Geheimcode F
Rica wußte sehr wohl, daß es ungerecht war, gerade ihn für ihren Frust verantwortlich zu machen. Aber sie war es eben so gewöhnt, und es war irgendwie praktisch.
»Findest du es vielleicht gut, daß die unseren Flund versteckt hatten?«
»Das zeigt doch nur, daß sie wollten, daß wir bleiben. War doch nicht böse gemeint!« Tobias hatte sich damit längst abgefunden. Er hätte genauso gehandelt. Françoise und Alain fanden, daß sie Rica noch ein paar Erklärungen schuldig waren.
»Schau her. Das ist ein Giftpfeil!« Rica blickte verständnislos auf das kleine Ding in Françoise’ Hand. »Er steckte im Schwanz eures Hundes, als er bei Anastasia auftauchte. Der Pfeil ist vergiftet. Dieses Gift betäubt normalerweise sofort, aber euer Hund hat Glück gehabt, an dieser Stelle wirkt es nicht so stark.« Rica staunte nicht schlecht.
»Und dieser alte Typ betäubt die Tiere und sperrt sie dann ein?«
»Genau.« Alain nickte. »Und jetzt müssen die Gangster unsere Tiere zurückholen, damit es keine Beweise gibt. Nur eines stört mich: Was hat diese Fabiola im Haus des Generals gemacht?«
Für Rica gab es darüber keinen Zweifel... »Nachgesehen, ob sie nicht beschissen wird! Ganz klar. Ein Gangster mißtraut dem anderen. Logo. Gehst du nie ins Kino?«
Klar, das leuchtete allen ein.
»Adieu, schönes Mittelmeer!« seufzte Rica schließlich. »Wirklich, du bleibst hier?« rief Alain überrascht. Tobias drückte seine Schwester an sich.
»Finde ich toll, daß ihr dableibt«, freute sich auch Françoise.
»Na ja, jetzt müssen wir noch die Erwachsenen rumkriegen. Ich für meinen Teil fange mit Opa an.« Rica stöhnte. Und wer mußte wieder einmal die ganze Schwerarbeit machen?
»Willst du noch Kaffee?« fragte Juan seinen Kollegen, der finster vor sich hin grübelte.
»Ich frage mich, wohin sie schon wieder verschwunden ist!« murmelte Miguel, dem sein Arm nach seinem Ausrutscher noch immer bei jeder Bewegung weh tat. »Sprichst du von unserer geliebten Signora Benedetti?« witzelte Juan.
»In ihrem Zimmer ist sie jedenfalls nicht.«
»Kaffee?« Juan schien die Gemütlichkeit des Landhauses mehr zu genießen als er. »Oh, guten Morgen, Monsieur«, grüßte er freundlich. Vater Ruhland, mit Arzttasche und sehr in Gedanken, war gerade aus dem Haus gekommen. »Haben Sie vielleicht unsere Frau Benedetti gesehen?«
»Wen?«
»Signora Benedetti!«
»Nein, tut mir leid. Ich hab’s eilig. Tut mir wirklich leid!«
»Der ist auch nicht ganz dicht, was?« Miguel antwortete nicht. »Wieso haut die ohne uns ab?«
»Sie ist der Boß !«
»Uns so eine Tussi vor die Nase zu setzen, mir stinkt das! Die kriegt noch eine auf ihre arrogante Fresse. Wir nehmen uns jetzt die letzte Höhle auf der Liste vor. Dann soll sie machen, was sie will. In den anderen ist nichts!« Er massierte seinen schmerzenden Arm.
»Und was machen wir mit den Tieren, wenn wir sie gefunden haben?«
»Verkaufen, was sonst? Aber dafür müssen wir sie erst einmal haben.«
»Pst! Mach schnell!« Rica huschte hinter Françoise in Fabiolas Zimmer. Die Signora war schon zeitig ausgeflogen, und jetzt hatten sie vor, das Nest des schrägen Vögelchens einmal unter die Lupe zu nehmen. Die Jungs waren längst in Richtung Höhle unterwegs. Der einstimmig beschlossene Evakuierungsplan war im Laufen...
»Schau mal, was wir hier haben.« Rica hatte Fabiolas Notizbuch entdeckt. Sie blätterte neugierig darin. »Hat viele Bekanntschaften, unsere Lady. In allen Sprachen, deutsch, englisch, sehr international...« Françoise stöberte unter dem Bett und zog einen Koffer hervor. »Da, was ist das?« Rica deutete auf eine Art Vogelkäfig unter einem großen Seidentuch. Sie zog das Tuch beiseite. »Brieftauben! Versteh ich nicht...« Françoise ließ den Kofferdeckel zurückschnappen. Die zum Vorschein kommenden Kleidungsstücke und Dessous waren vom Feinsten: »Geld hat sie, Geschmack auch...« meinte sie lächelnd und begutachtete anerkennend ein reizendes Nichts von einem Spitzenhemdchen.
»Au weia !« Rica drehte sich zu ihr um.
»Was ist?«
»Schau dir das an. Ich wußte, die Frau ist gefährlich.« Zaghaft griff sie nach einer Pistole. »Ich glaube, wir haben genug gesehen«, flüsterte Françoise, steckte die Waffe schnell an ihren alten Platz und verstaute alles so, wie sie es vorgefunden hatten. »Los, wir hauen ab!« Draußen auf der Treppe atmeten sie erst einmal tief durch. Rica spürte die wohltuende Wirkung, als Angst und Aufregung
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