Geheimcode F
Himmels willen, ich tu dir doch nichts!« Die Stimme kannte sie. Die Benedetti stand vor ihrem Bett. In voller Lebensgröße. Françoise holte tief Luft. Okay, leicht würde die es nicht haben! Besser ein Gangster im Zimmer als ein Geist. Françoise verhielt sich ganz ruhig. Fabiola hockte sich an ihren Bettrand. »Okay jetzt?« fragte sie noch einmal und gab Françoise’ Mund frei. Die nutzte ihre Chance und brüllte wieder los. »Was ist denn los hier?« kam nun eine Stimme von der Tür her. Alain stand da und rieb sich schlaftrunken die Augen. Die polternden Geräusche und Schreie seiner Schwester hatten ihn geweckt. Er war sofort im Bilde: Jemand versuchte, seine Schwester zu ermorden. Oder Schlimmeres. Ohne zu zögern stürzte er sich von hinten auf die völlig verblüffte Fabiola. Er war selber überrascht, ausgerechnet sie hier anzutreffen. »Was wollen Sie von meiner Schwester, Hände weg!« brüllte er und bemühte sich, die beiden Frauen zu trennen. »Einfach reden!« rief Fabiola und wandte sich Alain zu. Françoise nützte die kurze Unaufmerksamkeit ihrer Gegnerin und griff nach der Nachttischlampe. »Hört doch mal zu! « bemühte sich Fabiola ein letztes Mal vergeblich. Dann knallte die Lampe auf ihren Hinterkopf, und sie brach bewußtlos zusammen.
»Verdammt! Und was machen wir jetzt?« Françoise massierte ihren schmerzenden Hals und blickte dabei sorgenvoll auf den reglosen Körper der Benedetti, die da blutend in ihrem Bett lag. »Womöglich habe ich sie umgebracht!« flüsterte sie erschrocken. Alain untersuchte Fabiolas Kopfwunde und lauschte ihren Herztönen. »Nein«, bemerkte er kühl, »tot ist die nicht. Aber wenn die aufwacht, kann sie sich was anhören!« Fabiola tat ihnen den Gefallen früher als erwartet. Ein leises Stöhnen und Kopfdrehen zeigte an, daß sie etwas sagen wollte. Es wurde nur ein kaum hörbares Flüstern: »Ich wollte euch doch nur warnen...«
»Warnen? Wovor?« Fabiola hob hilflos eine Hand. Blut sickerte aus ihrer Kopfwunde. »Wasser. Bitte gebt mir Wasser!« Alain nickte, und Françoise huschte ins Bad. Draußen vor der Tür waren Schritte zu hören, dann klopfte es. Alain zögerte einen Moment. Und wenn es die beiden Kollegen der verletzten Fabiola waren? Ricas Stimme befreite ihn von dieser Befürchtung: »Françoise? Was ist los? Können wir reinkommen?« Erleichtert öffnete Alain die Türe. » Pssst ! Beeilt euch! Braucht keiner wissen, was hier los ist!«
»Was ist passiert?« Rica und Tobias betrachteten die blutende Frau in Françoise’ Bett. »Das ist ja die Benedetti...« Die stöhnte nur und griff mit zittrigen Fingern nach dem Glas Wasser. Dann flüsterte sie: »Anastasia! Sie ist in schrecklicher Gefahr!« Die Kinder tauschten Blicke aus. »Warum?«
»Die Tiere sind doch bei ihr!«
Das war’s also. Sie wußte bereits alles! »Was wißt ihr noch von uns?« — »Alles! Ach, ist mir schlecht...« Fabiola war kreidebleich und verlor noch immer Blut. Rica preßte einen feuchten Waschlappen an ihre Schläfe. »Ich glaube, sie braucht einen Arzt«, meinte Tobias. »Kein Arzt«, ereiferte sich Fabiola, »noch nicht!« Alain ließ nicht locker: »Wer sind Sie?«
»Nicht die, für die ihr mich haltet!« Fabiola schloß wieder die Augen. »Sie hat eine Gehirnerschütterung«, diagnostizierte Tobias. Françoise plagte das Gewissen: »Ich mußte mich doch verteidigen! Ich dachte, sie bringt mich um!« — »Und warum waren Sie im Keller des Generals?« bohrte Alain weiter. »Um die gestohlenen Tiere zu fotografieren. Als Beweis!«
»Wir dachten, Sie sind die Gangsterchefin...« meinte Françoise kleinlaut, die ihren Irrtum langsam einsah. »Das ist nur meine Rolle. In Wirklichkeit stehe ich doch die ganze Zeit auf eurer Seite. Aber ich darf mich noch nicht zu erkennen geben. Versteht ihr?« Sie sank kraftlos zurück.
»Und jetzt?«
Die Kinder waren sich einig: Hilfe mußte her, und zwar schnell. »Gerard!« Eine bessere Idee und schnellere Hilfe gab es kaum.
»Okay. Dann alle mal anfassen!«
Miguel donnerte gegen das Nachtkästchen. »Autsch!« Jetzt war auch Juan hellwach. »Was machst du hier?« Er knipste das Licht an und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Bist du verrückt, um diese Zeit...?« - »Hörst du nicht? Da draußen ist irgend etwas im Gange. Die quatschen seit einer Stunde ununterbrochen. Gefällt mir nicht...« Juan spitzte die Ohren. Tatsächlich polterte jetzt jemand die Treppe hinunter. Leise Stimmen waren zu hören. Eine Tür
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