Geheimcode F
nachließen. »Spion wäre kein Beruf für mich«, lachte sie laut und dachte, daß es trotzdem ein herrliches Gefühl war, bei dieser Sache dabeizusein .
»Die Evakuierung läuft!« hatte Alain Philippe ins Telefon gesagt. Das war das Startkommando für die Aktion, die Tiere aus der Höhle wegzuschaffen und in Sicherheit zu bringen. Die Lage hatte sich zugespitzt. Fabiola war mehrfach in unmittelbarer Nähe der Höhle beobachtet worden, und auch der General zog mit den beiden anderen Gangstern immer engere Kreise um die Unterkunft der Tiere. Alain, Tobias und Monsieur Ruhland waren mit dem Pferdefuhrwerk über geheime Schleichpfade unbemerkt bis vor die Höhle gekommen. Sie hatten durch diesen Umweg aber wertvolle Zeit verloren, die sie jetzt wieder gutmachen mußten. Keuchend und nervöse Blicke in die Gegend werfend, schleppten sie Käfig für Käfig ins Freie. Alle packten kräftig mit an. In Rekordzeit hatten sie die Tiere auf dem Fuhrwerk verstaut und konnten den höchst ungewissen Heimweg antreten. Tobias spielte Vorhut und beobachtete die Gegend mit Falkenaugen. Über Walkie-talkie war er in ständigem Kontakt mit dem Rest der Gruppe. Ein Aufheulen eines schnell näher kommenden Fahrzeugs signalisierte Alarmstufe 1: »In Deckung, hier kommt wer!« Tobias zog selbst den Kopf ein und starrte angestrengt durch das Fernglas. »Sie kommen in voller Besetzung.« Was die immer zu diskutieren hatten, dachte er, denn es war deutlich zu erkennen, daß in dem Jeep eine angeregte Unterhaltung stattfand. Doch zum Nachdenken war jetzt keine Zeit.
Tobias richtete sich auf und deutete auf den feindlichen Wagen. Alain sah ihn als erster und dirigierte das Gespann in einen kleinen Waldweg.
»Deckung! Sie kommen!« Das war die Rettung im letztmöglichen Augenblick. »Seht! Unten bleiben!« Der Jeep der Gangster hielt nur wenige Meter neben dem Versteck. Tobias brauchte nicht mehr zu warnen, das besorgten die Gangster jetzt schon selber. Deutlich waren ihre Stimmen zu hören. Sie stritten nach wie vor. »Sie finden keine Zettel, Sie finden keine Tiere! Was finden Sie überhaupt?« fauchte die Benedetti.
»Siehst du was?« Das war Juan.
»Da! Ich sehe was.« Miguel. Sie kümmerten sich nicht um Signoras miese Laune. »Also, was jetzt?« fragte die gereizt. »Ist da was oder nicht?« Keine Antwort. »Gut, dann weiter!« Der Jeep brauste davon.
»Die werden noch lange suchen«, lachte Alain, packte das Pferd am Zügel und setzte den Evakuierungsmarsch fort. Die Tiere würden es bei Anastasia gut haben. Es war ja nur vorübergehend, denn die 1.000-Jahr-Feier der Gemeinde rückte immer näher. Und das war der Zeitpunkt, an dem alle Tiere endgültig die Freiheit wiedererlangen sollten. So war es mit allen anderen vereinbart, und daran war nicht mehr zu rütteln. Zuversichtlich trieb Alain das Gespann die kleine Anhöhe zu Anastasias Hütte hoch. Die stand schon vor dem Haus, vorbereitet, vorgewarnt, durch Bitten und Betteln der Kinder weichgekriegt. Und jetzt freute sie sich sogar über die kunterbunte Meute, die da in ihre Obhut entlassen wurde. »Wie viele sind es denn?« Françoise beeilte sich, aufkommende Zweifel an der Richtigkeit ihrer Entscheidung im Keim zu ersticken. »Ach, nicht so viele. Sieht mehr aus, wegen der Käfige!« Rica pflichtete ihr bei: »Und sie bleiben ja nicht ewig. Nur so lange, bis die Luft rein ist.« Anastasia seufzte lächelnd. Sie hatte sich ja schon längst in ihr Schicksal ergeben. Wer Tiere mochte, konnte gar nicht anders. »Daß es Menschen gibt, die Tieren so etwas antun...« murmelte sie und begann, ein Tier nach dem anderen freundlich in ihrem neuen Heim willkommen zu heißen.
»Ich hasse diese Irrwege!« Miguel dachte an seinen maroden Arm und daran, wie sehr er die Signora haßte, die ihn schon wieder in eines dieser Labyrinthe schicken wollte. Außerdem stank es in dieser Höhle wirklich ekelhaft nach Zoo.
»Da gehen wir also hinein«, seufzte Juan und machte sich auf den Weg, ohne eine Antwort abzuwarten. »Vorsicht! Jede Höhle hat ihre Schluchten!« Fabiolas Worte klangen eher süffisant als warnend. Miguel wünschte sie auf den Mond.
»Da sollen wir rüber?« Vor ihnen klaffte ein mindestens fünf Meter breiter Graben.
»Ja, ich warte hier auf euch!« war ihre Antwort.
»Na prächtig! Dafür sind wir ja wieder hervorragend ausgerüstet«, maulte Miguel zurück und versuchte sich als Lassowerfer. Nach einigen mißglückten Versuchen hatte er es endlich geschafft. Das Seil war
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