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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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entdecken. Vor Erleichterung hätte ich beinahe laut gelacht, als er wieder anfing zu sprechen und ich hörte, dass er noch in seinem Sessel saß.«
    »Ja, ja, und was hat er gesagt?«
    Mit der optimistischen Ausstrahlung einer Schauspielerin kurz vor dem Ende einer schwierigen Textpassage fuhr Emmeline fort: »Papa hat gesagt, in den Kriegsjahren wären die Geschäfte zwar schlecht gelaufen, aber jetzt würde er keine Flugzeuge mehr bauen, sondern wieder Automobile. Die verdammte Bank – seine Worte, nicht meine – die verdammte Bank würde ihr Geld schon bekommen. Er sagte, er hätte, als er sich ans Parlament gewandt hat, einen Mann kennengelernt. Einen Finanzexperten. Der Mann, Mr Simion Luxton, hat Verbindungen, sagte Papa, und zwar nicht nur innerhalb der Geschäftswelt, sondern auch zur Regierung.« Emmeline beendete den Monolog mit einem triumphierenden Seufzer. »Das war’s mehr oder weniger. Es schien Papa schrecklich peinlich zu sein, als Großmama die Bank erwähnt hat. Und in dem Moment hab ich mir vorgenommen, mein Bestes zu tun, um einen guten Eindruck auf Mr Luxton zu machen und Papa zu helfen, seine Firma zu retten.«
    »Ich wusste gar nicht, dass dich das so lebhaft interessiert. «
    »Natürlich tut es das«, erwiderte Emmeline affektiert.
»Und du brauchst nicht sauer auf mich zu sein, bloß weil ich mehr darüber weiß als du.«
    Kurzes Schweigen. Dann Hannah: »Dein plötzliches Interesse an Papas Geschäften hat wohl nicht zufällig etwas zu tun mit diesem jungen Kerl, dem Sohn, über dessen Foto in der Zeitung Fanny fast in Ohnmacht gefallen wäre?«
    » Theodore Luxton? Kommt der auch zum Dinner? Das wusste ich ja gar nicht«, sagte Emmeline, aber auf ihre Lippen hatte sich ein Lächeln geschlichen.
    »Du bist viel zu jung für ihn. Der ist mindestens dreißig.«
    »Ich bin fast fünfzehn, und alle sagen, ich sehe viel älter aus.«
    Hannah verdrehte die Augen.
    »Jedenfalls bin ich nicht zu jung, um mich zu verlieben«, fuhr Emmeline fort. »Julia war erst vierzehn.«
    »Na, und wie es ihr ergangen ist, weißt du ja.«
    »Das war doch bloß ein Missverständnis. Wenn sie Romeo geheiratet hätte und wenn ihre blöden alten Eltern sich nicht so angestellt hätten, dann wären sie glücklich und zufrieden gewesen bis an ihr Lebensende. « Sie seufzte. »Ich kann es gar nicht erwarten zu heiraten.«
    »Eine Ehe besteht nicht nur darin, einen gut aussehenden Mann zum Tanzen zu haben«, bemerkte Hannah. »Da gehört noch eine Menge mehr zu.«
    Die Musik hatte aufgehört, und ich hörte die Schallplatte unter der Nadel knistern.
    »Was denn zum Beispiel?«
    Meine Wangen glühten.
    »Private Dinge«, sagte Hannah. » Intimitäten .«
    »Oh«, flüsterte Emmeline. » Intimitäten . Die arme Fanny.«

    Eine ganze Weile herrschte Schweigen, während wir alle über das Unglück der armen Fanny nachdachten. Frisch verheiratet und auf Hochzeitsreise mit einem äußerst merkwürdigen Mann.
    Ich selbst war inzwischen nicht mehr ganz unerfahren, was derartige Schrecken anging. Wenige Monate zuvor war mir Billy, der schwachsinnige Sohn des Fischhändlers aus dem Dorf, in eine schmale Gasse gefolgt, hatte mich in eine Ecke gedrängt und mit seinen ungeschickten Fingern unter meinem Rock herumgefummelt. Anfangs war ich starr vor Schreck gewesen, doch dann waren mir die in Zeitungspapier gewickelten Makrelen in meinem Einkaufsnetz eingefallen, und ich hatte ihm das Netz um die Ohren geschlagen. Er ließ mich los, aber erst, nachdem sich seine Finger in mein Fleisch gegraben hatten. Die Erinnerung daran ließ mich auf dem ganzen Heimweg immer wieder erschaudern, und erst viele Tage später konnte ich wieder die Augen schließen, ohne das alles noch einmal vor mir zu sehen, ohne mich zu fragen, was geschehen wäre, wenn ich mich nicht gewehrt hätte.
    »Hannah«, fragte Emmeline. »Was genau sind eigentlich Intimitäten?«
    »Ich … na ja … Liebesbezeugungen«, sagte Hannah leichthin. »Sehr schön, schätze ich, mit einem Mann, den man leidenschaftlich liebt, aber absolut ekelerregend mit jedem anderen.«
    »Ja, ja. Aber was ist es? Was genau ?«
    Schweigen.
    »Du weißt es also auch nicht«, höhnte Emmeline. »Ich sehe es dir an.«
    »Na ja, nicht genau …«
    »Ich frage Fanny, wenn sie zurückkommt«, sagte Emmeline. »Dann wird sie es ja wissen.«

    Während ich zwischen den hübschen Sachen in Emmelines Kleiderschrank nach dem blauen Kleid suchte, fragte ich mich, ob das, was Hannah sagte, stimmte. Ob

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