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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ihre Kinder nicht genauso verletzen, wie sie mich verletzt hatte. Aber ich konnte mich dem Rudel anschließen und dafür sorgen, dass kein anderes junges Mädchen in meine Lage geriet. Kein anderer kleiner Bouda würde sich allein verstecken, aus Angst, gefunden und misshandelt zu werden. Nicht während meiner Dienstzeit. Nicht, solange ich atmete.
    Allmählich ließ mein Schluchzen nach. Raphael und ich hockten zusammen da.
    »Nur fürs Protokoll: Ich hatte ihn«, sagte Raphael. Ich hörte seinem Tonfall an, dass er mich damit piksen wollte. Die vertraute Stichelei hatte etwas Tröstendes, und in diesem Moment brauchte ich sie dringend.
    »Für mich hat es gar nicht danach ausgesehen. Er hatte dich völlig eingewickelt.«
    »Das glaubst du«, erwiderte er.
    »Ja, das glaube ich.«
    »Die Arbeit mit dem lila Teppich scheint dauerhaften Schaden angerichtet zu haben«, sagte Raphael.
    »Bei dir.«
    Er beugte sich vor und murmelte: »Ich bin es nicht, der blaue Flecken am Hintern hat.«
    Ach, so war das also gemeint? »Hättest du gern welche?«
    Er grinste und nickte.
    »Vielleicht hast du Unterstützung im Kampf gegen Roman gebraucht«, erklärte ich.
    »Ich brauche keine Unterstützung. Ich kann ihn auch besiegen, wenn man mir eine Hand auf den Rücken bindet.«
    »Er hat dir eine Hand auf den Rücken gebunden.«
    »Vielleicht sah es aus deiner Perspektive so aus …«
    So fand Jims Bote uns vor, wie wir auf dem Boden hockten, zankend und flirtend. Jims Leute waren aus Warren zurückgekehrt, der ärmlichen Umgebung der White Street, und sie hatten Informationen über Gloria mitgebracht.
    *
    Ich saß an einem großen Konferenztisch, der mit Essen und Berichten überhäuft war. Jim saß mir gegenüber, und links von mir saß Chandra, der designierte Experte des Schakal-Clans für Altägypten. Zwischen uns erhoben sich Papierstapel, die all die Informationen enthielten, die Jims Team aus den Bewohnern von Warren herausgequetscht hatte. Derek stieß nach fünfzehn Minuten zu uns. Wir suchten nach Hinweisen. Irgendwo bereiteten sich in diesem Moment Glorias Kollegen darauf vor, Apep von den Toten wiederauferstehen zu lassen. Wir mussten wissen, wo das geschehen sollte, und Gloria war unsere einzige Spur.
    Nach mehreren Stunden Arbeit saß ich vor zwei Papierstapeln: einem großen mit Sachen, die ich durchgesehen und für nicht relevant befunden hatte, und einem recht kleinen mit Dokumenten, die uns vielleicht nützlich sein konnten. Ich hatte einen halben Notizblock vollgeschrieben. Ich hatte schon wieder Hunger. Die Mittagszeit kam und ging ohne eine heiße Spur vorbei.
    »Es wäre nett, wenn wir eine Landkarte hätten«, sagte Chandra, »auf der jemand eine Stadt eingekreist hat.«
    »Und vielleicht mit einer Notiz ›Hier geheimes Versteck‹?«, fügte Derek hinzu.
    Ich betrachtete den Zettel, der vor mir lag. Gloria hatte eine private Versandfirma beauftragt, die schneller und zuverlässiger arbeitete als die normale Post, aber die Firma verlangte von ihren Kunden, den Inhalt der Pakete genau zu deklarieren. Falls ein Paket beschloss, während einer Magiephase Tentakel auszubilden, wollte man auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.
    Ein Ermittler namens Douglas hatte Glorias Versandfirma ausfindig gemacht und einen Vertreter mit einer beträchtlichen Bestechungssumme dazu gebracht, ihm eine Liste mit allem auszuhändigen, was an Glorias Adresse geliefert worden war. Handgefertigte Seife, Stückpreis dreißig Dollar. Teures Parfüm. Erlesene Badesalze. Jemand hatte auf großem Fuß gelebt.
    Doolittle kam durch die Tür herein. »Solltest du dich nicht ausruhen?«
    »Ich rette mal wieder die Welt«, erwiderte ich.
    Doolittle schaute betrübt drein. »Ich werde uns eine heiße Schokolade machen.«
    Ich ging die Liste der ausgelieferten Artikel durch: Bücher, Bla-Bla, wieder Seife, Moskitoschutzcreme. Hmm. In Georgia herrschte Trockenzeit. Ich hatte seit Ewigkeiten keinen Moskito mehr gesehen.
    »Moskitoschutzcreme«, sagte ich.
    Derek hob seinen Stift. »Stiefel. Zwei Tage bevor du sie getötet hast, war sie in Carlos’ Schuhladen und hat ein Paar Gummistiefel gekauft. Einige Kinder aus Warren haben sie um etwas Kleingeld angebettelt, und sie hat ihnen gesagt, dass sie sich gefälligst verpissen sollen.«
    Böser Fehler. Mit den Straßenkids sollte man es sich nie verscherzen.
    »Also geht es um Wasser«, sagte Jim.
    »Im ursprünglichen Mythos lebte Apep im Fluss«, sagte Chandra.
    »Vielleicht irgendwo im

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