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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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ich das, was Billy von mir erzwungen hatte, mit einem anderen Mann jemals schön finden würde. Ich musste an die wenigen Male denken, als Alfred im Dienstbotenzimmer ganz dicht neben mir gestanden hatte, an das seltsame, aber angenehme Gefühl, das mich dabei jedes Mal überkam …
    »Ich habe ja auch nicht gesagt, dass ich auf der Stelle heiraten will«, sagte Emmeline. »Ich meinte nur, dass Theodore Luxton unglaublich attraktiv ist.«
    »Du meinst wohl, dass er sehr wohlhabend ist«, entgegnete Hannah.
    »Das ist doch eigentlich dasselbe.«
    »Du hast wirklich Glück, dass Papa dir erlaubt hat, am Abendessen teilzunehmen«, sagte Hannah. »Mir hätte er das nie gestattet, als ich vierzehn war.«
    »Fast fünfzehn.«
    »Wahrscheinlich fehlte ihm einfach eine Tischdame.«
    »Ja. Zum Glück hat Fanny diesen schrecklichen Langweiler geheiratet, und zum Glück wollte er unbedingt eine Hochzeitsreise nach Italien machen. Wenn die beiden zu Hause gewesen wären, hätte ich garantiert mit Nanny Brown im Kinderzimmer essen müssen. «
    »Ich würde mich lieber mit Nanny Brown an einen Tisch setzen als mit Pas Amerikanern.«
    »Blödsinn«, sagte Emmeline.
    »Oder mein Buch lesen.«
    »Du Heuchlerin«, empörte sich Emmeline. »Du hast dir doch dein elfenbeinfarbenes Satinkleid zurechtgelegt, das Kleid, von dem Fanny auf keinen Fall wollte, dass du es anziehst, wenn ihr alter Langweiler zu Besuch kommt.
Du würdest es heute Abend nicht tragen, wenn du nicht genauso aufgeregt wärst wie ich.«
    Schweigen.
    »Ha!«, rief Emmeline aus. »Ich habe recht! Du lächelst! «
    »Also gut, ich freue mich auch auf heute Abend«, sagte Hannah. »Aber nicht«, fügte sie hastig hinzu, »weil ich ein paar reiche Amerikaner beeindrucken will, die ich überhaupt nicht kenne.«
    »Ach nein?«
    »Nein.«
    Die Bodendielen knarrten, als eins der Mädchen das Zimmer durchquerte und die abgelaufene Schallplatte, die sich immer noch auf dem Plattenteller drehte, anhielt.
    »Nun?« Das war Emmeline. »Es wird wohl kaum Mrs Townsends Menü aus rationierten Lebensmitteln sein, worauf du dich so freust.«
    Während der kurzen Stille, die darauf folgte, rührte ich mich nicht vom Fleck und lauschte angestrengt. Als Hannah schließlich antwortete, klang ihre Stimme ruhig, dennoch verriet sie eine leichte Erregung. »Heute Abend«, sagte sie, »werde ich Papa fragen, ob ich nach London zurückkehren darf.«
    Mir blieb fast das Herz stehen. Sie waren doch gerade erst angekommen; dass Hannah so bald wieder abreisen würde, war undenkbar.
    »Zu Großmama?«, fragte Emmeline.
    »Nein. Ich möchte allein leben. In einer Wohnung.«
    »Einer Wohnung ? Warum in aller Welt willst du in einer Wohnung leben?«
    »Du wirst lachen … Ich möchte in einem Büro arbeiten. «
    Emmeline lachte nicht. »Und welcher Art von Arbeit willst du dort nachgehen?«

    »Büroarbeit. Tippen, Akten ablegen, stenografieren.«
    »Aber du kannst doch gar nicht steno…« Emmeline unterbrach sich und seufzte resigniert. »Du kannst stenografieren. Diese Papiere, die ich neulich gefunden hab – das waren gar keine ägyptischen Hieroglyphen …«
    »Nein.«
    »Du hast Stenografieren gelernt. Heimlich«, sagte Emmeline empört. »Von Miss Prince?«
    »Lieber Himmel, nein. Unterrichtet Miss Prince etwas so Nützliches? Niemals.«
    »Wo dann?«
    »In der Sekretärinnenschule im Dorf.«
    »Wann?«
    »Ich hab schon vor Jahren damit angefangen, kurz nachdem der Krieg ausgebrochen ist. Ich fühlte mich so nutzlos, und es schien mir eine gute Möglichkeit zu sein, meinen Beitrag zu den Kriegsanstrengungen zu leisten. Als wir bei Großmama wohnten, dachte ich, ich könnte eine Stelle finden – es gibt so viele Büros in London – aber … irgendwie hat es nicht geklappt. Als ich es geschafft hatte, lange genug von Großmama wegzukommen, um mich zu bewerben, wollte mich niemand nehmen. Sie meinten, ich sei zu jung. Aber jetzt, wo ich achtzehn bin, könnte ich eine Stelle bekommen. Ich habe so viel geübt, und ich bin wirklich schnell.«
    »Wer weiß sonst noch davon?«
    »Niemand. Nur du.«
    Immer noch mit den Kleidern beschäftigt, während Hannah die Vorzüge ihrer Ausbildung beschrieb, ging mir etwas verloren: mein kleines bisschen Selbstvertrauen, das ich so lange gehütet hatte. Ich spürte, wie es mich verließ, zwischen Seide und Satin hindurchsegelte, bis es zwischen den stummen Staubkörnchen auf dem Boden des Kleiderschranks landete, wo ich es nicht mehr sehen konnte.

    »Na?«,

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