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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Dann stürmte ich zum Pfad zurück, packte das nächste Stück und wiederholte die Prozedur.
    *
    Wir lagen auf Pritschen im Klinikflügel. Als wir zu fünft mit der Schuppe zur Festung gehumpelt waren, völlig verdreckt und blutbesudelt, in den reizvollen Duft nach Aas, Benzin und Rauch gehüllt, hätte Doolittle fast eine Herzattacke bekommen.
    Man führte uns mit Nachdruck in den Klinikflügel und zwang uns zur Bettruhe. Selbst Ascanio, der ungeschoren davongekommen war. Doolittle und seine Assistenten diagnostizierten unsere Verletzungen. Raphael hatte Verbrennungen zweiten Grades, ich hatte einen gebrochenen Oberarmknochen, Roman war dehydriert und hatte eine Gehirnerschütterung, und Kate hatte zwei angeknackste Rippen, eine Abschürfung an der Hüfte und wieder ein kaputtes Knie. Und dann trat Curran durch die Tür herein.
    Der Zorn des Herrn der Bestien war ein schrecklicher Anblick. Manche Leute tobten, andere schlugen auf Dinge ein, aber Curran legte eine eiskalte Ruhe an den Tag, die einem durch Mark und Bein ging. Sein Gesicht war zu einer ausdruckslosen Maske versteinert, und seine Augen hatten sich in ein Inferno aus geschmolzenem Gold verwandelt. Man konnte sie nicht länger als zwei Sekunden betrachten, ohne dass sich die Muskeln verkrampften, die Knie zitterten und man den Kopf einziehen wollte. Es war einfacher, den Blick auf den Boden zu richten, aber das tat ich nicht. Außerdem war er nicht zornig auf mich. Nicht einmal auf Kate. Er war wütend auf Anapa. Hätte er den Gott in diesem Moment in die Finger bekommen, hätte er ihn zweifellos in Stücke gerissen.
    »Es sind nur ein paar Rippen«, sagte Kate zu ihm. »Und sie sind nicht mal gebrochen. Nur angeknackst.«
    »Und die Hüfte«, bemerkte Doolittle. »Und das Knie.«
    Von einem Honigdachs konnte man eben einfach keine Gnade erwarten.
    Curran sah den Arzt an. »Wie lange muss sie hier bleiben?«
    »Sie kann in ihr Quartier gehen, solange sie es nicht verlässt«, sagte Doolittle. »Ich kann sonst nichts für sie tun, während die Magie außer Kraft gesetzt ist. Sie muss sich ausruhen, bis ich sie richtig zusammenflicken kann.«
    »Sie wird sich ausruhen.« Curran griff nach Kate. »Bist du bereit, Baby?«
    Sie nickte. Curran schob die Hände unter ihren Körper und hob sie auf, behutsam, als würde sie gar nichts wiegen.
    »Alles gut?«, fragte er.
    Sie legte einen Arm um ihn. »Es ging mir nie besser.«
    Dann brachte er sie weg.
    »So, meine junge Dame … wie hast du dir den Arm gebrochen?«, wollte Doolittle von mir wissen.
    »Sie wollte verhindern, dass Kate zermalmt wird«, sagte Raphael.
    »Ein guter Grund.« Doolittle sah mich von der Seite an. Ich wartete auf das, was als Nächstes kommen musste.
    »Wusstest du, dass dein Arm gebrochen ist?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Und hast du zufällig besagten Arm in eine Schlinge gelegt oder dich sonst wie bemüht, ihn ruhig zu halten?«
    Oh Mann! »Nein. Ich war anderweitig beschäftigt.«
    »Was hast du mit besagtem Arm gemacht?«
    »Gegraben.« Und es hatte höllisch wehgetan, aber in diesem Moment war es wichtiger gewesen, den Draugr zu töten.
    »Warst du in einer Stresssituation?«, fragte Doolittle.
    »Ich habe versucht, Teile eines untoten Riesen zu vergraben, um ihn daran zu hindern, durch die Gegend zu stapfen und jeden Menschen zu fressen, der ihm über den Weg läuft. Es wäre erheblich leichter, wenn du mir einfach sagst, worauf du hinauswillst, statt dich auf einem Umweg an die Sache heranzuschleichen.«
    Doolittle nickte einer Assistentin zu. Die kleine, zierliche Frau trat an Romans Krankenliege. »Wir werden Sie jetzt in Ihr privates Zimmer bringen.«
    »Heißt das im Klartext, dass Sie mich um die Ecke bringen wollen?«, fragte Roman. »Weil es im Moment sehr einfach wäre, mich zu überwältigen.«
    Sie lachte leise und schob ihn mitsamt seinem Bett nach draußen.
    Der Heilmagier sah Ascanio an. »Auch du kannst gehen.«
    Der Junge sprang von der Pritsche und verließ fluchtartig den Raum.
    Doolittle zog einen Stuhl heran und setzte sich neben mich. Sein Gesicht hatte einen sehr sanftmütigen Ausdruck. »Ich habe einmal einen Jungen behandelt«, sagte er. »Er war eine Werratte und wurde von seiner Familie misshandelt. Sein Vater hat ihn immer wieder verprügelt. Der Kerl war menschlicher Abschaum, und die gestaltwandlerische Natur seines Sohnes war für ihn ein Vorwand, gewalttätig zu werden.«
    Ich hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Mhm.«
    »Lyc-V ist ein sehr

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