der «Chymischen Hochzeit» Andreaes abgekupfert ist, tut dem Erfolg der Organisation keinen Abbruch. Ebenso, dass A.M.O.R.C.-Gründer Lewis Forscher veranlasst, die Anfänge der Rosenkreuzer in Amerika auf Anfang des 16. Jahrhunderts vorzudatieren – also noch vor der eigentlichen Besiedlung des Kontinents durch Europäer. Bis vor wenigen Jahren gilt innerhalb derA.M.O.R.C. sogar als bewiesen, dass die Organisation eine antike Mysterienschule ist, die in Ägypten vor 3500 Jahren von Pharao Thutmosis III. gegründet wird und dass die ältesten Nachweise rosenkreuzerischen Denkens sogar 800 000 Jahre alt sind. Von dieser völlig überzogenen Selbstdarstellung ist A.M.O.R.C. inzwischen abgerückt. Dessen Mitgliederzahl ist im Übrigen beeindruckend. Man schätzt sie auf bis zu 250 000.
Die Einführung in das moderne Rosenkreuzertum beginnt bereits bei den Kindern der A.M.O.R.C.-Mitglieder. Sie werden im «Kinder-Institut» und dem «Junioren-Orden der Fackelträger» organisiert. Mit Volljährigkeit können sie dann dem A.M.O.R.C. beitreten. Mitglieder erhalten Lehrbriefe und Monographien ausgeliehen, um die vier Neophyt- und die elf Tempelgrade zu durchlaufen. Die erforderlichen Rituale für die niederen Grade können im selbstgebastelten «Heim-Sanktuarium» eigenhändig durchgeführt werden. Für das finanzielle Auskommen der Organisation sorgt ein jährlicher Mitgliedsbeitrag von derzeit 378 Euro .
«Die mystischen Lehren des Ordens Rosæ Crucis, die der höheren Esoterik zugehören, haben Überlebenswert», lautet das rätselhafte Heilsversprechen des A.M.O.R.C. in einer Informationsschrift. «Sie (die Lehren) verhindern die Zerstörung der Persönlichkeit, die in unserem so aufgeklärten Zeitalter in größter Gefahr ist. Durch die Lehren des Ordens und ihre gezielt dosierte Anwendung wird die wahre, eigene Persönlichkeit entdeckt und vor der Vermassung bewahrt (…).» Außerdem könnte die «Widerstandsfähigkeit des Körpers» ebenso gefördert werden wie «eine bessere Lebenseinstellung» und die «Zufriedenheit mit sich selbst und der eigenen Umgebung». Im Kern geht es dem A.M.O.R.C. darum, dem Menschen den Weg zu seinem göttlichen Ursprung frei zu machen, zum «inneren Selbst» und zum «inneren Bewusstsein».
Die Mittel dazu sind ein Mix aus wissenschaftlichen Informationen mit esoterischem Überbau. So werden in einem
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