Geheimcode Makaze
türkisfarbene Schiff anmutig und mit dem Heck voran inmitten eines brodelnden Blasenschwalls unter die Wogen.
Als das Schiff versunken war, wurden die Besatzungsmitglieder geradezu überwältigt von der sonderbaren Stille, dem Schweigen, das sie mit einem Mal umgab.
29
»Etwas ist faul im Staate Dänemark.«
Summer achtete nicht auf den Spruch ihres Bruders. Nachdem sie fast den ganzen Tag eingeschlossen gewesen waren, war plötzlich die Tür aufgerissen worden, und ein Koch, der eine weiße Schürze umgebunden hatte, hatte ein Tablett mit der Suppe, einer Schüssel Reis und einer Kanne Tee hereingetragen. Ein bewaffneter Wachmann hatte vom Gang aus mit drohenden Blicken aufgepasst, und der nervöse Koch war rasch wieder gegangen, ohne ein Wort zu sagen. Summer war hungrig und musterte gierig das Essen, als die Tür wieder von außen verriegelt wurde.
Sie schnüffelte an der Fischsuppe und rümpfte die Nase.
»Ich glaube, da drin ist auch irgendwas Fauliges«, sagte sie.
Dann nahm sie sich den Reis vor, stieß die Essstäbchen in die Schale und mampfte die gedünsteten Körner. Nachdem sie den schlimmsten Hunger gestillt hatte, wandte sie sich wieder ihrem Bruder zu, der dasaß und aus dem Bullauge spähte.
»Mal davon abgesehen, dass wir in einer engen Zwischendeckskabine hocken – was macht dir sonst noch zu schaffen?«
»Nagle mich nicht drauf fest, aber ich glaube nicht, dass wir Japan anlaufen.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Summer, während sie sich eine weitere Ladung Reis in den Mund schaufelte.
»Ich habe die Sonne beobachtet und die Schatten, die das Schiff wirft. Wenn wir nach Japan unterwegs wären, müssten wir Kurs Nordnordost fahren, aber meiner Meinung nach sind wir eher auf nordwestlichem Kurs.«
»Das kann man doch mit bloßem Auge gar nicht so genau erkennen.«
»Einverstanden. Aber ich glaube nur, was ich sehe. Wenn wir in Nagasaki einlaufen, darfst du mich noch mal auf die Navigationsschule schicken.«
»Das hieße ja, dass wir in Richtung Gelbes Meer unterwegs sind«, erwiderte sie, während sie in Gedanken die Geographie Ostasiens durchging. »Meinst du, wir sind nach China unterwegs?«
»Könnte schon sein. China und Japan mögen einander jedenfalls nicht besonders. Vielleicht hat die Japanische Rote Armee eine Operationsbasis in China. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, weshalb die Behörden in Japan bislang keine Verdächtigen aufspüren konnten.«
»Möglich. Aber dann könnten sie nur mit Wissen oder Unterstützung von Seiten des Staates aktiv werden, und ich hoffe doch, dass es sich die Chinesen zweimal überlegen, bevor sie ein amerikanisches Forschungsschiff versenken.«
»Stimmt. Aber gibt auch noch eine andere Möglichkeit.«
Summer nickte und wartete darauf, dass Dirk fortfuhr.
»Die beiden Killer, die meinen Chrysler zusammengeschossen haben. Ein Pathologe im Bezirksleichenschauhaus meinte, dass die Männer wie Koreaner aussahen.«
Summer aß den letzten Klumpen Reis und stellte die Schale samt Stäbchen ab.
»Korea?«, fragte sie stirnrunzelnd.
»Korea.«
Ed Coyle war müde, nachdem er stundenlang die flache graue See abgesucht hatte. Daher traute er seinen Augen kaum, als er etwas zu sehen meinte. Er richtete den Blick zum Horizont und konnte gerade noch den kleinen Lichtpunkt am Himmel erkennen, der eine dünne weiße Rauchfahne hinter sich herzog. Genau danach hatte der Kopilot der Such- und Rettungsmaschine vom Typ Lockheed HC-130 Hercules Ausschau gehalten.
»Charlie, ich sehe eine Leuchtrakete auf zwei Uhr«, meldete er über sein Helmmikrofon, sicher und selbstbewusst wie ein Sportreporter. Unwillkürlich deutete er durch die Kanzelverglasung auf die Stelle, an der er den weißen Punkt hatte aufflammen sehen.
»Ich hab sie«, erwiderte Major Charles Wight mit leicht gedehntem Südstaatenakzent. Der Pilot der HC-130, ein schlaksiger Texaner, der sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließ, zog die Maschine elegant herum, drosselte sie leicht und steuerte den verwehenden Rauchfaden an.
Sechs Stunden nach ihrem Start von der Kadena Air Base auf Okinawa hatten sich die Piloten der Such- und Rettungsmaschine bereits gefragt, ob man sie einfach ins Blaue geschickt hatte. Jetzt aber saßen sie aufrecht auf der Sitzkante und fragten sich, was sie dort im Wasser vorfinden würden. Dann tauchten etliche weiße Punkte am Horizont auf, die allmählich größer wurden, als sich das Flugzeug näherte.
»Sieht so aus, als ob wir’s mit
Weitere Kostenlose Bücher