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Geheime Macht

Geheime Macht

Titel: Geheime Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dem schwarze Jeans zum Vorschein kamen. »Ich trage immer Hosen. Ich möchte mich nur nicht mit diesen idiotischen Klamotten abgeben. Ich weiß nicht einmal, wie man so etwas anzieht.«
    »Der Tarnanzug wird dich nicht umbringen«, sagte ich zu ihm. »Wenn du ihn nicht trägst, könnte es dich umbringen.«
    Roman seufzte, verdrehte die Augen und zog seinen Umhang und die Jeans aus. Darunter kam ein muskulöser Oberkörper zum Vorschein. Nun gut. Manche Leute hielten sich fit. Roman zog die Anzughosen an, schnappte sich die schwarzen Stiefel, faltete die Hosenbeine mit geübtem Griff zusammen und steckte die Füße in die Stiefel.
    Hmmm.
    Als Nächstes streifte er sich die ACU -Jacke über und rollte beide Ärmel zu einem vorschriftsmäßigen Sommeraufschlag hoch. Raphael starrte ihn an. Roman spannte den Oberkörper an. »So wirken die Arme kräftiger, seht ihr?«
    »Du Arschloch.« Ich schlug ihm mit der Faust gegen die Schulter.
    »Vorsichtig! Ich bekomme sehr leicht blaue Flecken.« Er rieb sich den vollen Bizeps, und ich sah kurz ein Tattoo an seinem Arm: einen Totenschädel, der ein Barett trug. Er war ein Army Ranger.
    Jetzt hatte ich alles gesehen.
    *
    Ich stand auf dem Bug eines Pontonboots und blickte durch ein Fernglas. Raphael saß am Ruder. Hinter uns steuerte Roman das zweite Fahrzeug. Er hatte eine Art Ledergeschirr mitgebracht, das er sich über die ACU gestreift hatte, um seinen Stab hineinstecken zu können. Es sah etwas albern aus, wie ihm das Ding über die Schulter blickte.
    Vor mir erstreckte sich ein Fluss, dessen Oberfläche blauschwarz und halb unter Lilien und anderen Wasserpflanzen verborgen war. Seltsame hohe Bäume säumten das Ufer, ragten aus Schilf und Gebüsch empor. Ihre Stämme waren glatt und wirkten aufgedunsen, wo sich die Wurzeln aus dem Wasser erhoben. Weiter oben wurden sie schmaler und fächerten sich in ein frisches grünes Blätterdach auf. Sie sahen irgendwie prähistorisch aus. Dieses Land war nicht mein Land.
    »Sumpfzypressen«, erklärte Raphael mir, als ich ihn danach fragte. »Sie sind Stützpfeiler gegen die Hurrikans.«
    Wir arbeiteten uns durch das Labyrinth aus Wasserläufen und falschen Inseln aus schwimmendem Torf mit Grasbewuchs vor. Es roch nach Wasser, Fisch und Schlamm. Irgendwo links von uns brüllte ein Alligator, ein Laut, der aus tiefster Kehle kam, mächtig und urtümlich, als wäre es die eigentliche Stimme des Sumpfes. Dieses uralte, feucht wuchernde Leben hatte eine seltsam abgeklärte Schönheit, aber ich war nicht in der richtigen Stimmung, um sie genießen zu können.
    Vor uns gabelte sich der Fluss und umschloss eine Insel, die ein dichtes Gewirr aus Unterholz und Sumpfzypressen war. An einem niedrigen Busch, genau in der Mitte des Flusses, hing ein kleines weißes Stück Stoff. Die bisherigen Markierungen von Jims Leuten waren entweder links oder rechts angebracht, um anzuzeigen, welche Richtung wir einschlagen sollten. Doch diese zeigte geradeaus.
    »Insel in Sicht«, sagte ich. »Und diesmal werden wir nicht herumfahren.«
    »Verstanden.«
    Seit gestern Abend hatte Raphael genau sechzehn Worte mit mir gesprochen. Er distanzierte sich. Wahrscheinlich war es besser so.
    Das Boot glitt auf das schlammige Ufer. Ich sprang in die matschige Suppe und zog die Plane zurück, die den Boden des Boots bedeckte. Waffen starrten mich an, liebevoll in Plastik eingewickelt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen. Zwei Shotguns. Eine UMP -von Heckler & Koch. Und mein Baby, eine Parker Hale M-85, mein bevorzugtes Scharfschützengewehr. Leider wurde das Modell nicht mehr hergestellt. Die Waffe war ein Geschenk von meinem Scharfschützenausbilder, ich konnte damit einem Menschen aus neunhundertsechzig Metern Entfernung eine Kugel genau in die Mitte der Stirn treiben. Sie hatte mich noch nie im Stich gelassen.
    Ich nahm das Gewehr und eine Shotgun, Raphael schulterte den Rucksack mit Munition und schnappte sich die UMP und die zweite Shotgun. Kurz darauf dockte Roman an und schlug in seinem Boot die Plane zurück, um sich mit einem riesigen Rucksack voller magischem Zubehör, meinem Compoundbogen und zwei Köchern mit Pfeilen auszustatten. Wir machten uns auf den Weg durch den Sumpf und bewegten uns so leise, wie es der Untergrund gestattete.
    Das Gelände stieg an. Unter all dem Schlamm musste sich eine felsige Erhebung verbergen. Wir marschierten weiter die Anhöhe hinauf.
    Raphael blieb stehen. Einen Moment später roch ich es ebenfalls – Rauch. Wir duckten

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