Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
sie glauben lieber an die Wiedergeburt. An seiner Stelle hätte ich noch ein paar Hundert Jahre gewartet, bevor ich versucht hätte, in diesem Durcheinander aus Magie und Technik Fuß zu fassen. Also lautet die einfache Antwort, dass er zurückkehren wird. Aber nicht zu meinen Lebzeiten, und wahrscheinlich werden es auch unsere Kinder oder Enkel nicht mehr erleben. Trotzdem würde ich mich darauf vorbereiten, denn wenn er tatsächlich zurückkehrt, wird er sehr, sehr sauer sein.«
    »Also kann sein sterblicher Körper sterben?«
    »Ja. Es ist nur ein Körper. Bedauerlicherweise ist es ein Körper mit hohem magischem Potenzial. Ich weiß nicht, über welche Reserven er verfügt, aber er wird jeden Tropfen dazu benutzen, sich zu verteidigen. Bisher war er mit seinen Machtdemonstrationen sehr zurückhaltend, was vermutlich bedeutet, dass er, falls wir scheitern, seine Kräfte für den Endkampf gegen Apep aufspart.«
    Wenn der sterbliche Körper unser bester Angriffspunkt war, wäre es sinnlos, in meinen Träumen gegen ihn kämpfen zu wollen.
    Roman tätschelte meinen Rücken. »Kopf hoch, tödliches Mädchen. Die Dinge neigen dazu, irgendwie in Ordnung zu kommen.«
    Nicht diesmal. Aber ich würde nicht mutlos in den Kampf ziehen. Nein, ich würde bis zum bitteren Ende um das Leben der Menschen kämpfen, die ich liebte. Ob er siegte oder verlor, Anapa würde es in jedem Fall bereuen, mir begegnet zu sein.
    Raphael marschierte durch den Torbogen, gefolgt von Ascanio. Raphael trug schwarze Jeans und ein schwarzes T-Shirt, das zu seinem Haar passte und seine modellierten Oberarmmuskeln zur Geltung brachte. Ascanio hatte es irgendwie geschafft, sein Outfit so exakt zu kopieren, dass er wie Raphaels jüngerer Bruder aussah.
    Raphael sah Roman, bemerkte seine Hand auf meinem Rücken und konzentrierte sich wie ein hungriger Hai auf ihn.
    »Was tust du hier?«
    »Ich sitze auf einer Bank und unterhalte mich mit einem hübschen Mädchen.« Der Wolchw sah ihn mit leicht spöttischer Miene an. »Es war alles sehr nett, bis du hier aufgekreuzt bist.«
    »Schön. Wie wäre es, wenn du dich jetzt woanders hinbegeben würdest?«, schlug Raphael vor.
    »Ich habe wirklich keine Lust mehr, mir von dir sagen zu lassen, was ich tun soll«, erwiderte Roman.
    Sie hatten sich, als wir vom Kampf gegen den Draugr zurückgekehrt waren, die ganze Zeit gezankt. Mein Arm hatte zu sehr geschmerzt, um darauf zu achten, aber während des Kampfes auf dem Hügel war anscheinend etwas schiefgelaufen, worauf die beiden aneinandergeraten waren, was Romans Zugehörigkeit infrage gestellt hatte. Sie machten sich gegenseitig dafür verantwortlich. Die Tatsache, dass Raphael und ich uns kaum wieder zusammengerauft hatten und er dazu neigte, keine anderen Männer in meiner Nähe zu dulden, machte es nicht einfacher.
    »Geh weg«, sagte Raphael.
    Der Wolchw lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wie wäre es, wenn du dich selber verpisst?«
    Netter Schlagabtausch.
    Raphael lächelte. »Große Worte für einen Mann in einem Kleid.«
    »Es ist kein Kleid. Es ist ein Umhang, meine Arbeitskleidung. Du weißt doch, was Arbeit ist, oder? Das, was richtige Männer tun.«
    Oh-oh.
    »Richtige Männer?« Raphael lächelte immer noch, und die Spur von Wahnsinn in seinen Augen ließ ihn ein wenig verstört aussehen.
    »Was war noch gleich dein Job?« Roman runzelte die Stirn und tat, als würde er nachdenken. »Ach ja. Stehst du nicht herum und siehst hübsch aus, um Besucherinnen zu beeindrucken? Darin bist du richtig gut. Dazu braucht man auch keine besondere Qualifikation. Man kann auch nicht allzu viel Rente erwarten. Schon gar nicht, wenn man Frau und Kinder durchfüttern muss. Es sei denn, man findet eine reiche alte Lady und hofft, dass sie einen in ihrem Testament berücksichtigt …«
    Ich konnte nicht glauben, dass er das gesagt hatte.
    Raphael erstarrte und war für einen Moment sprachlos.
    »Wie alt müsste so eine alte Lady sein?«, fragte Ascanio. »Etwa vierzig?«
    »Geh zurück zu Tante B und bleib bei ihr«, sagte Raphael. Seine Stimme klang gefährlich ruhig. Oh-oh.
    »Ja, Alpha.« Ascanio wirbelte herum und machte sich davon.
    Raphael hatte ihn aus der unmittelbaren Gefahrenzone entfernt.
    »Was macht ihr beiden da?«, fragte ich. »Haben wir nicht Wichtigeres zu tun?«
    »Halt du dich raus«, sagte Raphael zu mir. »Das ist eine Sache zwischen ihm und mir.«
    Ich kannte diesen Blick. Er bedeutete so viel wie »Ich werde es tun

Weitere Kostenlose Bücher